Studie warnt: Nitrat in Leitungswasser erhöht Krebsrisiko
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Weltweit erkrankten 2020 mehr als 1,4 Millionen Männer und während für viele andere Krebsarten mittlerweile Ursachen bekannt sind, tappen Forschende bei Auslösern für Prostatakrebs immer noch im Dunkeln. Alter, ethnische Zugehörigkeit oder ungesunde Lebensstile wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel werden als Faktoren gesehen, die die Entstehung von Prostatakrebs begünstigen können.
Im Video: Das ist der Zusammenhang zwischen Nitrat und Prostatakrebs
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Forschende aus Spanien haben sich nun auf die Suche nach bestimmten karzinogenen – also krebsauslösenden – Stoffen gemacht, die die Entstehung von aggressiven Prostatatumoren begünstigen könnten. Ganz speziell nahmen sie Nitrate aus Leitungswasser unter die Lupe.
Nitrate sind Stickstoffverbindungen, die in der Landwirtschaft in Düngemitteln vorkommen. Pflanzen benötigen Stickstoff, um gesund wachsen zu können. Gelangt allerdings zu viel Nitrat in den Boden, etwa durch Überdüngung oder Ausscheidungen aus Mastanlagen, sickern Teile des Nitrats bis ins Grundwasser durch – und damit auch in unser Leitungswasser.
In der Wissenschaft wird seit langer Zeit vor zu hohen Nitratwerten in unseren Böden gewarnt. Zwar gelten in Europa Grenzwerte dafür, wie viel Nitrat in die Böden eingetragen werden darf, allerdings ergeben regelmäßige Messungen der Werte, dass an vielen Orten die Grenzwerte regelmäßig überschritten werden, so berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) unter Verwendung von Daten und Zahlen aus dem Umweltbundesamt.
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Die Forschenden aus Spanien untersuchten mehr als 1.600 Fälle von Prostatakrebs und modellierten Daten zum jeweiligen Konsumverhalten von Leitungswasser. Diese Daten wurden mit gemessenen Nitratwerten zusammengebracht und ergaben ein beunruhigendes Bild: Die Forschenden schlussfolgerten, dass der Verzehr von Nitrat aus Leitungswasser über lange Zeit als Risikofaktor für die Entstehung von aggressivem Prostatakrebs gelten könnte.
Und was bedeutet das für unser Leitungswasser?
So viel Nitrat steckt in unserem Wasser
In der EU gelten klare Vorgaben, wie viel Nitrat in Trinkwasser enthalten sein darf. Auf einen Liter Leitungswasser dürfen maximal 50 Milligramm Nitrat entfallen. In regelmäßigen Abständen muss durch Wasserproben an Messstationen nachgewiesen werden, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden. Überschreitet Deutschland die Grenzwerte doch, drohen finanzielle Strafen durch den Europäischen Gerichtshof.
Und tatsächlich scheint Deutschland ein großes Nitratproblem zu haben. In der EU hat deutsches Grundwasser die zweithöchste Nitratbelastung. An 17,3 Prozent der Messstationen in Deutschland wurde zwischen 2016 und 2018 der Grenzwert für Nitrat überschritten.
In diesen Regionen ist das Leitungswasser besonders gefährdet
Im Nitratbericht 2020 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft merkt die Regierung an, dass die Überschreitungen besonders in landwirtschaftlich stark geprägten Regionen gemessen wurden. Überall dort, wo Äcker, Tierzucht und Landwirtschaft betrieben und intensiv mit Düngern gearbeitet wird, sind die Trinkwasserbelastungen größer als 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser.
Dass dies schwere gesundheitliche Auswirkungen für Männer haben kann, zeigten die Forschenden aus Spanien in ihrer neuen Trinkwasserstudie.
Auch in Lebensmitteln steckt mitunter viel Nitrat
Nitrat wird in besonders großen Mengen durch die Wurzeln von Pflanzen aufgenommen. In Wurzelgemüse wie Roter Beete, Radieschen, Pastinake, Möhren oder Rettich finden sich oft mehr als 1.000 Milligramm pro Kilogramm Gemüse. Auch Blattgemüse wie Salat nimmt Nitrat in großen Mengen aus den Böden auf. Spinat, Mangold, Rucola oder Feldsalat sind mitunter nitrathaltig.