
Definition: Hypochondrie
Hypochondrie, auch bekannt als Krankheitsangststörung, ist eine psychische Erkrankung, die durch die übertriebene und anhaltende Angst vor Krankheiten gekennzeichnet ist. Betroffene interpretieren harmlose Empfindungen oder normale Körperfunktionen fälschlicherweise als Anzeichen einer schweren Erkrankung.
In Deutschland leiden schätzungsweise 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Hypochondrie. Das entspricht etwa 400.000 bis 800.000 Menschen. Es gibt allerdings auch eine hohe Dunkelziffer, da viele Betroffene aus Schamgefühlen ihre Angst vor Krankheiten verbergen. Zusätzlich leiden 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung an subklinischer Hypochondrie. Das bedeutet, dass sie zwar keine behandlungsbedürftige Angst vor Krankheiten haben.
Im Video: Hypochondrie: Eine ernsthafte psychische Störung, nicht nur übertriebene Sorgen
Hypochondrie: Das sind die Symptome
Die Symptome der Hypochondrie können sehr unterschiedlich sein und von Person zu Person variieren.
Typische Symptome sind:
- Ständige Sorge, an einer schweren Krankheit zu leiden: Hypochonder sind ständig besorgt, an einer schweren Krankheit zu leiden, auch wenn keine Anzeichen dafür vorliegen. Sie interpretieren harmlose Empfindungen oder normale Körperfunktionen fälschlicherweise als Anzeichen einer schweren Erkrankung.
- Übermäßige Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit: Hypochonder lesen ständig Gesundheitsbücher, googeln Symptome im Internet und suchen häufig Ärzte auf, um sich untersuchen zu lassen.
- Häufige Arztbesuche und Untersuchungen: Hypochonder gehen oft zum Arzt, um sich auf Krankheiten untersuchen zu lassen. Die Befunde sind meist negativ, aber die Angst der Hypochonder wird dadurch nicht verringert.
- Intensive Angst vor bestimmten Krankheiten oder Symptomen: Hypochonder haben oft eine intensive Angst vor bestimmten Krankheiten oder Symptomen, z. B. Krebs, Herzerkrankungen oder HIV.
- Fehlinterpretation von harmlosen Körpersignalen: Hypochonder interpretieren harmlose Körpersignale, wie z. B. Kopfschmerzen oder Müdigkeit, als Anzeichen einer schweren Erkrankung.
- Panikattacken und depressive Verstimmungen: Die Angst vor Krankheiten kann so intensiv sein, dass sie zu Panikattacken und depressiven Verstimmungen führen kann.
- Vermeidung von Aktivitäten, die mit der Angst vor Krankheit verbunden sind: Hypochonder vermeiden oft Aktivitäten, die mit der Angst vor Krankheit verbunden sind, z. B. Sport, Reisen oder soziale Kontakte.
- Narzisstische Züge: Ein überhöhtes Selbstwertgefühl und die Suche nach ständiger Aufmerksamkeit können bei Hypochondrie auftreten.
Die Schwere der Symptome kann von leicht bis schwer variieren. In einigen Fällen sind die Symptome so stark, dass sie die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen und sie in ihrer Berufsausübung und ihren sozialen Beziehungen einschränken.
Ursachen der Hypochondrie
Studien haben gezeigt, dass Hypochondrie in Familien gehäuft auftritt. Das bedeutet, dass es eine genetische Veranlagung für die Entwicklung der Erkrankung geben könnte.
Auch können Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, wie z.B. Ängstlichkeit, Perfektionismus oder Neigung zu Katastrophenphantasien, scheinen ein erhöhtes Risiko für Hypochondrie zu haben.
Negative Erfahrungen mit Krankheiten in der Kindheit, wie z.B. eine schwere Erkrankung eines Familienmitglieds oder traumatische Erlebnisse im Krankenhaus, können die Entwicklung einer Hypochondrie begünstigen. Auch Stress kann die Angst vor Krankheiten verstärken und zu hypochondrischen Symptomen führen.
Weitere mögliche Faktoren:
- Medizinische Informationen: Die ständige Konfrontation mit Informationen über Krankheiten, z.B. durch Medien oder Internet, kann die Angst vor Krankheiten verstärken.
- Gesellschaftliche Faktoren: In einigen Gesellschaften ist es üblicher, sich über Krankheiten zu sorgen und Arztbesuche zu vermeiden. Dies kann die Entwicklung einer Hypochondrie begünstigen.
Wie wird Hypochondrie diagnostiziert?
Erste Anlaufstelle bei Hypochondrie ist der Hausarzt. Durch seine Kenntnis der Krankheitsgeschichte und des Gesundheitszustands des Patienten kann er am besten einschätzen, ob die Sorgen realistisch sind oder ob eine übertriebene Angst vorliegt. Besteht der Verdacht auf eine Hypochondrie, kann der Hausarzt Sie an einen Psychiater oder Psychologen überweisen. Diese Fachärzte sind spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen.
Vor Beginn einer Psychotherapie sollte sichergestellt sein, dass keine organische Erkrankung die Symptome verursacht. Dazu können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden.
Mögliche organische Ursachen:
- Multiple Sklerose: Eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems
- Myasthenia gravis: Eine Autoimmunerkrankung, die zu Muskelschwäche führt
- Hormonelle Störungen: z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion
- Tumoren: bösartige oder gutartige Geschwülste
So kann Hypochondrie behandelt werden
Die Behandlung der Hypochondrie erfolgt in der Regel mit Psychotherapie. In einigen Fällen können auch Medikamente eingesetzt werden, um die Angst zu reduzieren.
Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie ist die am besten untersuchte und wirksamste Behandlungsmethode für Hypochondrie. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen,
- ihre Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern,
- ihre Angst zu bewältigen,
- mit ihrem Körper besser umzugehen.
Weitere psychotherapeutische Verfahren, die bei Hypochondrie eingesetzt werden können, sind:
- Psychodynamische Therapie: In der psychodynamischen Therapie geht es darum, die unbewussten Ursachen der Hypochondrie zu verstehen und zu bearbeiten.
- Exposition: In der Expositionstherapie werden die Betroffenen mit den Situationen konfrontiert, die ihre Angst auslösen.
- Entspannungsverfahren: Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, die Angst zu reduzieren.
Medikamente
In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Angst zu reduzieren. Antidepressiva und Anxiolytika (Angstlösungsmittel) können bei Hypochondrie hilfreich sein.
Wichtig ist, dass die Behandlung individuell auf den Betroffenen abgestimmt wird. Die Psychotherapie sollte von einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden, der sich mit Hypochondrie auskennt.
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