
Mehr als eine Million bekannte Insektenarten bevölkern unseren Planeten. Die meisten von ihnen sind harmlos und mitunter sehr hübsch anzusehen: Marienkäfer, Libellen oder Schmetterlinge – ihnen fliegen unsere Sympathien nur so zu. Doch einige Insekten machen es uns richtig schwer sie in unsere Herzen zu schließen. Auf der Unbeliebtheitsskala ganz oben stehen vor allem Stechmücken. Bei steigenden Temperaturen suchen sie uns besonders eifrig heim. Es ist zum wahnsinnig werden! Aber auch Wespen, Mücken und andere Störenfriede können uns die Lust auf die schöne Jahreszeit vermiesen. Folgen der ungewollten Begegnungen: juckende, schmerzende und gerötete Haut.
Insektenstiche – darum ist Vorsicht gefragt!
Dr. Kerstin Lommel arbeitet als Chefärztin in der Klinik für Dermatologie und Allergologie im HELIOS Klinikum BerlinBuch. Sie kennt sich mit den Plagegeistern aus. „Wir sollten uns zunächst klarmachen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Es gibt Insekten mit einem Giftstachel, der zur Verteidigung eingesetzt wird und wiederum solche, die ihre Stechapparate zum Blutsaugen verwenden“, erklärt die Medizinerin. Zu den letzteren Vertretern zählen weibliche Stechmücken. Sie brauchen unser Blut als Nahrungsquelle für ihre Eierproduktion.
„Beim Stechen sondert das Insekt gerinnungshemmende und blutverdünnende Substanzen ab. Dadurch entsteht eine Quaddel, die stark jucken kann“, sagt die Ärztin. Die Reaktion der meisten von uns? Kratzen, was das Zeug hält! Und das, obwohl wir schon als Kinder gelernt haben: Finger weg von Mückenstichen. „Durch das Kratzen wird der Juckreiz nur verstärkt. Außerdem besteht die Gefahr, dass Bakterien durch die entstandene Wunde in die Haut eindringen. Dann sind schwerwiegende Infektionen möglich“, warnt die Expertin.
So unterscheiden Sie Insektenstiche
Mücke: Sie hinterlässt eine kleine Quaddel mit glasig heller Einstichstelle. Wir spüren dann eine erbsengroße Verdickung mit Knoten unter der Haut. Schmerzen treten zwar nicht auf, aber die Haut wird zusätzlich rot und warm. In tropischen Ländern können Mücken gefährliche Krankheiten wie Malaria übertragen.
Kriebelmücke: Im Gegensatz zur Stechmücke pikst sie nicht mit einem Saugrüssel, sondern „zersägt“ die Haut mit ihren Mundwerkzeugen. Tückisch: Das Insekt fliegt sein Opfer geräuschlos an und verursacht stark schmerzende Bisse. Durch kleine Einblutungen entsteht ein blau-schwarzer Fleck, der täglich größer wird.
Bremse: An schwülheißen Tagen treffen wir die Blutsauger besonders häufig auf Viehweiden und in Wassernähe an. Typisch für den schmerzhaften Bremsenstich: Schwellungen und eine rote Quaddel – deutlich größer als bei einem Mückenstich. Oft bildet sich eine kleine Vertiefung in der Mitte der angeschwollenen Stelle.
Wespe: Sie wird von Gerüchen (süß und herzhaft) angelockt, beim Essen im Freien unbedingt aufpassen! Der Stich fühlt sich ähnlich an wie der einer Biene (und sieht auch so aus): Die Haut schwillt an und rötet sich. Hinzu kommen teils heftige Schmerzen. Anders als Bienen sind Wespen übrigens dazu in der Lage, ihre Stachel unversehrt aus der Haut herauszuziehen.
