Thrombose: Die unterschätzte Gefahr des Gefäßverschlusses

Noch immer wird die Gefahr einer Thrombose in unserer Gesellschaft unterschätzt. Die venöse Erkrankung gilt für viele als Problem des Alters. Allerdings erkranken auch viele junge Menschen an den Blutgerinnseln. Wir klären über Symptome, Ursachen und Behandlung auf. 

Grafik von Medizinern, die eine Thrombose untersuchen © iStock/Yulia Sutyagina
Eine Thrombose wird durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt. 

Was ist eine Thrombose?

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß. Häufig sind die Venen in den Beinen betroffen. Die Gefäßblockaden können aber auch überall anders am Körper entstehen. Verschließt ein Blutgerinnsel – auch als Thrombus bezeichnet – eine Vene komplett oder hindert den Blutfluss stark, birgt dies erhebliche Gefahren für die Gesundheit. Im schlimmsten Fall drohen Lungenembolie, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Was passiert bei einer Thrombose?

Wenn wir uns beim Zwiebelschneiden den Finger verletzen und bluten, sorgen sogenannte Gerinnungsfaktoren dafür, dass unser Blut möglichst schnell gerinnt. Das ist auch gut so, sonst würden wir schon bei der kleinsten, offenen Wunde verbluten – unter der sogenannten Hämophilie - einer gestörten Blutgerinnung - leiden in Deutschland circa 10.000 Menschen. Was bei offenen Verletzungen gut ist, kann im geschlossenen System allerdings fatale Folgen haben. Und genau das passiert bei einer Thrombose.

Ein Thrombus ist ein, mal mehr, mal weniger großer Klumpen geronnenen Blutes. Im Normalfall kann dieses Blutgerinnsel vom Körper abgebaut werden. Es kann aber auch passieren, dass ein Thrombus durch den Körper wandert und dann Arterien und Venen verstopft. Passiert das vor dem Herzen, droht ein Herzinfarkt, in der Lunge löst er eine Lungenembolie aus und im Gehirn kommt es zu einem Schlaganfall.

Die Symptome einer Thrombose

Die Symptome einer Thrombose unterscheiden sich, abhängig vom betroffenen Gefäß. Bei einer Venenthrombose, die am häufigsten vorkommt, können folgende Symptome auftreten:

  • Schwellung des betroffenen Beins oder Armes
  • Schmerzen, die vor allem bei Bewegung zunehmen
  • Rötung der Haut über dem betroffenen Gefäß
  • Wärmegefühl im betroffenen Bein oder Arm
  • Verhärtung der betroffenen Vene

Bei einer Arteriellen Thrombose, die seltener vorkommt, können folgende Symptome auftreten:

  • Plötzliche Schmerzen an der betroffenen Stelle
  • Bewusstseinsstörungen
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
  • Schwäche oder Lähmung der betroffenen Extremität

Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Eine Thrombose kann lebensgefährlich werden und muss daher umgehend behandelt werden.

Welche Thrombose-Arten gibt es?

Gefäßblockaden durch Blutgerinnseln können überall im Körper auftreten. Zwar ist die Thrombose im Bein die bekannteste Art, an anderen Körperstellen und Organen sind Gefäße verstopfende Blutgerinnsel aber nicht weniger problematisch.

1. Thrombose im Bein

Besonders bekannt und gefürchtet sind Beinvenenthrombosen. Hier entstehen Blutgerinnsel in den großen Venen. Symptome sind etwa Schwellungen im Unterschenkel, Schmerzen in der Wade oder angeschwollene Füße. Die Region, in der die Thrombose auftritt, ist außerdem druckempfindlich und heiß. Da der Thrombus einen wichtigen Blutstrom blockiert, wird Blut über Umwege an der Blockade vorbeizuleiten versucht. Es treten dann sogenannte Warnvenen auf. Dies sind deutlich sichtbare Gefäße unter der Haut.

