Woher kommen Schmerzen beim Sex – und was kann ich dagegen tun?

Neben Orgasmusproblemen gehören Schmerzen zu den häufigsten Beschwerden, die Frauen beim Geschlechtsverkehr haben. Aber warum tut es überhaupt weh und wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Frau sitzt auf Bettkante und blickt nachdenklich zur Seite© iStock/andresr
Für Schmerzen beim Sex gibt es viele mögliche Gründe. 

Schmerzen beim Sex werden als sogenannte Dyspareunie bezeichnet. Bei Männern tritt das Beschwerdebild selten auf, jedoch sind 10 bis 20 Prozent der Frauen betroffen

Dass es beim Geschlechtsverkehr auch mal weh tun kann, ist mitunter normal und muss nicht immer ein Grund zur Sorge sein. Beispielsweise können Stress und weitere Gründe dafür sorgen, dass die Scheide zu trocken oder die Muskulatur unten im Becken angespannt ist – was wiederum den Sex unangenehm macht. 

Dauerhafte, starke Schmerzen beim Sex sollten aber unbedingt ärztlich untersucht werden.

Woher kommen Schmerzen beim Sex? Diese Ursachen könnten es sein

Sowohl körperliche als auch psychische Ursachen können zu Schmerzen und anderen Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen. Organische Ursachen kann der Gynäkologe meist durch eine körperliche Untersuchung feststellen. Zu den Ursachen, die Schmerzen beim Sex auslösen können, gehören:

1. Hormonelle Veränderungen

Eine natürliche Ursache für die Beschwerden sind hormonelle Veränderungen. Diese können unter anderem durch die Einnahme der Antibabypille oder durch den Beginn der Wechseljahre ausgelöst werden. Der sinkende Östrogenspiegel während der Wechseljahre kann einige Beschwerden mit sich bringen. Dazu zählen ein Libidoverlust, depressive Verstimmungen, eine geringere Durchblutung von Vagina und Klitoris sowie eine geringere Feuchtigkeit in der Scheide. 

All das sind Faktoren, die für unangenehme Empfindungen beim Sex sorgen können. Auch nach einer Schwangerschaft und während der Stillzeit, unterliegt der Körper einer hormonellen Umstellung, die beispielsweise für eine Trockenheit in der Vagina verantwortlich sein kann. Aber auch nachdem die Geburtsverletzungen bereits abgeheilt sind, kann der Intimbereich noch empfindlich sein.

2. Endometriose

Auch die Krankheit Endometriose kann Schmerzen beim Sex verursachen. Sie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Unterleibs bei Frauen. Da sich bei einer Endometriose Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedelt, können, abhängig vom Zyklus, starke Schmerzen auftreten. Die sogenannten Endometriose-Herde können die Schmerzen unter anderem beim oder nach dem Geschlechtsverkehr auslösen, weshalb diese zu den typischen Endometriose-Symptomen gehören.

3. Vulvodynie

Als Vulvodynie werden chronische Schmerzen im Intimbereich genannt, denen keine erkennbare körperliche Ursache zugrunde liegt. In den meisten Fällen treten die Schmerzen im gesamten Bereich der Vagina auf und betreffen nur selten spezifische Bereiche. Die Vulvodynie selbst kann wiederum durch Vererbung, eine schwache Beckenbodenmuskulatur, schwierige vaginale Geburten, Nervenschädigungen im Beckenbereich, Störungen des Schmerzempfindens oder vaginale Hauterkrankungen ausgelöst werden.

4. Entzündungen und Infektionen

Infektionen wie Pilzinfektionen können zu Rötungen, Schwellungen, Juckreiz, Brennen im Intimbereich – und auch zu Schmerzen beim Sex führen. Dasselbe gilt für Entzündungen der Vagina, der Schamlippen, der Eileiter oder der Eierstöcke. In manchen Fällen sind die Beschwerden so stark, dass gar kein Geschlechtsverkehr möglich ist. Auch andere Erkrankungen des Unterleibs wie eine Blasenentzündung, ein Harnwegsinfekt oder Hämorrhoiden können unter Umständen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen.

5. Psychische Probleme und Störungen

Wenn die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr keine körperlichen Ursachen haben, liegen ihnen auch oft psychische Auslöser zugrunde. Das können zum Beispiel negative sexuelle Erfahrungen wie sexueller Missbrauch sein. Auch können Unzufriedenheit und Probleme innerhalb der Partnerschaft dazu führen, dass die Frau sich verkrampft und der Geschlechtsverkehr deshalb schmerzhaft wird. In diesem Fall ist eine offene Kommunikation wichtig. Wer vermutet, dass die Schmerzen beim Sex psychische Gründe haben, dem hilft oft auch eine Psychotherapie.

Bei anhaltenden Schmerzen einen Arzt aufsuchen

Wenn die Schmerzen anhalten oder zu einer Belastung innerhalb Ihres Alltags werden, ist ein Arztbesuch ratsam. In den meisten Fällen steckt hinter Schmerzen beim Sex keine schwerwiegende Erkrankung. Um jedoch seltene ernste Ursachen wie eine Krebserkrankung ausschließen zu können, sollten Sie es immer ärztlich abklären lassen, sobald Sie Auffälligkeiten im Genitalbereich feststellen.

Tipp: Betroffene finden auf vaginismus-selbsthilfe.de eine Datenbank mit auf Dyspareunie spezialisierten Ärzten und Therapeuten im deutschsprachigen Raum.

Tipps gegen Schmerzen beim Sex: Was kann ich selbst tun?

Entspannungstechniken

  • Entspannungstechniken können dazu beitragen, Schmerzen beim Sex zu lindern. Wenn keine medizinischen oder anatomischen Ursachen vorliegen, die behandelt werden müssen, können Yoga, Atemübungen und andere Entspannungsmethoden helfen, Verspannungen im Beckenbodenbereich zu reduzieren. Denn Stress und Anspannung können zu erhöhter Grundspannung im Beckenboden führen, was wiederum Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen kann.

Offene Kommunikation mit dem Partner

  • Eine offene Kommunikation ist entscheidend für ein erfülltes Liebesleben. Es ist wichtig, über mögliche Probleme wie Schmerzen beim Sex zu sprechen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Durch ehrliche Gespräche können Sie die Last von Ihren Schultern nehmen und entspannter mit dem Thema umgehen. Ihr Partner wird es besser verstehen, wenn Sie keine Lust auf Geschlechtsverkehr haben. Nehmen Sie sich gemeinsam Zeit, den eigenen Körper und den Körper Ihres Partners zu erkunden.

Verwendung von Gleitmitteln

  • Gleitmittel darf eigentlich in keinem Schlafzimmer fehlen. Trockenheit in der Scheide kann oft Schmerzen beim Sex verursachen. Ursachen dafür können hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren, Stress, psychische Belastungen, bestimmte Erkrankungen wie Diabetes oder Multiple Sklerose sowie hormonelle Verhütungsmittel sein. Eine unzureichende Befeuchtung führt zu Reibung beim Geschlechtsverkehr und kann die empfindliche Schleimhaut reizen. Die Verwendung von Gleitmitteln kann Abhilfe schaffen, indem sie die Schleimhaut befeuchten, die Gleitfähigkeit verbessern und Reizungen vorbeugen.