Biene: Die kleinen, flaumigbräunlichen Bienen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Der Stachel bleibt stecken, die Biene stirbt nach ihrem Angriff. Ziehen Sie den Stachel so schnell wie möglich vorsichtig mit einer Pinzette heraus. Die Stichstellen sind rot, sie schwellen an, schmerzen und jucken in der Regel stark.
Floh: Er hat es hauptsächlich auf Hunde und Katzen abgesehen. Aber auch Menschen werden gelegentlich von weiblichen als auch männlichen Exemplaren gebissen. Dann kommt es zu punktförmigen Hautrötungen, die eng aneinanderliegen und extrem jucken. Bitte nicht kratzen – Infektionen sind leicht möglich.
Zecke: Aus einem ganz bestimmten Grund ist der Zeckenstich in der Regel sehr gut zu erkennen: Die Zecke steckt nämlich in den meisten Fällen noch in der Haut. Sie verweilt dort und saugt Blut. Bleibt sie unentdeckt, tut sie das sogar bis zu 15 Tage lang. Auch wenn der Stich entfernt wurde, sollte er dennoch unter Beobachtung bleiben. Sobald sich um die flächige, münzgroße Rötung ein Ring bildet, der immer größer wird, kann dies ein Zeichen für Borreliose sein.
Insektenstich-Reaktionen unterscheiden
Insektenstiche kann man generell in drei Stufen unterscheiden. Lokale Reaktionen betreffen ein Hautareal, das kleiner als zehn Zentimeter ist und gehen meist mit Rötungen, Schwellungen und Juckreiz einher. In der Regel lassen die Symptome jedoch nach 24 Stunden wieder nach. Bei einer größeren örtlichen Reaktion hingegen, ist ein viel größeres Hautareal betroffen. Es kann zudem zu Schwindel, Schwellungen der umliegenden Gelenke und Übelkeit kommen. Atemnot ist oft ein Anzeichen für eine allergische Reaktion. Diese sollte immer ernst genommen werden, da sie im schlimmsten Fall lebensgefährlich werden kann.
Insektenstiche behandeln
Im Normalfall geht nach einem Stich die Schwellung im Laufe von einigen Stunden zurück. Der Juckreiz hält allerdings noch einige Tage an. Dann helfen beruhigende, lindernde Gels. Erst bei entzündeten, stark angeschwollenen Stichen empfiehlt es sich, kortisonhaltige Cremes (in Apotheken) zu verwenden. „Direkt nach dem Stich, egal, von welchem Insekt, lindert ein kalter Umschlag Schwellung und Schmerzen“, sagt die Hautärztin. Der „heiße“ Tipp einer anderen Methode: Die Stelle so schnell wie möglich nach dem Stich mit konzentrierter Wärme behandeln. Dadurch werden die Giftstoffe zersetzt und das Ausschütten juckreizauslösender Stoffe verhindert. In der Apotheke und Online bekommen Sie batteriebetriebene Geräte, die in etwa die Größe einer Elektrozahnbürste haben und in jede Handtasche passen.
Insektenstichen vorbeugen
Fliegengitter vor Fenstern und Türen halten uns Insekten in Innenräumen so gut es geht vom Leib. Im Freien erledigen das Lotionen zum Auftragen auf die Haut. Beste Wirkung erzielen hier nur chemisch synthetische Stoffe zum Schutz vor Infektionskrankheiten bei Reisen in die Tropen ein Muss! Wer natürliche Stoffe bevorzugt, kann auf Inhaltsstoffe wie Rosmarin, Zedern und Pfefferminzöl zurückgreifen. Sie verbreiten einen angenehmen Duft und halten neben Mücken und Fliegen auch Zecken auf Abstand. Einen Versuch ist es wert!
Um Wespen zu vertreiben, können wir uns das etwas strenge Aroma von Nelkenöl zunutze machen. Die Insekten können den Duft nicht ausstehen. Sie können das Öl in einer Duftlampe verdampfen lassen oder alternativ auch Zitronen oder Orangen mit Gewürznelken spicken.