Was ist Diabetes Typ 1?
Bei Diabetes mellitus Typ 1 handelt es sich um eine
Autoimmunerkrankung, die in der Regel vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert wird – vorrangig im Kinder- und Jugendalter. Bei Diabetes Typ 1 produzieren Betroffene kein oder kaum
Insulin. Die Erkrankung entsteht, wenn sich das Immunsystem gegen die Insulin produzierenden
Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse richtet und diese zerstört. Somit bleibt die Insulinproduktion aus und der Blutzucker erhöht sich. Ohne Insulinzufuhr von außen kommt es innerhalb kürzester Zeit zur einer
Ketoazidose, welche lebensgefährlich ist. Ebenso schädigen erhöhte Blutzuckerwerte auf Dauer die Blutgefäße, Nerven und Organe.
Die Unterschiede zu Diabetes Typ 2
Während bei Diabetes Typ 1 kein Insulin mehr produziert wird, haben
Diabetes-Typ-2-Betroffene noch Insulin, jedoch mit verminderter Wirkung. Um dies auszugleichen, produziert der Körper mehr Insulin. Die Bauchspeicheldrüse ist für diese Überproduktion jedoch nicht ausgelegt und produziert irgendwann weniger Insulin oder stellt die Herstellung ganz ein. Diabetes Typ 2 wird oft durch Übergewicht, Bewegungsmangel und die falsche Ernährung ausgelöst. Mit einer Lebensänderung wie einer
Ernährungsumstellung,
Sport und Gewichtsverlust können Diabetes-Typ-2-Patienten den Verlauf deutlich verbessern, sodass unter Umständen keine Medikamente oder Insulin notwendig sind.
Ursachen von Diabetes Typ 1
Der Auslöser von Typ-1-Diabetes ist fast immer eine Autoimmunreaktion. Dabei greifen die Abwehrzellen des Immunsystems die Insulin produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstören sie. Als Ursache dafür werden bestimmte Umweltfaktoren oder Virusinfektionen vermutet. Auch die Erbanlagen spielen eine gewisse Rolle. Eine genaue Ursache ist jedoch nicht bekannt.
Symptome bei Diabetes Typ 1
Anfangs verläuft die Erkrankung symptomfrei. Mithilfe einer Blutuntersuchung können sich aber schon Monate bis Jahre vor dem Ausbruch des Diabetes Antikörper nachweisen lassen. Sind jedoch etwa 80 Prozent der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, reicht das Insulin nicht mehr aus, um die Glukose aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Innerhalb von Tagen bis Wochen treten daher diese Symptome auf:
- häufiger Harndrang
- starker Durst
- Müdigkeit
- Schwächegefühl
- Abgeschlagenheit
- Leistungsminderung
- trockene und juckende Haut
- starker Gewichtsverlust
- Azetongeruch im Atem (riecht wie Nagellackentferner oder fauliges Obst)
- Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit
- Bewusstseinsstörungen
Diabetes Typ 1: Diagnose
Besteht der Verdacht auf Diabetes, wird im Blut die Zuckerkonzentration gemessen. Ein zweiter Test am darauffolgenden Tag bestätigt anschließend den Verdacht. Ein Diabetes liegt vor bei:
- einem Nüchtern-Blutzuckerwert von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder mehr im Venenblut
- einem Blutzuckerwert von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr zu einem beliebigen Zeitpunkt (nach einer Mahlzeit oder nüchtern)
- einem Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) von 6,5 Prozent (48 mmol/mol) oder mehr
Zur Bestimmung von Diabetes Typ 2 wird hingegen ein Glukosebelastungstest (OGTT) durchgeführt. Der Patient trinkt auf nüchternen Magen eine Glukosemischung. Davor, sowie eine Stunde bzw. zwei Stunden nach der Einnahme wird der Blutzucker mithilfe einer Blutabnahme bestimmt.
Behandlung von Diabetes Typ 1
Nach der Diagnose lernen Betroffene, wie sie selbstständig mit der Erkrankung umgehen müssen. Wichtig dabei werden die Blutzuckerkontrolle, die Insulintherapie und das Berechnen von Kohlenhydraten im Essen.
Blutzuckerkontrolle
Mehrmals täglich muss der Blutzuckerspiegel überprüft werden, um zu hohe oder zu niedrige Werte schnell erkennen zu können. Besonders wichtig ist die Kontrolle vor den Mahlzeiten, sowie vor dem Sport und Schlafengehen. Die bekannteste Methode zum Messen ist der Piks mit einer Lanzette in die Fingerkuppe, um einen Bluttropfen zu gewinnen. Mithilfe eines Messgeräts lässt sich der Zuckerwert schnell bestimmen. Noch unkomplizierter ist das Messen mit einem FGM- (Flash Glucose Monitoring) oder CGM- (Continuous Glucose Monitoring) System. Ein Sensor auf der Haut misst dabei ständig den Zuckergehalt im Unterhautfettgewebe und gibt sie an ein Empfangsgerät, z. B. ein Smartphone, weiter. Beim FGM-System muss das Messgerät an den Sensor gehalten werden. Die Sensoren bleiben in der Regel sechs bis 14 Tage auf der Haut und werden dann getauscht. Beide Systeme haben eine Alarmfunktion, die bei Über- oder Unterschreiten der Blutzuckergrenzen den Träger warnt.
Insulintherapie
Um den Blutzucker zu regulieren, müssen sich Betroffene zwei- bis dreimal täglich Insulin spritzen. Abhängig von der Kohlenhydratzufuhr, dem aktuellen Blutzuckerwert und der körperlichen Aktivität kommt zusätzliches Insulin zu den Mahlzeiten dazu. Für das Spritzen gibt es kleine Injektionsgeräte oder auch eine Insulinpumpe, die kontinuierlich kleine Mengen Insulin abgibt.
Berechnung der Kohlenhydrate
Für Diabetes-Patienten gelten die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für Stoffwechselgesunde. Der Unterschied ist jedoch, dass Diabetiker lernen müssen, den Kohlenhydratgehalt in der Mahlzeit und die Auswirkung auf den Blutzucker richtig einzuschätzen. Mithilfe einer bestimmten Formel lässt sich anschließend die Insulindosis errechnen. Die Kohlenhydrate werden in der Therapie als "BE" (Broteinheit) und "KE" (Kohlenhydrateinheit) verstanden. Eine Broteinheit sind 12 Gramm Kohlenhydrate, eine Kohlenhydrateinheit hingegen zehn.