Ein neues behindertengerechtes Leben zuhause: Hoffnung und Heilung nach einem lebensverändernden Unfall

Wenn beispielsweise durch einen Unfall eine schwerwiegende Behinderung entsteht, ist das für Betroffene erstmal ein Schock. Wir erklären, wie ein behindertengerechtes Leben zu Hause aussehen kann. 

Seniorin im Rollstuhl mit Frau, draußen© highwaystarz / Adobestock
Entsteht eine Behinderung, muss ein behindertengerechtes Zuhause geschaffen werden. 

Keiner wünscht es sich und doch ist es möglich, dass das Leben genau diese einschneidende Erfahrung für einige Menschen vorgesehen hat: Ein Unfall, der eine schwerwiegende Behinderung nach sich zieht, verändert das gesamte Leben und schafft es glücklicherweise in vielen Fällen dennoch nicht, dem Menschen die Lebensfreude zu nehmen. Entscheidend ist, dass sich das Umfeld Betroffener von vornherein gut organisiert. Dabei spielen nicht nur Fragen nach einer Neuausrichtung bestehender Immobilien eine Rolle, sondern auch die Neuordnung finanzieller Sachverhalte. In diesem Artikel wird beleuchtet, wie ein behindertengerechtes Leben zu Hause aussehen kann und was zu tun ist, um neben dem Anstoß einer Heilung die Hoffnung nicht zu verlieren.

Aufteilung der organisatorischen Maßnahmen auf Vertrauenspersonen

Welche Personen sich fortan um die verunfallte Person kümmern, ist in den meisten Fällen bereits aus den familiären Strukturen heraus vorgegeben. Um eine Überlastung pflegender Angehöriger zu vermeiden, gilt es dennoch, die Aufgaben möglichst auf mehrere Angehörige zu verteilen. Des Weiteren ist es wichtig, "Vertretungen" zu organisieren, damit pflegende Angehörige die Möglichkeit erhalten, sich während einer kurzen Auszeit zu regenerieren. Gibt es Nachbarn oder Verwandte, die ihre Hilfe anbieten, so kann man diese bei einem bestehenden Vertrauensverhältnis getrost in Anspruch nehmen und für jede helfende Hand dankbar sein.

Arbeitsausfall bei Pflegepersonen kompensieren - oft eine Frage des Geldes

Ein Unfall kündigt sich nicht an - er geschieht ungeplant. Das stellt nicht nur die betroffene Person, sondern auch Angehörige vor teils erhebliche finanzielle Herausforderungen. Grundsätzlich sieht das Gesetz eine Freistellung Angehöriger von bis zu 10 Tagen vor. Diese Zeit kann genutzt werden, um die ersten organisatorischen Maßnahmen für eine künftige Pflege in Angriff zu nehmen. Da es mit lediglich 10 Tagen üblicherweise nicht getan ist, um sich um alles Erforderliche zu kümmern, stellen sich Viele die Frage, wie es darüber hinaus finanziell weitergehen soll. Entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten für Privatkredite und stellen Sie den Status quo Ihrer Finanzen gründlich auf den Prüfstand. Je besser Sie über Ihre Ersparnisse und laufenden Ausgaben informiert sind, desto optimaler können Sie für das neue Leben als pflegender Angehöriger planen.

Dies gilt im Übrigen nicht nur für Angehörige, sondern auch für Betroffene selbst. Je nach Schwere des Unfalls können die Zahlung einer Erwerbsminderungsrente, als auch die Leistungen einer privaten Unfallversicherung bei einer Invalidität im Raum stehen.

Kurzzeitpflege als vorübergehende Pflegemaßnahme

Nicht in allen Fällen ist es möglich, die zu pflegende Person von vornherein zu Hause zu betreuen. Existieren größere Wohnimmobilien wie beispielsweise ein Eigenheim, erfordert dies häufig zunächst einen grundlegenden barrierefreien Umbau. In dieser Zeit besteht die Möglichkeit, die sogenannte Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen. Hierbei handelt es sich um eine Pflege durch professionelle Fachkräfte, die vollstationär durchgeführt wird. In jedem Kalenderjahr beträgt eine mögliche Inanspruchnahme der Kurzzeitpflege 8 Wochen.

Ambulante Pflege zur Unterstützung pflegender Angehöriger

Wehrt sich die betroffene Person gegen eine vollstationäre Aufnahme und ist es grundsätzlich möglich, eine häusliche Pflege anzustreben, kann die ambulante Pflege Angehörigen wertvolle Unterstützung bieten. Sie entlastet beispielsweise in folgenden Pflegeteilbereichen:

  • Körperpflege
  • Mahlzeitenzubereitung
  • Medikamentengabe

Ein großer Vorteil der ambulanten Pflege ist es, dass die Leistungen individuell auf die Bedürfnisse der zu betreuenden Person und der Angehörigen abgestimmt werden können. Hierdurch ist es möglich, Lösungen passgenau für die jeweilige neue Lebenssituation in Anspruch zu nehmen.

