
Wie wir im Kindesalter leben, prägt uns für den Rest unseres Lebens. Auch unsere generelle Gesundheit im Erwachsenenalter hängt stark mit unserer Gesundheit im Kindesalter zusammen. Wie es in Deutschland um die Gesundheit der Jugend steht, wird seit vielen Jahrzehnten in regelmäßigen Erhebungswellen im Rahmen der EU-weiten Studie „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“ ermittelt.
In der jüngsten Ausgabe der fortlaufenden Studie präsentierten die Forschenden nun aktuelle Gesundheitsdaten der Kinder und Jugendlichen in Deutschland – und die stimmen leider alles andere als positiv. Laut Studie hätten psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlafprobleme und Niedergeschlagenheit bei Schulkindern in den letzten Jahren stark zugenommen.
Für das Jahr 2022 berichteten 41,7 Prozent der Schulkinder von psychosomatischen Beschwerden. Zwischen den Erhebungszeiträumen 2017/18 und 2022 stiegen psychosomatische Beschwerden bei Schulkindern um 14,8 Prozent zu. Auch eine Verschlechterung der subjektiv wahrgenommenen Lebenszufriedenheit der Schulkinder konnte in der Studie beobachtet werden.
Ursachen für solche Beschwerden kann Stress sein. Ob Schulstress, Freizeitstress, Stress durch das informative Dauerfeuer aus den sozialen Medien oder sozialer Stress im Freundeskreis – Kinder können mit diesen multiplen Stressfaktoren noch nicht umgehen und sind schnell überfordert. Wie sich Schulstress auf Körper und Psyche auswirken kann und was Eltern wissen müssen, um die Stresslevel ihrer Kinder zu senken, verraten wir hier.
Diese Symptome können auf Schulstress bei Kindern hindeuten
Schulstress kann sich bei Kindern auf verschiedene Weisen bemerkbar machen. Man spricht bei stressbedingten Anzeichen auch oft von psychosomatischen Symptomen. Psychosomatische Symptome bezeichnen körperliche Beschwerden oder Erkrankungen, die durch psychische oder emotionale Faktoren verursacht oder beeinflusst werden. Diese Symptome treten auf, wenn psychischer Stress oder emotionale Belastungen zu körperlichen Reaktionen führen. Schulstress ist ein möglicher – und leider immer häufigerer – Auslöser für Beschwerden bei Kindern.
- Körperliche Symptome: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen können Anzeichen für Schulstress sein. Psychische Überlastung in der Schule kann sich aber auch durch andere körperliche Anzeichen bemerkbar machen. Hautprobleme etwa können durch Schulstress verursacht werden. Stress kann Ekzeme, Schuppenflechte oder Nesselsucht auslösen oder verschlimmern.
- Emotionale Symptome: Kinder können gereizt, ängstlich, traurig oder frustriert wirken. Sie könnten auch häufiger weinen oder sich zurückziehen. Depressive Episoden können entstehen.
- Verhaltensänderungen: Kinder könnten plötzlich aggressiver oder unruhiger werden. Sie könnten auch Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder ihre Hausaufgaben zu erledigen.
- Rückzug von sozialen Aktivitäten: Wenn Kinder unter Schulstress leiden, können sie sich von Freunden und sozialen Aktivitäten zurückziehen. Denn sozialer Stress und Freizeitstress können zusätzlich auf das ohnehin überlastete Stresskonto einzahlen. Gestresste Schulkinder können dann dazu neigen, alle weiteren Stressfaktoren in ihren Leben zu beseitigen. Rückzug ist dann oft die einzig verbleibende Option.
- Leistungsprobleme: Schulstress kann dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, gute schulische Leistungen zu erzielen. Sie könnten sich überfordert fühlen oder Angst haben, Fehler zu machen.
Es ist wichtig, auf diese Symptome zu achten und mit dem Kind darüber zu sprechen. Wenn der Stress anhält oder sich verschlimmert, ist es ratsam, professionelle Hilfe wie einen Schulpsychologen oder einen Kinderarzt hinzuzuziehen.
Was hilft gegen Schulstress? Tipps für Eltern
Es wird Eltern nicht gelingen, Schulstress komplett aufzufangen. Das sollen sie auch gar nicht. Schließlich müssen auch Kinder lernen, mit einem gewissen Maß an Stress umzugehen. Nur so können sie auch in Zukunft Resilienz entwickeln.
Was Eltern aber durchaus tun können, um Schulstress zu managen ist: Struktur im Alltag bieten, offen und fair kommunizieren, Rede- und Zuhörangebote machen, und die eigenen Kinder bestmöglich unterstützen. Wie genau das aussehen kann? In etwa so:
- Zeitmanagement: Helfen Sie Ihrem Kind dabei, einen strukturierten Zeitplan für Schulaufgaben, Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten zu erstellen. Dadurch kann es den Überblick behalten und Stress reduzieren.
- Pausen einlegen: Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, regelmäßige Pausen während des Lernens einzulegen. Kurze Pausen können helfen, die Konzentration aufrechtzuerhalten und Stress abzubauen.
- Unterstützung anbieten: Bieten Sie Ihrem Kind Unterstützung an, sei es bei schwierigen Hausaufgaben oder beim Lernen für Tests. Zeigen Sie Interesse an seinen schulischen Aktivitäten und ermutigen Sie es, Fragen zu stellen.
- Ausgleich schaffen: Ermutigen Sie Ihr Kind, auch außerhalb der Schule Aktivitäten zu finden, die ihm Freude bereiten, wie Sport, Kunst, Musik oder Hobbys. Ein Ausgleich zur schulischen Belastung kann helfen, Stress abzubauen.
- Kommunikation fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind, über seine Gefühle und Sorgen zu sprechen. Eine offene Kommunikation kann dazu beitragen, Stress abzubauen und Lösungen zu finden.
Eine naheliegende Möglichkeit im Umgang mit Schulstress ist natürlich das Gespräch mit den Lehrkräften. Oft lassen sich Probleme durch Elterngespräche klären.