Therapieplatz bekommen: Wie Sie schnell einen Psychotherapeuten finden

Sie haben den Entschluss gefasst, eine Psychotherapie anzufangen? Wir klären Sie in diesem Artikel umfassend auf, wie Sie auf möglichst schnellem Weg einen Platz für eine Psychotherapie bekommen können. 

Ob Ängste, Depressionen oder andere seelische Probleme – es gibt verschiedene Gründe, warum sich Menschen für eine Psychotherapie entscheiden und nötige Unterstützung in Anspruch nehmen. Unter anderem sollen mit der psychischen Erkrankung verbundene Beschwerden gelindert werden und Betroffene lernen, wie sie krankmachende Denkweisen durchbrechen können. Doch wie findet man einen Psychotherapeuten und wie kann man einen freien Therapieplatz bekommen? 

Wie Sie schnellstmöglichen einen Therapieplatz bekommen

Zuallererst müssen Sie krankenversichert sein. In der Regel werden die Kosten für eine Psychotherapie von den privaten und gesetzlichen Krankenkassen getragen. Und: Sie brauchen keine Überweisung für einen Psychologen. Eine erste Anlaufstelle kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin sein, bei dem oder der Sie Ihre seelischen Probleme ansprechen können. 

Termin über die Kassenärztliche Bundesvereinigung erhalten

Wenden Sie sich am besten an die bundesweite Terminservicestelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (telefonisch erreichbar unter 116 117). Diese vermittelt Ihnen binnen vier Wochen einen Termin für eine Sprechstunde bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin in Ihrer Nähe. Mit einem Vermittlungscode können Sie online einen Termin für eine Akutbehandlung oder probatorische Sitzung mit anschließender Psychotherapie vereinbaren.

Suche nach freiem Therapieplatz

Sie können auch selbst nach einem Therapeuten suchen – hierfür gibt es verschiedene Anlaufstellen: 

  • Nutzen Sie hierfür die Arztsuche des Patientenservice. Telefonisch können Sie sich nach freien Plätzen erkundigen oder sich auf Wartelisten setzen lassen.
  • Auch können Sie sich die Suchfunktion der Bundes-Psychotherapeuten-Kammer zu eigen machen. Dank einer interaktiven Karte können Sie einen Therapeuten in der Nähre Ihres Wohnorts finden. 
  • Eine weitere Anlaufstelle ist der Psychotherapie-Informationsdienst (PID). Dort stehen Ihnen eine Online-Datenbank sowie eine kostenlose Beratung zur Verfügung. 

Wichtig: Vor Beginn der Psychotherapie muss immer eine psychotherapeutische Sprechstunde stattgefunden haben. Sie dient dazu, in ersten Gesprächen herauszufinden, welche Therapiemethode die richtige ist und ob eine Psychotherapie infrage kommt.

Bei einem solchen Erstgespräch ist es auch wichtig herauszufinden, ob die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmt. Ist das nicht der Fall, dürfen und sollten Sie weitere Erstgespräche führen, bis Sie eine passende Therapeutin oder einen passenden Therapeuten gefunden haben.

Wie lange wartet man im Durchschnitt auf einen Therapieplatz?

Lange Wartezeiten auf Therapieplätze sind leider keine Seltenheit. Laut dem Report Psychotherapie 2021 der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung e.V. (DPtV) sind hierzulande etwa 27,8 Prozent aller Erwachsenen von psychischen Erkrankungen betroffen. Nach einer Auswertung der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) mussten Betroffene im Jahr 2019 etwa drei bis neun Monate auf einen Therapieplatz warten. Im Schnitt betrage die Wartezeit bundesweit 19,9 Wochen, also fast fünf Monate. 

Therapieplatz bekommen: Das müssen Sie wissen, wenn Sie akut Hilfe benötigen

Wenn Sie akut Hilfe brauchen, können Sie auch mithilfe des Patientenservice eine kurzfristige Akutbehandlung bekommen. Hier darf die Wartezeit auf einen Behandlungstermin nicht länger als zwei Wochen betragen. Es können bis zu 12 Gespräche zu je 50 Minuten Dauer durchgeführt werden. Eine Akutbehandlung soll verhindern, dass Ihre Erkrankung noch schlimmer oder chronischer wird und bezweckt, dass sich der Zustand des Betroffenen stabilisiert. Eine Akutbehandlung ist nicht dafür da, dass Sie sich davon eine dauerhafte Linderung oder gar Heilung versprechen können. 

Was kostet eine Psychotherapie? 

Hierzulande werden Psychotherapiesitzungen in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Patienten benötigen jedoch eine Überweisung von einem Arzt, um eine Kostenübernahme zu erhalten. Die Kosten für eine Psychotherapie bei einem zugelassenen Therapeuten werden dann direkt mit der Krankenkasse abgerechnet.

Bei den privaten Krankenversicherungen ist die Kostenübernahme für Psychotherapie nicht einheitlich geregelt. Was und in welcher Höhe die Versicherung übernimmt, ist im jeweiligen Versicherungsvertrag geregelt.

Sie können auch die Therapie selbst bezahlen, wenn keine Kostenübernahme durch eine Krankenkasse erfolgt oder wenn Sie lieber nicht über Ihre Krankenkasse abrechnen möchten. Es ist wichtig zu beachten, dass die Kosten für eine Psychotherapie über einen längeren Zeitraum hinweg anfallen können, da mehrere Sitzungen erforderlich sein können.

Mit Online-Programmen Wartezeit auf Therapieplatz überbrücken

Um eine mögliche Wartezeit auf einen Therapieplatz zu verkürzen, können Sie zum Beispiel digitale Therapieangebote wahrnehmen. Die Programme wie Selfapy oder Minddoc bieten Ihnen Online-Kurse und/oder Online-Psychotherapie an. 

Eine weitere Alternative für Sie könnten Selbsthilfegruppen sein. In gemeinsamen Treffen mit anderen Betroffenen, die ähnliche Probleme wie Sie haben, tauschen Sie sich über Ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus. Eine erste Anlaufstelle kann die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) sein.