Das hat es mit den Jahrhundertchemikalien auf sich
Schlagzeilen rund um Jahrhundertgifte, ewige Chemikalien und PFAS sind gerade in aller Munde. Recherchen des NDR, WDR und der SZ hatten ergeben, dass bestimmte Industriechemikalien an mehr als 1.500 Orten in Deutschland nachweisbar seien. Doch damit nicht genug: Giftige per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) sind selbst auf den höchsten Gipfeln Tibets und den entlegensten Weiten der Antarktis nachweisbar. Das Problem: PFAS sind natürlich kaum abbaubar. Sie sind extrem hitzebeständig und verbleiben Ewigkeiten in der Umwelt.
Im Video: Ewige Chemikalien im Regenwasser
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PFAS werden bereits seit den 1950er Jahren industriell verwendet und kommen in unzähligen Produkten vor. So etwa in
- Polstermöbeln
- Pizzakartons
- Pommestüten
- Kochgeschirr
- Kosmetika
- Outdoor-Kleidung
- Pfannenbeschichtungen
- Regenjacken
- Kettenfett
- Zahnseide
Zwar gibt es Stellungnahmen der europäischen Lebensmittelbehörde, wie viel PSAF Menschen wöchentlich höchstens aufnehmen sollten (4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht), aber keinerlei Überwachungsmechanismen, wie groß die Belastung mit den Chemikalien in unserer Umwelt und unseren Lebensmitteln wirklich ist. Die erwähnte Recherche des NDR, WDR und der SZ deuten darauf hin, dass die Jahrhundertgifte viel weiter verbreitet sind als befürchtet. Selbst im Regenwasser befinden sich demnach mitunter mehr PSAF als die europäische Lebensmittelbehörde erlaubt.
Gesundheitliche Folgen durch ewige Chemikalien
Da die Chemikalien auf natürlichem Weg nicht abgebaut werden können und seit vielen Jahrzehnten überall eingesetzt werden, umgeben sie uns überall. In Lebensmitteln, Böden, Textilien und Hunderter anderer Dinge des Alltags finden sich PFAS. Wir nehmen sie also ständig in kleinsten Mengen über die unterschiedlichsten Kontaktstellen auf. In unserem Blut sind sie nachweisbar und je mehr von den Jahrhundertgiften wir aufnehmen, desto mehr verbleibt in unserem Körper.
Hier können die Chemikalien eine ganze Reihe gesundheitlicher Schäden anrichten. Einige Studien berichten von Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit bei Erwachsenen oder Entwicklungsstörungen bei Kindern. In einer Studie des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums wurde geschlussfolgert, dass PFAS mit hoher Wahrscheinlichkeit das menschliche Immunsystem schwächen. Auch ein gesteigertes Krebsrisiko geht mit vielen der Stoffe einher. Da es aber mehrere Tausend dieser Chemikalien hinsichtlich ihrer genauen gesundheitlichen Auswirkungen zu untersuchen gilt, hängt die Forschung hinterher.
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Die Verbraucherzentralen warnen auch vor den ewigen Chemikalien. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen etwa berichtet, dass PFAS wahrscheinlich verminderte Impfwirkungen auslösen können, oder das Diabetesrisiko erhöhen.
Diese Orte und Gebiete sind stark mit PFAS-Chemikalien belastet
Die besorgniserregenden Chemikalien kommen in vielen Gegenständen des alltäglichen Lebens vor. Besonders schwer belastet sind aber die Böden rund um Fabriken und Industrieanlagen, in denen PFAS hergestellt oder verarbeitet werden. An diesen Orten können die "ewigen Chemikalien" bis uns Grundwasser durchsickern. Auch in und um
- Kläranlagen
- Mülldeponien
- Militärische Stützpunkte
- Flughäfen
- Industrieanlagen
sind nach Recherchen besonders hohe Belastungen mit den Chemikalien wahrscheinlich.
Wie geht es weiter mit den PFAS?
Deutschland und vier weitere EU-Länder haben jüngst einen Vorschlag auf EU-Ebene eingereicht, um die giftigen PFAS vollständig zu verbieten. Sollte die EU den Vorschlag umsetzen und ein entsprechendes Gesetz erlassen, könnten bis zu 10.000 Chemikalien verboten werden.
In Deutschland gibt es nach letzten Berichten des NDR/WDR noch sechs Standorte, an denen PFAS produziert werden. Das sind mehr Produktionsstätten als in jedem anderen EU-Land. Besonders um diese Produktionsstandorte in Leverkusen, Frankfurt, Bad Wimpfen und Gendorf sind die Böden mit hoher Wahrscheinlichkeit stark mit den Chemikalien verseucht.