Vermeiden Sie es auch gerne, die Vulva explizit zu benennen oder haben Sie vielleicht sogar schon einmal gedacht, dass Ihre Vagina hässlich ist? Dann geht es Ihnen wie vielen anderen Frauen. Aber woher kommen diese Verhaltensweisen und wie hängen sie mit dem Begriff Vulva-Shaming zusammen?
Was ist Vulva-Shaming?
Beim Vulva-Shaming handelt es sich um eine Form des Body-Shamings, bei der dem weiblichen Intimbereich Scham oder sogar Abscheu entgegengebracht wird. Während wir das Wort Penis laut aussprechen, ohne dabei rot zu werden, ist bei unserer Vulva das Gegenteil der Fall. Glattrasiert, rosafarben, die äußeren Schamlippen verstecken die inneren – dieses Bild wird uns von einer vermeintlich normalen Vagina und Vulva durch die Medien und die Gesellschaft vermittelt. Und das, obwohl nur die wenigsten Vulven wirklich so aussehen. Wir wollten von Content Creatorin Celine Krause wissen, welche Probleme mit diesem schambehafteten Selbstbild einhergehen und was wir gegen das Vulva-Shaming tun können.
Interview mit Content Creatorin Celine Krause: "Es ist fast wie ein endloser Dschungel voller Shamings"
Celine Krause alias celespopeeeles nimmt bei Instagram kein Blatt vor den Mund. Dort spricht sie offen über Themen wie die Sexualisierung von Frauen und setzt sich für die Enttabuisierung der Vulva sowie der Menstruation ein.
Vital.de: Warum ist Vulva-Diversity deiner Meinung nach so wichtig?
Celine Krause: Die Vulva ist eine der intimsten Stellen unseres Körpers, vielleicht sogar die intimste, wir haben täglich unvermeidbaren Kontakt mit ihr und trotzdem wahren wir oft eine so große Distanz. Die Stigmatisierungen und Mythen, die die Vulva betreffen, sorgen dafür, dass einige Menschen sich beim Anblick ihrer Vulva unwohl fühlen, oder es sogar ganz vermeiden, sie anzuschauen. Dazu kommt, dass sie ihrem Kollegen dem Penis in einigen Aspekten nachsteht. Ich kann mich zum Beispiel nicht erinnern, dass jemand mal aus langer Weile eine Vulva auf ein Blatt Papier gezeichnet hätte. Ich kenne auch keinen Mythos, der besagt, dass die Form eines Penis‘ sich verändert, wenn man öfter Sex hat.
Vital.de: Warum ist das Thema "Vulva" heutzutage immer noch so schambehaftet?
Ich glaube einen großen Teil der Antwort finden wir in unserer Sprache. Wir trauen uns oft nicht mal dieses Wort auszusprechen: „Vulva“. Sie ist ein bisschen wie der Elefant im Raum. Alle wissen, dass sie existiert, aber niemand traut sich, sie beim Namen zu nennen. Es wird dann schnell mal von „down under“ oder „du weißt schon wo“ gesprochen. Und auch die Begriffe rund um die Vulva machen’s nicht leichter: Schamhaare, Schamlippen. Na toll, überall steckt irgendwie „Scham“ drin. Wie soll man für etwas visuelle Repräsentation schaffen, wenn wir nicht mal bei der bloßen Benennung frei von Scham sind?
Vital.de: Was sind für dich Probleme, die das Vulva-Shaming nach sich zieht?
Viele haben das Gefühl, etwas an ihrer Vulva wäre „falsch“, weil sie gar nicht wissen, wie divers Vulven aussehen können. Neben dem Vulva-Shaming gibt es übrigens auch noch das Vagina-Shaming oder das Menstruations-Shaming. Es ist fast wie ein endloser Dschungel voller „Shamings“, die am Ende immer darauf abzielen, Menschen mit Vulven klein zuhalten und ihren Wert an die Beschaffenheit ihrer Yoni zu koppeln. Es ist ein perfides Spiel, bei dem wir nur gewinnen, wenn wir Stigmatisierungen durchbrechen und über solche Themen aufklären.
Vital.de: Was können wir dafür tun, damit das Thema im Alltag normaler wird?
Es in unseren Alltag integrieren! Das Wort „Vulva“ aussprechen, Vulven auf Schreibblöcke kritzeln, „Schamlippen“ durch „Vulvalippen“ ersetzen, mit Freund:innen darüber reden. Es gibt viele Dinge, die wir tun können, die uns vielleicht ein kleines bisschen aus unserer comfort zone locken, die aber auch dazu beitragen, dieses Thema weiter in die Mitte der Gesellschaft zu holen und zu normalisieren.