Nordic Skating

Nordic Skating

Vier Reifen, zwei lange Stöcke – und ab geht’s. Der neue Trendsport Nordic Skating trainiert nahezu alle Muskeln und macht schlank. VITAL-Autorin Esther Langmaack schnallte für Sie an.

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Ein Gefühl, an das ich mich erst mal gewöhnen muss – denn mit den angeschnallten Skikes komme ich an den Füßen auf mindestens 50 Zentimeter Länge. Zwei lange Schienen mit jeweils zwei Gummireifen und dazu in den Händen spitze Stöcke. Ist das etwa der neue Fitness-Trend 2009? Na ja, beim Nordic Walking haben anfangs auch alle gegrinst… Nordic Skating bzw. Skiken ist eine Kombination aus Skaten und Biken. Die Bewegung funktioniert ähnlich wie beim Inlineskaten und die geländefitten Reifen erinnern schon ein bisschen an Mountainbikes. Das Tolle daran: Man kann damit – anders als bei normalen Skates – auch auf Sand- und Waldwegen oder einfach mal querfeldrein rollen. Also: schnell anschnallen und Start frei für meine erste Skike-Stunde!

Gut zu wissen

INTERNET-LINKS:

- Unter www.nordic.powerslide.de/ Stichwort „Nordic“ gibt es einen kleinen Film, der zeigt, wie Nordic Skating aussehen kann, wenn man es beherrscht.

- Unter www.nordic4x4.com können Sie Skates bestellen und erhalten Informationen, wo man sie testen kann.

- Unter www.skike.de findet man bundesweit Termine für Einsteiger- und Schnupperkurse, Trainerlisten und Händler.

BUCH-TIPP:
Johannes Roschinski, Andreas Körber: „Nordic Skating Offroad“, Meyer + Meyer Verlag, 149 Seiten, 14,95 Euro

Am Anfang sind die Füße schwer wie Blei

Gut, dass ich Andreas König, einen Skike-Trainer aus Kiel, an meiner Seite habe. Mit der Geduld eines Kindergärtners passt er meine Offroad Rollschuhe an und gibt mir die nötigen Tipps: erst mal die Füße nacheinander leicht anheben. Immerhin hängt pro Fuß etwa ein Kilo zusätzlich unten dran. Vertraut sind mir zumindest die Schuhe, die in den Skikes stecken. Normale Turn- oder feste Trekkingschuhe passen ideal und geben den nötigen Halt. Als Alternative gibt es aber auch Nordic Skates mit integrierten Spezialschuhen (siehe S. 22). Erste Regel: bremsen lernen. Skikes bieten – im Gegensatz zu Inlineskates – an beiden Füßen Bremsen, die z. B. durch Gewichtsverlagerung funktionieren.

Ich „schwimme“ rollend die Elbe entlang

Auf einem Wanderweg an der Elbe mache ich die ersten Rollversuche. Mein Trainer klaut mir erst mal die Stöcke, damit ich mich auf die Skikes, mein Gleichgewicht und den Schwung konzentrieren kann. Der Bewegungsfluss ist ähnlich wie beim Inlinern oder Schlittschuhfahren: seitlich abstoßen und dann laufen lassen. Auf glatter Strecke klappt die Grundtechnik schon ganz gut. Nun soll ich skiken und mit den Armen Brustschwimm- Bewegungen machen. Denn wer den Oberkörper bewegt, muss sicher auf den Beinen sein. „Die Füße rollen dabei quasi wie von selbst“, weiß Andreas König, „weil man sich voll auf die Arme konzentriert.“ Na ja, dann los!

Aller Anfang ist schwer

Ich „schwimme“ rollend an der Elbe entlang – und möchte gar nicht wissen, wie das für andere aussieht. Ein Pärchen schaut mich ungläubig an. Ich grinse zurück und lande einen Bruchteil später auf der linken Pobacke. Hat zum Glück aber nicht wehgetan. Nun übe ich Kurven. Die sind aufgrund der Länge der Skikes etwas schwieriger als beim Inlineskaten. Mein Trainer reicht mir ein Stockende, hält die andere Seite fest und führt mich im Kreis herum. Sanft stoße ich mich mit den Skikes seitlich ab und gehe in kleinen Schritten in die Kurvenrichtung. Dafür werden die Füße minimal angehoben. Jetzt kommt der korrekte Stockeinsatz.

Für den ersten Schwung ramme ich beide Stöcke etwa auf Schuhhöhe in den Boden und stoße mich ab. Danach nur, wenn das Schwungbein nach vorn gleitet. Die Arme strecke ich vorschriftsmäßig nach dem Abstoßen lang nach hinten, dann werden die Stöcke wieder nach vorn gezogen für den erneuten Abstoß auf dem Boden. Ganz ähnlich wie beim Skilanglauf. Richtig rhythmisch hört sich das Klack, klack an. Puuh, ich spüre nicht nur meine Beine – auch der Oberkörper und die Armmuskeln werden beim Nordic Skaten ordentlich gefordert. Das gibt garantiert Muskelkater – und zwar am ganzen Körper.

