Inhaltsverzeichnis
- Magersucht: Definition und Fakten zur Essstörung
- Typisches Verhalten bei Magersucht: Diese Anzeichen sollten Sie kennen
- Absoluter Kontrollzwang
- Hang zum Perfektionismus und Leistungsorientiertheit
- Sozialer Rückzug und Isolation
- Depression und begleitende psychische Störungen
- Symptome und körperliche Anzeichen der Krankheit
- Hilfe bei Magersucht: Behandlung und Therapiemöglichkeiten
- Magersuchthilfe im Internet
Magersucht: Definition und Fakten zur Essstörung
Magersucht (Anerexia nervosa) ist sicherlich die bekannteste Form der Essstörung. Betroffene hungern zwanghaft und wollen immer mehr Gewicht verlieren. Dafür scheint jedes Mittel recht: Mangelernährung, exzessives Sporttreiben, Entwässerungsmittel oder abführende Medikamente.Obwohl Menschen, die an Magersucht erkrankt sind, vor allem körperliche Anzeichen der Essstörung zeigen, darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der Anorexia nervosa um eine psychische Erkrankung handelt. Betroffene Menschen können nicht einfach aufhören, nichts oder kaum etwas zu essen. Ihre Selbstwahrnehmung ist krankhaft gestört, sie empfinden sich stets als „immer noch zu dick“.
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Obwohl Magersucht eine der in der Gesellschaft am bekanntesten Formen der Essstörung ist, ist sie nicht die häufigste. Die Binge-Eating-Störung und Bulimie treten sowohl bei Frauen und Mädchen als auch bei Jungen und Männern wesentlich häufiger auf. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ermittelte, dass im Laufe ihres Lebens von 1.000 Frauen und Mädchen etwa 14 an Magersucht erkranken. Magersucht ist bei Frauen und Mädchen deutlich häufiger als bei Männern und Jungs. Bei Mädchen nimmt das Risiko, an Essstörungen wie Magersucht zu erkranken, während der Pubertät sogar zu; bei Jungs nimmt es hingegen ab.
Während es eine ganze Reihe körperlicher Symptome und Folgen der Magersucht gibt, die durchaus bekannt sind, herrscht oft noch lückenhaftes Wissen über typische Verhaltensweisen von Menschen, die an Magersucht erkrankt sind.
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Typisches Verhalten bei Magersucht: Diese Anzeichen sollten Sie kennen
Absoluter Kontrollzwang
Betroffene der Anorexia nervosa kontrollieren die eigene Nahrungsaufnahme bis ins Detail. Dazu gehört ein umfangreiches Wissen über Lebensmittel und deren kalorischer Werte. Mitunter führen Betroffene Ernährungstagebücher, in denen jede einzelne Kalorie festgehalten wurde. Der Kontrollzwang bezieht sich natürlich auch auf die Ausmaße des eigenen Körpers. Ständiges Wiegen oder Ausmessen von Brust-, Bauch- oder Oberschenkelumfang gehören zur Routine, um das Untergewicht zu dokumentieren.
Hang zum Perfektionismus und Leistungsorientiertheit
Diszipliniertes und striktes Hungern wird als Erfolg gewertet. Um immer weiter abnehmen zu können, müssen solche Erfolge stets gebrochen werden. Mehr Sport, mehr Hunger und noch weniger Kalorien erfordern jede Menge Disziplin und Aufopferung. Betroffene können oft nur mit absolut „perfekt“ eingestellter Mangelernährung ihr Untergewicht weiter und weiter verringern. Dass das Abnehmen zur Sucht und lebensgefährlich wird, verdrängen Erkrankte oft.
Sozialer Rückzug und Isolation
Freunde und Familie können in einem zwanghaft kontrolliertem Leben, in dem sich alles um das (Nicht-)Essen dreht, nur eine kleine Rolle spielen. Menschen, die an Magersucht erkrankt sind, ziehen sich oft ins Private zurück, treiben exzessiv Sport und gehen sozialen Situationen aus dem Weg.
Depression und begleitende psychische Störungen
Magersucht ist eine psychische Erkrankung, die eng an Zwangsstörungen angrenzt. Bei Betroffenen können sich entsprechend andere Zwangsstörungen entwickeln. Nicht selten leiden Erkrankte auch an Depressionen. Der ständige „Erfolgs“-Druck, noch mehr abzunehmen, kann schnell auf das mentale Wohlbefinden schlagen. Angststörungen, Depression oder gar Persönlichkeitsstörungen können auftreten.
Symptome und körperliche Anzeichen der Krankheit
Neben typischen Verhaltensweisen, die auf eine Magersucht bei Erwachsenen hindeuten können, gibt es natürlich auch eine Reihe körperlicher Anzeichen der Essstörung. Und diese körperlichen Symptome sind enorm vielfältig. Die dauerhafte Mangelernährung und Unterversorgung des Körpers mit Nährstoffen hat auf alle Organe und Stoffwechselprozesse im Körper einen erheblichen negativen Einfluss.
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Bei fortgeschrittener Magersucht sehen Betroffene völlig abgemagert aus. Der Körper verfügt über keine Fettreserven mehr, Knochen und Gelenke sind durch die Haut deutlich sichtbar. Da der Körper die wenige Energie, die ihm zur Verfügung steht, für die allerwichtigsten, lebensnotwendigen Prozesse und Funktionen einsparen muss, bleibt für vieles andere keine Kapazität mehr. So sinkt der Blutdruck, die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, der Herzschlag verlangsamt sich. Auch treten Verdauungsprobleme auf. Häufig leiden Menschen, die an Magersicht erkrankt sind, unter chronischer Verstopfung.
Weitere sichtbare Anzeichen der Magersucht sind Haarausfall und Veränderung des Haarwachstums. Ärzte und Ärztinnen sprechen hier oft von Lanugo-Behaarung. Diesen Flaumhaarwuchs kennen Eltern etwa von ihren Säuglingen. Mit Magersucht geht auch das Aussetzen der Menstruation bei Frauen einher.
Hilfe bei Magersucht: Behandlung und Therapiemöglichkeiten
Magersucht muss in den allermeisten Fällen mit Unterstützung von gesundheitlichem Fachpersonal wie Ärzten, Ärztinnen, Psychiatern, Psychiaterinnen und Ernährungsexperten behandelt werden. Die Therapie kann je nach Schwere der Essstörung und Stadium des Fortschritts ambulant oder stationär erfolgen. Ziel der Behandlung ist es immer, Normalgewicht wiederherzustellen, ungesunde und gestörte Essverhalten zu verändern und die eigene Wahrnehmung des Körpers zu normalisieren. In späteren Phasen der Therapie bei Magersucht können auch mögliche psychologische Ursachen, Traumata oder familiäre Probleme aufgearbeitet und therapiert werden. Hilfen finden Betroffene bei ihren Hausärzten und Hausärztinnen oder bei Beratungsstellen.
Magersuchthilfe im Internet
Haben Sie Anzeichen einer Magersucht oder einer anderen Essstörung bei sich festgestellt, können Sie vielfältige Hilfsangebote annehmen. Essstörungen sind psychische Krankheiten. Es ist nicht Ihre Schuld, dass Sie krank geworden sind. Mit professioneller Hilfe und ambulanter oder stationärer Behandlung können Sie wieder gesund werden. Auf der Magersucht-Themenseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden Sie verschiedene Hilfsangebote. In der Telefonberatung oder Online-Beratung können Sie professionelle Hilfe finden.