
Eigentlich hatten Sie sich auf einen ruhigen Abend gefreut, jetzt hat sich aber eine Freundin für einen spontanen Besuch angemeldet? Obwohl Sie gerne absagen würden, laden Sie die Freundin trotzdem ein, macht man doch schließlich so. Auch dass Sie den Dienst mit einer Kollegin getauscht haben, obwohl Sie eigentlich selbst Pläne an dem Wochenende hatte, gefällt Ihnen eigentlich nicht, aber was soll man machen?
„People Pleaser“ – jemand, der anderen Menschen unbedingt gefallen will – schlucken eigene Bedürfnisse runter, um es anderen immer recht zu machen. Wer sich selbst dabei komplett vernachlässigt, kann sogar krank werden.
Was ist „People Pleasing“?
„People Pleasing“ ist eine englische Bezeichnung dafür, anderen Menschen gefallen zu wollen. „People Pleaser“ sind also Personen, die durch ihr „Gefallenwollen“ unbedingt Zustimmung, Anerkennung und Zuneigung suchen.
Beim Terminus „People Pleasing“ handelt es sich aber nicht um einen medizinischen Begriff. Psychologen und Psychiater verwenden den Begriff nicht für Diagnosen. Tatsächlich stammt der Begriff aus den populär-psychologischen Social-Media-Blasen und wird vor allem von Laien verwendet, um besondere gefallsüchtige Verhaltensweisen zu beschreiben, die man sich selbst am liebsten abgewöhnen möchte.
„People Pleasing“ grenzt sich deutlich von Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft oder Selbstlosigkeit ab. Mit dem Begriff werden vor allem Verhaltensweisen beschrieben, die eine negative Konnotation haben – wie zwanghafte Gefallsucht und Annahme anderer Menschen Aufträge, obwohl man selbst keine Zeit oder Kapazität dafür hat.
So erkennen Sie, ob Sie ein "People Pleaser" sind
Es gibt viele unterschiedliche Anzeichen dafür, ob man ein "People Pleaser" sein könnte, oder Neigungen hat, ein Ja-Sager zu werden. Zum Beispiel:
- Es fällt Ihnen schwer, „Nein“ zu sagen
- Sie sind konfliktscheu
- Sie denken ununterbrochen darüber nach, was andere von Ihnen denken
- Sie sagen Plänen und sozialen Verbindlichkeiten zu, selbst wenn Sie wissen, dass es Sie belastet
- Sie neigen zum Perfektionismus, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten
- Sie sagen oft oder immer „Alles gut“, selbst wenn die Dinge alles andere als gut sind
- Sie spüren einen Druck, freundlich und umgänglich zu sein
- Sie äußern eigene Bedürfnisse nicht
- Sie sind frustriert, dass Sie nie genug Zeit für sich selbst haben
Gesundheitliche Auswirkungen vom „People Pleasing“
Natürlich ist es wichtig, für andere da zu sein und ihnen zu helfen. Fürsorglichkeit, Empathie und das Einstehen füreinander gehören zu den besten Eigenschaften des Menschen. Das übermäßige "People Pleasing" kann aber leider auch zu gesundheitlichen Auswirkungen führen.
- Stress: Der ständige Druck, es allen recht zu machen, kann zu chronischem Stress führen. Dieser Stress kann zu körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsproblemen und einem geschwächten Immunsystem führen.
- Beziehungsprobleme: Das ständige Nachgeben und die Angst vor Konflikten können zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Es kann schwierig sein, eigene Bedürfnisse und Grenzen auszudrücken, was zu Frustration und Unzufriedenheit führen kann.
- Überforderung: Menschen, die ständig versuchen, es allen recht zu machen, neigen dazu, zu viele Aufgaben und Verpflichtungen anzunehmen. Dies kann zu Überlastung und Erschöpfung führen, da sie Schwierigkeiten haben, „Nein“ zu sagen. Dauerstress und Überforderung können zu einem Burnout-Syndrom führen.
Das sind mögliche Gründe fürs „People Pleasing“
Da „People Pleasing“ keine offizielle Diagnose ist und damit vielfältige Verhaltensweisen beschrieben werden, ist es schwierig, Ursachen dafür zu finden. Mögliche Erklärungen gibt es aber trotzdem.
Niedriges Selbstwertgefühl: Ein niedriges Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass man ständig nach Bestätigung und Anerkennung von anderen sucht. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl glauben oft, dass sie nur dann wertvoll sind, wenn sie anderen helfen und ihnen gefallen können.
Frühere Erfahrungen: Menschen, die in ihrer Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht haben, wie z.B. Missbrauch oder Vernachlässigung, können dazu neigen, sich auf das Wohl anderer zu konzentrieren, um sich selbst zu schützen. Sie haben möglicherweise gelernt, dass ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht wichtig sind und dass es sicherer ist, sich um andere zu kümmern.
Angst vor Ablehnung: Menschen, die sich stark darauf konzentrieren, anderen zu gefallen, haben oft Angst davor, abgelehnt oder nicht akzeptiert zu werden. Sie glauben, dass ihr Selbstwertgefühl und ihr Wert als Person davon abhängen, ob sie es allen recht machen können.