"Nüchtern" zum Arzt: Was bedeutet das eigentlich genau?

Essen und trinken vor einer Untersuchung beim Arzt oder der Ärztin können die Normalwerte des Blutes, des Urins oder anderer Messgrößen verfälschen. Um möglichst vergleichbare Werte zu bekommen, wird oft empfohlen, „nüchtern zur Untersuchung zu erscheinen“. Aber was heißt das genau?

Nüchtern“ zum Arzt: Was heißt das eigentlich?

Einige alltägliche Dinge hinterfragen wir gar nicht mehr, obwohl uns mitunter unklar ist, was genau gemeint ist. So auch bei Arztbesuchen. Wenn Ihr Hausarzt oder Hausärztin etwa einen Folgetermin mit Ihnen ausmacht und den Hinweis gibt, dass Sie bitte nüchtern zur Untersuchung erscheinen sollen. Viele stimmen dann einfach zu. Natürlich, nüchtern, kein Problem. Doch was genau heißt das eigentlich?

Dass wir nicht alkoholisiert zu ärztlichen Terminen erscheinen sollen, ist klar. Um diese Art der Nüchternheit geht es hier natürlich nicht. Wenn Ärzte und Ärztinnen davon sprechen, dass wir für bestimmte Untersuchungen nüchtern sein sollen, ist immer gemeint, dass unser Magen möglichst leer sein sollte. Vor einigen Untersuchungen heißt es daher schon Stunden zuvor: Nichts mehr essen und nichts mehr trinken. Aber ist „nüchtern“ gleich „nüchtern“? Dürfen wir wirklich nicht einmal Wasser trinken und wie lange vor einer Untersuchung sollten wir nichts mehr essen?

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Bei diesen Untersuchungen sollten Sie nüchtern sein

Je nachdem, was Ihr Arzt oder Ihre Ärztin vorhat, können die Empfehlungen für Nüchternheit stark variieren. Soll bei Ihnen etwa ein großes oder kleines Blutbild bestimmt werden – also Blut abgenommen werden – ist Trinken erlaubt, nur sollten Sie etwa acht Stunden vorher nichts mehr essen. Der Grund: Bei der Verdauung von Nahrung finden in unserem Körper viele Stoffwechselprozesse statt, die komplexe Kohlenhydrate in für uns verwertbare Zucker aufspalten. Unser Blut ist dann voller Zucker und Insulin. Abhängig davon was und wann wir gegessen haben, können diese Blutzuckerwerte sehr hoch sein. Das würde die Blutwerte aber verfälschen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wollen jedoch sehen, was in Ihrem Blut vor sich geht, wenn gerade keine Stoffwechselprozesse ablaufen. 

  • Daher gilt bei der Blutabnahme: Trinken Sie Wasser oder ungesüßte Tees, essen Sie aber bis zu acht Stunden vor der Blutabnahme nichts mehr.

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Etwas strenger sind die Empfehlungen vor Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums oder Magenspiegelungen. Hier gilt bis etwa sechs Stunden vor der Untersuchung: Keine Getränke zu sich nehmen und nichts essen. Flüssigkeit im Magen könnte die Ultraschallaufnahmen verfälschen. Werden Kameras über die Speiseröhre bis in den Magen geführt, ist es zur Diagnose natürlich besser, wenn keine Nahrung im Bauch ist.

Für gewöhnlich erhalten Sie aber bei solchen Prozeduren aber genaue Informationen von Ihrem Arzt oder Ärztin bezüglich der genauen Vorbereitung. Auch bei Darmspiegelungen werden Sie im Vorfeld genausten aufgeklärt, was Sie essen und trinken sollten und wie lange vor der Untersuchung Sie nichts mehr zu sich nehmen dürfen.

Nüchtern zum Arzt: Auf diese Dinge müssen Sie verzichten

Ist bei Ihnen eine Blutabnahme geplant, sollten Sie auch auf bestimmte Genussmittel verzichten. Zwar sind oft Wasser und ungesüßte Tees vor dem Arztbesuch erlaubt, Ihren geliebten Kaffee am Morgen oder koffeinhaltige Tees sind leider Tabu. Koffein aus Kaffee oder Teein aus Tee wirkt bereits 30 Minuten nach Einnahme auf unseren Blutkreislauf und verengt kleine Blutgefäße. Dadurch steigt der Blutdruck. Außerdem sorgt das Stimulanz für die Ausschüttung von Dopamin und anderen Hormonen, die unser Blutbild beeinflussen können.

Auch Milch ist vor einer Untersuchung oder Blutabnahme, zu der Sie nüchtern erscheinen sollen, leider Tabu. Der in der Milch enthaltene Milchzucker, die Laktose, wird in unserem Körper verstoffwechselt und zu Zucker umgewandelt. Das lässt den Blutzuckerspiegel steigen und führt zur Ausschüttung von Insulin. Zwar ist das alles normal, Ärzte und Ärztinnen könnten mit solchen Blutproben aber nichts anfangen.

Müssen Sie vor einer Blutabnahme auch auf Medikamente verzichten?

Wer nüchtern beim Arzt erscheinen soll – ob für eine Blutabnahme oder Magenspiegelung – fragt sich mitunter, ob auch auf Medikamente verzichtet werden muss. Denn wenn schon Kaffee, Tee und Insulin die Blutwerte verfälschen können, dann haben doch bestimmte Medikamente wie Blutverdünner, Cholesterinsenker oder Bultdruckmittel ebenfalls Auswirkungen auf das Blutbild? 

Generell wird empfohlen, verschriebene Medikamente nicht eigenmächtig abzusetzen oder zu pausieren. Steht eine Blutabnahme an, sprechen Sie vorher mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin ab, ob Sie Ihre Medikamente wie gewohnt einnehmen können.

Medikamente auf nüchternen Magen einnehmen: Was ist zu beachten?

Es gibt nicht nur den Fall, dass Sie zu bestimmten Untersuchungen beim Arzt oder der Ärztin nüchtern erscheinen müssen. Einige Medikamente müssen ebenfalls auf nüchternen Magen eingenommen werden, damit sie ihre volle Wirkung entfalten. Doch was bedeutet das? Wie lange vor der Einnahme eines Medikaments darf ich dann nichts mehr essen?

Die gute Nachricht: Sie müssen nicht acht Stunden nüchtern bleiben! Bei nüchtern einzunehmenden Medikamenten reicht es, wenn Sie vor der Einnahme etwa zwei Stunden und nach der Einnahme etwa 30 bis 60 Minuten nichts essen