Finanzen bei Behinderung nach Unfall meistern: Lösungsansätze

Eine erste Anlaufstelle, wenn es um das künftige Stemmen der mit der Pflege verbundenen Kosten geht, ist der Kranken- bzw. Pflegeversicherer. Des Weiteren kann es eine Möglichkeit sein, Leistungen der Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht minder wichtig ist das Stellen eines Rentenantrags. Um die Inanspruchnahme zustehender Leistungen nicht zu versäumen, sollte man sich hier zu den vielfältigen Möglichkeiten von einem Experten eingehend beraten lassen. Nicht zuletzt können Unterhaltsansprüche geltend gemacht werden, wenn es sich um eine Pflege der Kinder oder Eltern handelt. Spielt hierbei eine elterliche Trennung eine Rolle, sollte man auch etwaige Unterhaltsansprüche gegenüber dem Ex-Partner prüfen.

Psychische Unterstützungsangebote für Betroffene nicht vergessen

Unfälle, die eine Behinderung nach sich ziehen, stellen für die betreffende Person ein einschneidendes Erlebnis dar. Hierdurch können sich mentale Schwierigkeiten ergeben. Viele Betroffene schämen sich jedoch, nach psychologischer Hilfe zu fragen, oder nehmen die psychischen Herausforderungen bislang als nicht so schwerwiegend wahr. Aufgrund dessen ist bei pflegenden Angehörigen, aber auch bei dem übrigen persönlichen Umfeld ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit Betroffenen gefragt. Außenstehende, die derartige mentale Herausforderungen beim Patienten feststellen, sind gut beraten, sie behutsam anzusprechen und Hilfsangebote zu unterbreiten. Dies gilt übrigens auch für Pflegepersonen. Auch sie müssen in die neue Situation erst hineinwachsen, was sich anfänglich aus der psychologischen Perspektive heraus etwas schwierig gestalten kann. Viele Betroffene sind für eine zielgerichtete Ansprache dankbar und nehmen - wenn auch etwas später - entsprechende Hilfsangebote an. Hierdurch lässt sich die Lebensqualität der verunfallten Person und die der Angehörigen häufig in hohem Maße verbessern.

Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung - unverzichtbare Dokumente

Erkrankt ein Mensch schwer oder trägt er infolge eines Unfalls eine Behinderung davon, bedeutet dies nach deutschem Recht nicht automatisch, dass Angehörige die Pflege übernehmen können. Eine rechtliche Betreuung kann vom Amtsgericht angeordnet werden. In diesem Fall kann eine wildfremde Person eingesetzt werden, um die Betreuung zu übernehmen. Wer diesem Risiko aus dem Weg gehen möchte, ist gut beraten, sich so schnell wie möglich um eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung zu kümmern. Auf der sicheren Seite ist, wer sie von einem Notar ausstellen lässt.

Die Vorsorgevollmacht bevollmächtigt eine Vertrauensperson rechtlich, im Namen der erkrankten Person persönliche Angelegenheiten zu übernehmen. Bei der Patientenverfügung hingegen geht es um medizinische Entscheidungen, die im Sinne der zu pflegenden Person zu treffen sind. Derartige Entscheidungen können im Extremfall über Leben und Tod entscheiden. Kaum jemand möchte sie in die Hände eines fremden Menschen legen.

Barrierefreier Umbau des Zuhauses

Wie sich ein barrierefreier Umbau in der Praxis konkret gestaltet, hängt von den individuellen örtlichen Gegebenheiten ab. Bei Einfamilienhäusern kann es erforderlich werden, einen Treppenlift für den Zugang in die oberen Etagen einzubauen. Sitzt die Person im Rollstuhl, wird eine ebenerdige, befahrbare Dusche benötigt. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, Bad, Küche und Wohnräume ins Erdgeschoss zu verlagern und die oberen Räume anderweitig zu nutzen. Hierbei ist es wichtig, alle Absprachen mit der betroffenen Person gemeinsam zu treffen.

Fazit

Ein neues behindertengerechtes Leben zu Hause erfordert einen mehrdimensionalen Blick - in erster Linie auf die örtlichen Gegebenheiten, die Finanzen und die künftige Pflegesituation. Der psychologische Faktor sollte dabei keinesfalls aus den Augen verloren werden. Was bleibt? Pflege braucht Zeit!