Zu viel Protein: Gibt es den sogenannten Eiweißschock?

Proteine sind lebensnotwendig und erfüllen viele wichtige Funktionen in unserem Körper. Deshalb kann ein Mangel gefährlich werden – aber wie sieht es bei zu viel Protein aus? Wir erklären, ob es den sogenannten Eiweißschock gibt.

Proteinreiche Lebensmittel© Adobe Stock/PhotoSG
Proteine sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung – aber kann man auch zu viel von ihnen zu sich nehmen und einen Eiweißschock bekommen?

Proteine sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Umgangssprachlich als Eiweiße bezeichnet, erfüllen sie viele lebenswichtige Funktionen in unserem Körper und sind Baustoffe für Zellen, Gewebe, Organe und Blut. Zudem sind sie neben Kohlenhydraten und Fetten ein wichtiger Energielieferant.

Gibt es den sogenannten Eiweißschock?

Bei einem Eiweißschock sollen nach dem Verzehr zu großer Mengen Eiweiß Symptome wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Kreislaufprobleme auftreten. Die Existenz des sogenannten Eiweißschocks ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt. Eine allgemeine Eiweißallergie gibt es nicht, da Proteine in unterschiedlichen Formen und Zusammensetzungen in allen Lebensmitteln vorkommen. Dennoch können nach dem Verzehr eiweißreicher Mahlzeiten Beschwerden auftreten, da man auf einzelne Lebensmittel wie Eier, Garnelen oder Milchprodukte durchaus allergisch reagieren kann. Wenn Sie eine Allergie oder Unverträglichkeit bei sich befürchten, sollten Sie auf das jeweilige Produkt verzichten und ihre Vermutung durch eine ärztliche Untersuchung abklären lassen.

Was könnte fälschlich als "Eiweißschock" bezeichnet werden? 

Der Begriff Eiweißschock wird umgangssprachlich verwendet, ist aber kein medizinisch anerkanntes Krankheitsbild. Häufig steckt dahinter eine Verwechslung mit allergischen Reaktionen, Verdauungsbeschwerden oder einer vorübergehenden Stoffwechselüberlastung durch übermäßigen Eiweißkonsum.

1. Eiweißallergie (z. B. auf Kuhmilch-, Ei- oder Sojaproteine) 

Echte Immunreaktion mit möglichen Symptomen wie Hautausschlag, Atemnot, Kreislaufproblemen oder sogar anaphylaktischem Schock. Trifft nur auf bestimmte Personen mit diagnostizierter Allergie zu. 

2. Übelkeit, Blähungen oder Völlegefühl nach eiweißreicher Kost 

Kann durch zu große Mengen an schwer verdaulichem Protein (z. B. Fleisch, Whey, Hülsenfrüchte) entstehen. Besonders bei Menschen mit gestörter Nieren- oder Leberfunktion ist die Verstoffwechselung erschwert. 

3. Keto-ähnliche Symptome bei extrem eiweißbetonter Ernährung 

In sehr kohlenhydratarmen Diäten kann der Körper in einen Zustand ähnlich der Ketose geraten. Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, „keto flu“ sind aber eher energie- und stoffwechselbedingt, nicht direkt durch Eiweiß ausgelöst. 

4. Stickstoffbelastung / Nierenbelastung bei zu viel Eiweiß 

Bei extremen Mengen über längere Zeit kann es zu einer Belastung der Nieren kommen – insbesondere bei bestehenden Vorerkrankungen. Nicht akut schockartig, sondern ein chronisches Risiko.

Wie viel Eiweiß soll ich täglich zu mir nehmen?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Eiweißmenge von 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Da Proteine auch wichtig für die Muskelfunktion sind, haben besonders Sportler, die Krafttraining treiben, einen erhöhten Bedarf, um Muskulatur aufbauen zu können. Gleiches gilt für Menschen, die Diäten machen, damit bei ihnen keine Muskelmasse abgebaut wird. Ein Eiweißmangel kann sich durch Symptome wie eine erhöhte Infektanfälligkeit, Störungen der Wundheilung, Haarausfall, Müdigkeit und sogar Depressionen bemerkbar machen. Langfristig können sich aus dem Mangel ernsthafte Erkrankungen wie eine Herzschwäche entwickeln. 

Zu viel Eiweiß: Das passiert im Körper

Eine hohe Proteinzufuhr ist für gesunde Menschen in der Regel ungefährlich. So sagt der Internist und Leiter der Ernährungsmedizin an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Johannes Erdmann: "Aminosäuren, die der Körper nicht mehr benötigt, werden unter anderem zu Harnstoff umgebaut und über die Nieren wieder ausgeschieden." 

Laut dem Mediziner werden gesunde Nieren durch einen Überschuss jedoch nicht geschädigt. Wenn aber eine Erkrankung der Nieren vorliegt, sollte man den Eiweißanteil in der Ernährung reduzieren. Wichtig ist zudem, in welcher Form man das Eiweiß zu sich nimmt. Wer viele tierische Eiweißprodukte wie Wurst oder Käse isst, nimmt gleichzeitig viel Fett auf – das kann wiederum zu einer Gewichtszunahme oder zu einer Fettstoffwechselstörung führen. Greifen Sie stattdessen zu eiweißhaltigen Lebensmitteln mit wenig Fett wie magerem Hähnchen oder Magerquark