Ein Leben im Sitzen: Körperlichen Bürokrankheiten vorbeugen

Warum sind lange Flugreisen so belastend? Warum haben wir bei langen Autofahrten das dringende Bedürfnis, uns die Füße zu vertreten? Warum ist es so angenehm, nach dem Theaterbesuch endlich die Beine ausstrecken zu können?

Frau ist müde vor dem PC© Pexels/Andrea Piacquadio
Langes Sitzen kann vermieden werden.

Ganz klar: Sitzen (Toter-Po-Syndrom) ist eine einseitige und sehr statische Zwangshaltung, die unseren Bewegungsapparat umso mehr lähmt, je länger sie eingehalten wird.

Auch und gerade das Sitzen bei der Büro- und Bildschirmarbeit ist ein echter Risikofaktor. Konzentrierte Rechnerarbeit verlangt pausenlos Entscheidungen. Häufig wird hier sehr lange, konzentriert und mit hoher Fixierung auf den Bildschirm gearbeitet und das Pausenbedürfnis unbewusst unterdrückt, bis man beim Aufstehen dann merkt, dass die Gliedmaßen längst „eingerostet“ sind.

Volkskrankheit Rückenschmerzen

Es ist davon auszugehen, dass Bürositzen zu einem hohen Anteil Mitverursacher der immer weiter zunehmenden Volkskrankheit Rückenschmerzen ist. Es ist höchste Zeit, dass wir dem in unserer Bürowelt auf breiter Front entgegenwirken. Zum einen mit verfügbaren technischen Hilfsmitteln und zum anderen über die Sensibilisierung von Planern und Ratgebern im Internet und Betroffenen. Gerade bei Letzteren muss das Problembewusstsein geschärft und zur aktiven Nutzung von guten und wirksamen Hilfsmitteln motiviert werden.

Wunderwerk Wirbelsäule

Die menschliche Wirbelsäule ist ein Meisterwerk der Evolution. Die Problemstellungen des aufrechten Ganges hat sie eine Million Jahre grandios gelöst. Zum Stillsitzen ist sie allerdings nicht ausgelegt, auf die einseitigen Belastungen des Dauersitzens vor dem Computer reagiert sie mit Schmerz. Speziell die Bandscheiben brauchen Bewegung. Ohne diese trocknen sie aus und werden dadurch unflexibel. Wirkungsvolle Abhilfe schaffen Bewegungspausen und wechselnde Arbeitshaltungen an einem höhenverstellbaren Schreibtisch, der sich bis zur Stehhöhe verstellen lässt.

Frau steht an Schreibtisch© Pexels/LinkedIn Sales Navigator
Arbeiten im Stehen. Aber bitte richtig!

Der regelmäßige, ungezwungen-spontane Wechsel zwischen Sitzen und Stehen hat eine ganze Reihe von positiven Auswirkungen:

  • Kreislauf, Muskulatur und Wirbelsäule werden signifikant entlastet, die bekannten Nachteile des Bewegungsmangels, gerade an Rechnerarbeitsplätzen, werden so deutlich abgemildert.
  • Das allgemeine körperliche Wohlbefinden und damit auch die mentale Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verbessert sich spürbar.
  • Stress, der durch permanente körperliche Unterforderung entstehen kann, wird wirksam vorgebeugt.

Arbeitstisch und Stuhl: Maximale Bewegungsfreiheit für den Nutzer

Der ganze Arbeitsplatz ist als dynamische Einheit zu sehen, aus spontan verstellbarem Arbeitstisch, der zu häufigen Haltungswechseln animiert und einem Stuhl, der das bewegte Sitzen optimal unterstützt. Möbelsysteme, die ein Eingehen auf individuelle Bedürfnisse zulassen durch individuelle Verstellbarkeit und durch freie, flexible Anordnung der Arbeitsplatzmodule, sind gefragt.

Alle Arbeitsplatzkomponenten und die Arbeitsorganisation sollten auf Abwechslung ausgerichtet sein. Häufige, spontane Haltungs- und Belastungswechsel, insbesondere zwischen Sitzen, Stehen und Gehen sind ideal.

Steh & Sitz - Standard in Skandinavien, Luxus im Resteuropa?

In diesem Zusammenhang wird sich in den nächsten Jahren der höhenverstellbare Steh-Sitz-Arbeitstisch ganz sicher weiter durchsetzen. Die Haltungsvariabilität zwischen Stehen und Sitzen ist einfach ungleich größer als zwischen den verschiedenen Sitzhaltungen. Aufstehen stimuliert das Herz-Kreislaufsystem, entlastet die Bandscheiben und bewegt die Haltungsmuskulatur. In Skandinavien, wo Gesundheitsbewusstsein und Arbeitsplatzergonomie traditionell besonders ausgeprägt sind, werden schon heute weit mehr als die Hälfte aller neu eingerichteten professionellen Büroarbeitsplätze mit Steh-Sitz-Lösungen ausgestattet. Bei uns dagegen hat die Steh-Sitz-Verstellung für viele Entscheider noch den Luxus-Touch.

Menschen im Büro© nd3000/iStock
Beispiel eines ergonomischen Büros mit abwechslungsreichen Arbeitsbereichen.

Im Rahmen der Arbeitsplatz-Gesamtkosten für das System Tisch - Stuhl - Schrank spielen die Zusatzkosten, die auf die Steh-Sitz-Verstellung entfallen, eine untergeordnete Rolle.

Der höhenverstellbare Arbeitstisch ist dem beigestellten Stehpult oder anderen starr-fixierten Lösungen um Längen überlegen. Der Wechsel kann spontan mit Rechner und allen anderen Arbeitsmitteln erfolgen und bleibt nicht auf bestimmte Tätigkeiten, wie z. B. am Stehpult Telefonieren oder Nachdenken beschränkt. Ideal sind drei bis vier Haltungswechsel pro Stunde. Die Stehphasen sollten im Idealfall zwischen 10 und 15 Minuten andauern. Diese Angaben sind als Richtwerte zu verstehen, generell gilt: Häufige Haltungswechsel – je nach Lust und Laune!

Fazit

Von der letztlich doch isolierten Betrachtung der Sitzdynamik hin zum ganzheitlichen ergodynamischen Ansatz, der viele Arbeitsplatzkomponenten einbezieht. Dieser Weg ist aus arbeitsphysiologischer Sicht sicher unbestritten der Richtige. Es gilt nun, die Unternehmen und Anwender davon zu überzeugen, dass die anfallenden Mehrkosten durch den Nutzen vielfach überkompensiert werden.

Denn insbesondere Steh-Sitz Arbeitsplätze bieten einen echten Mehrwert. Sie verbessern das körperliche Wohlbefinden bei der Bildschirmarbeit, sie wirken motivationssteigernd, sie tragen zur Senkung der Krankheitskosten bei und sie beinhalten die große Chance für Unternehmen, ihren Mitarbeitern Überdurchschnittliches – eben mehr als nur die Erfüllung von Standardnormen, zu bieten.