Hat man den Dreh raus, geht’s ins Gelände

Jetzt kommt richtig Tempo in mein Training. Na, hoffentlich rolle ich die Spaziergänger da vorn nicht über den Haufen! Aber Andreas fährt vor und warnt freundlich: „Vorsicht, das Mädchen braucht Platz!“ Großes Gegrinse auf allen Seiten, doch ich kurve sou- verän um die Truppe herum. Nach etwa zwei Stunden Training bin ich schon schön locker – auch im Kopf, und das Ganze beginnt richtigen Spaß zu machen. Der besondere Clou meiner vier Reifen ist jedoch, dass ich – anders als beim Inlineskating – auch auf Sandwegen oder querfeldein fahren kann. Also auf ins Gelände! Ich rolle im nahegelegenen Park die Hügel hinunter, stapfe den Rasen rauf – und bin begeistert! Selbst Wege mit Steinchen, Laub oder Schotter sind kein Handicap. Da hätte ich meine guten alten Inliner schon längst abschnallen müssen. In dem dreistündigen Kurs (ca. 60 Euro) habe ich mich an die Skikes gewöhnt, die ersten Technikübungen absolviert und bewege mich inzwischen ziemlich sicher. Vielleicht sehe ich dabei noch etwas ungelenk aus – aber solange ich Spaß dabei habe, ist mir das, ehrlich gesagt, egal.

Ausrüstung, Grundübungen & Fitness

Schutzbekleidung

10 bis 20 Stundenkilometer sind ein recht flottes Tempo. Darum sollten Sie immer mit Protektoren fahren: Ein Helm schützt vor Kopfverletzungen. Die Knie und Ellbogen schützen, genau wie beim Inlineskaten, spezielle Kunststoffkappen. Auf Protektoren für die Handgelenke muss man wegen der Stöcke verzichten. Gegen Blasen helfen herkömmliche Sport- oder Fahrradhandschuhe. Wer in der Gruppe fährt, sollte auch noch eine Sportbrille tragen, da die scharfen Stockspitzen der Vorderfrau auch mal ins Auge gehen könnten.

Der Finessfaktor

Wer regelmäßig Nordic Skaten oder Skiken geht, hat mehr vom Leben. Denn es trainiert optimal die Ausdauer, gleichzeitig aber auch die Kraft. Rund 90 Prozent der gesamten Körpermuskulatur werden beansprucht und es werden mehr Kalorien verbrannt als beim Skaten ohne Stöcke. Ein super Fatburner- Training! Da Knie, Hüft- und Sprunggelenke wenig belastet werden, ist Nordic Skating ideal auch für Übergewichtige. Zugleich schult es die Balance und die Koordination. Der Armeinsatz stärkt die Rückenund Schultermuskulatur, löst Verspannungen.

Technik-Basics für Einsteiger

Die Grundstellung: Die Füße stehen parallel, hüftbreit auseinander. Die Knie sind leicht gebeugt. Bremsen: Beide Skates haben je eine Bremse. Dadurch kann die Balance besser gehalten werden und die Bremskraft ist stärker. Gebremst wird z. B. mit beiden Beinen durch Gewichtsverlagerung (z. B. Körper leicht nach vorn/Knie leicht gebeugt oder Po nach hinten/gestreckte Knie). Skating-Schritt mit Stockeinsatz: Zu Beginn stößt man sich mit beiden Stöcken auf Fußhöhe ab. Danach wird immer nur der rechte oder nur der linke Beinabstoß mit beiden Stöcken unterstützt. Also jeder zweite Schritt. Da der Doppelstockeinsatz nur mit einem Bein zusammenarbeitet, Seite regelmäßig wechseln. Das Gewicht verlagert sich immer auf das abstoßende Bein. Während der Gleitphase werden die Arme und die Stöcke nach hinten gestreckt.

Skates für jeden Geschmack

Skates für jeden Geschmack

NORDIC BLADE & WALK

Praktisch: Den Schuh können Sie in schwierigem Gelände abschnallen und darin laufen. Von Powerslide, ca. 269 Euro.

SCHÜTZT DEN KOPF

Skating-Helm, der am Hinterkopf etwas tiefer gezogen ist. „Fitness Pro“ von Powerslide, ca. 20 Euro.

SKIKES PUR

Hier können Sie mit Ihren eigenen (festen) Schuhen hineinschlüpfen und sie mit Klettverschlüssen fixieren. Von Skike, ca. 269 Euro.

NORDIC TRAINER

Der Softboot ist wie bei Inlinern fest auf der Laufschiene montiert. Mit Luftschlitzen im Stiefel. Von Powerslide, ca. 249 Euro.

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