
Kurz erklärt: So funktioniert die Nutri-Score
Die Nutri-Score gibt es hierzulande seit 2020. Die farbige Skala auf Lebensmittelverpackungen soll eine wichtige Unterstützung für Verbraucher und Verbraucherinnen sein, um schnell eine Einschätzung über die Nährwerte eines Produktes zu erhalten. Dadurch sollen bessere Kaufentscheidungen möglich sein und gesunde Ernährung auch dann möglich sein, wenn bei Konsumenten und Konsumentinnen keine oder kaum Kenntnisse über Ernährung, Gesundheit und Lebensmittelproduktion vorliegen.
Wer steckt hinter der Nutri-Score?
Die Lebensmittelkennzeichnung basiert auf unabhängigen wissenschaftlichen Studien. Forschende des Max Rubner-Instituts verglichen 2018 unterschiedliche Kennzeichnungssysteme, die bereits in Europa eingeführt waren. Ihre Ergebnisse nutzten sie zur Erstellung eines Best-Practice-Modells, der Nutri-Score.
Im Video: Das bringt die Nutri-Score wirklich
Und wie kommt die Lebensmittelkennzeichnung auf die Produkte? Die Nutri-Score wird heute von den Lebensmittelherstellern selbst auf ihre Produkte gebracht. Es ist also eine freiwillige Kennzeichnung. Große Produzenten brachten schon ab 2019 ihre Produkte mit Nutri-Score in die Läden, da mit der „Lebensmittelampel“ klare Kaufanreize erwartet wurden. In der Folge zogen mehr und mehr Unternehmen nach. Seit 2021 nutzt auch ALDI für die Eigenmarken die Lebensmittelampel, andere Discounter und Supermärkte nutzen mittlerweile auch die Nutri-Score.
Und so funktioniert Lebensmittelampel: Mit der Score werden nur Nährstoffe und Inhaltsstoffe eines Lebensmittels bewertet. Es wird also auf Eiweiß, Ballaststoffe, Fett, Zucker, Salz, Kohlenhydrate oder Kalorien geachtet. Die Hersteller berechnen den Score für 100 Gramm oder 100 Milliliter ihres Lebensmittels. Für gesunde Nährstoffe wie Ballaststoffe oder Eiweiß etwa gibt es keine Abstrafung. Enthält ein Lebensmittel aber viel Salz oder zugesetzten Zucker, kommen entsprechend der Menge Punkte zusammen. Je mehr Punkte ein Lebensmittel sammelt, desto schlechter wird der Nutri-Score.

So einleuchtend die Nutri-Score aber auch ist, bei der vereinfachten Bewertung der Inhaltsstoffe von verarbeiteten Produkten gibt es auch einige Schwachpunkte. Wir klären auf!
Achtung, die Nutri-Score hat auch Schwächen!
Zusatzstoffe werden nicht berücksichtigt
Zusatzstoffe oder Ersatzstoffe wie Süßungsmittel, Geschmacksverstärker und Co. werden nicht negativ bewertet. Sehr süße Lebensmittel können so mit einer guten Nutri-Score davonkommen, wenn die Hersteller anstatt auf Zucker zu Ersatzstoffen wie Süßungsmittel zurückgreifen. So wird der hohe Anteil natürlichen Fruchtzuckers in Bio-Säften negativ bewertet, während Cola-Light-Getränke mit besseren Scores glänzen können, da sie kein Zucker enthalten.
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Bio-Produkte im Nachteil
Zusatzstoffe und Ergänzungsmittel werden generell nicht berücksichtig. Durch den starren Blick auf nur ausgewählte Nährstoffe wird der Vergleich von Lebensmitteln stark verzerrt. Ob ein Produkt Bio-Standards entspricht oder die Hersteller besonderen Wert auf das Tierwohl und die Tiergesundheit legen, bleibt unberücksichtigt. Gesündere Bio-Produkte würden in vielen Fällen keine bessere Nutri-Score erhalten als herkömmliche Produkte. Fleisch aus Massentierhaltung von kranken Tieren hätte die gleiche Score wie Bio-Fleisch. Viele Hersteller von Naturkost und Bio-Produkten kennzeichnen ihre Lebensmittel daher nicht mit der Nutri-Score.
Vergleichbarkeit fehlt
Wer nicht weiß, wie die Score funktioniert, kann schnell zu Trugschlüssen gelangen. Sehen Verbraucher und Verbraucherinnen etwa ein grünes „B“ auf einer Tiefkühlpizza, könnten sie annehmen, dass die Pizza genauso gesund ist, wie andere Lebensmittel mit guten Scores. Das stimmt aber nicht. Die Nutri-Score vergleicht nur Produkte aus ein und derselben Lebensmittelkategorie miteinander. Am Beispiel der Pizza heißt das: Ja, sie enthält bessere Nährstoffe als andere Pizzen im Vergleich; verglichen mit wirklich gesunden Lebensmitteln schneidet sie aber trotzdem schlecht ab.