2. Thrombose im Auge

Eine Thrombose im Auge, auch als Augeninfarkt oder Retinale Venenthrombose bezeichnet, tritt auf, wenn ein Blutgerinnsel eine der Venen blockiert, die Blut aus der Netzhaut des Auges abtransportieren. Dies kann zu einer Schwellung und Schädigung der Netzhaut führen. Die Symptome können plötzlich auftreten und beinhalten häufig eine verringerte Sehschärfe oder einen verlorenen Sehbereich im betroffenen Auge. In einigen Fällen kann es zu dauerhaftem Sehverlust führen.

3. Hirnvenenthrombose

Gefäßblockaden im Gehirn sind tendenziell lebensbedrohlich. Blockaden des Blutflusses verursachen hier mitunter vielfältige Beschwerden. Neben Kopfschmerzen und Übelkeit kann es je nach betroffenem Areal des Gehirns auch zu motorischen Störungen, Sprachstörungen oder Bewusstseinsstörungen kommen. Es handelt sich hierbei um einen akuten medizinischen Notfall, suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe!

4. Analthrombose

Auch am After können Thrombosen auftreten. Blockiert hier ein Blutgerinnsel eine Vene im Anus, kommt es zu Bildung einer oder mehrerer blauer Knoten am After. Die Schwellungen der Gefäße und des umliegenden Gewebes erinnern an geschwollene Hämorrhoiden und machen sich durch ähnliche Symptome bemerkbar: drückender Schmerz, Juckreiz, Stechen beim Sitzen. 

5. Thrombose im Arm

Auch die oberen Extremitäten können von einem Gefäßverschluss betroffen sein. Hier treten die Symptome häufig deutlicher in Erscheinung als bei Thrombosen im Bein. Schmerzen im Arm, Schwellungen der Hände und starke Überhitzung der betroffenen Stelle sind Anzeichen für eine Thrombose im Arm. Auch die typischen Warnvenen treten hier deutlich auf.

6. Beckenvenenthrombose

Weniger häufig, aber umso gefährlicher, ist die Beckenvenenthrombose. Sie tritt vermehrt bei Schwangeren auf und ist durch die Größe der Gefäße eine ernstzunehmende Bedrohung. Ein Thrombus kann unbemerkt von der Beckenvene bis hinauf zum Herzen oder der Lunge wandern, wo er dann verheerende Schäden anrichtet. 

Ursachen einer Thrombose

Im Großen und Ganzen kann es durch vier übergeordnete Umstände zu einer Thrombose kommen:

1. Es tritt eine Änderung der Blutzusammensetzung ein

Gründe dafür können eine schlechte Ernährung, die Aufnahme von Toxinen oder die Einnahme von Medikamenten, wie etwa der Antibabypille sein. Auch in der Schwangerschaft kann sich die Zusammensetzung des Blutes verändern. Ebenso wie bei langanhaltendem Flüssigkeitsmangel.

2. Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Venen zu gering

Fließt das Blut zu langsam durch die Vene, kommt es eher und schneller zu unerwünschten Ablagerungen und Blutgerinnseln. In Krampfadern etwa, die krankhaft erweitert sind, fließt aufgrund des größeren Durchmessers Blut mit einer niedrigeren Geschwindigkeit. Krampfadern sind ein Risiko für Thrombosen. Zu dickes Blut fließt ebenfalls langsamer durch Venen. Einer der Hauptgründe für dickes Blut ist Flüssigkeitsmangel. Wer zu wenig Wasser trinkt, kann Thrombosen riskieren.

Auch Bewegungsmangel verlangsamt die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Wenn wir lange sitzen, uns wenig bewegen und die Muskeln in unseren Beinen inaktiv bleiben, kann die Venenpumpe nicht kräftig genug arbeiten. Durch Muskelkontraktion wird Blut aus unseren Beinen gegen die Schwerkraft Richtung Herz gepumpt. Versackt Blut in den Beinen und staut sich in den Venen, steigt das Risiko für die Entstehung eines Thrombus. Häufig treten solche Gefäßblockaden während langer Reisen im Flugzeug auf. Man spricht dann auch von einer Reisethrombose.

3. Schäden der inneren Gefäßwände

In unserer Gesellschaft wohl der häufigste Grund für eine Thrombose. Gründe dafür können Rauchen, Verletzungen, altersbedingte Verschleißerscheinungen, Diabetes oder Entzündungen sein. Zudem gibt es verschiedene Risikofaktoren, welche die oberen Punkte begünstigen, beziehungsweise verstärken. Dazu gehören Übergewicht (Adipositas), Bewegungsmangel, ungewohnt starke, körperliche Anstrengung und Drogeneinnahme.

4. Gerinnungsstörungen

Einige Autoimmunkrankheiten können die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflussen. Mitunter gerinnt Blut dann schneller, sodass es früher zu Verklumpungen kommt. Dazu zählt beispielsweise die Faktor-V-Leiden-Mutation.

Behandlung einer Thrombose

Die Behandlung einer Thrombose zielt darauf ab, das Wachstum des Blutgerinnsels zu stoppen, das Risiko von Komplikationen zu verringern und das Risiko einer erneuten Thrombose zu senken. Die spezifische Behandlung hängt von der Lage und Schwere der Thrombose ab.

Um bei einer bestehenden Thrombose zu verhindern, dass sich der Thrombus in der Vene löst und mit dem Blutstrom durch den Körper getragen wird, werden Sofort-Maßnahmen wie Kompression und Hochlagern des betroffenen Körperteils angeordnet. Dann werden etwa Kompressionsverbände eingesetzt. 

Medikamente spielen eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Thrombosen. Ärzte und Ärztinnen verschreiben gegebenenfalls bestimmte Blutverdünner und Gerinnungshemmer, um Thrombosen zu behandeln.

  • Antikoagulanzien: Diese Medikamente, auch als Blutverdünner bekannt, verhindern die Bildung neuer Gerinnsel und stoppen das Wachstum bestehender Gerinnsel. Beispiele sind Heparin, Warfarin, Edoxaban und Rivaroxaban.
  • Thrombolytika: Diese Medikamente können dazu beitragen, ein Blutgerinnsel schnell aufzulösen. Sie werden normalerweise nur bei schweren Thrombosen eingesetzt, da sie ein erhöhtes Blutungsrisiko mit sich bringen.

In besonderen Fällen müssen Thromben operativ entfernt werden. Je nach Lage des Thrombus können die Eingriffe kompliziert sein. Oft kommen spezielle Venenkatheter zum Einsatz, die in eine Vene eingeführt werden, um das Blutgerinnsel mechanisch aufzulösen.

Wie kann man einer erneuten Thrombose vorbeugen?

Um einer Thrombose vorzubeugen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung hilft, das Blut in Bewegung zu halten und das Risiko einer Thrombose zu verringern.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um das Blut zu verdünnen und die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.
  • Gewichtskontrolle: Übergewicht erhöht das Risiko einer Thrombose.
  • Vermeidung von Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko einer Thrombose.
  • Behandlung von Vorerkrankungen: Wenn Sie an bestimmten Vorerkrankungen leiden, wie z. B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen, sollten Sie diese behandeln lassen, um das Risiko einer Thrombose zu verringern.

Auch Thrombosestrümpfe bieten einen hervorragenden Schutz vor weiteren Thrombosen. Vor längeren Reisen empfiehlt sich auch der Gebrauch einer Thrombose-Spritze, da sie das Blut kurzzeitig verdünnt und so einen möglichen Blutstau verhindert. Thrombose-Spritzen sind nur mit einem speziellen Rezept in der Apotheke erhältlich. Strümpfe sind da schon wesentlich einfacher zu erstehen. 

Thrombose-Risiko erkennen

Ein Thrombose-Risiko lässt sich auch im Blut erkennen. Selbst kleinste Blutgerinnsel werden nämlich vom Körper abgebaut und hinterlassen sogenannte D-Dimere. Sind diese im Blutbild vorhanden, sollte ein Thrombose-Verdacht geäußert werden.