Was bedeutet Quiet Quitting?
„Quiet Quitting“ kann als „stille Kündigung“ übersetzt werden. Der Begriff stammt aus dem englischsprachigen Raum und wurde vor einiger Zeit auf der Social-Media-Plattform TikTok von einem Nutzer geprägt, der vor den Gefahren und der Ungerechtigkeit der Ausbeutung von Arbeitnehmenden durch ihre Unternehmen warnt. Mit dem Begriff bezeichnete der User @zaidleppelin ein Konzept zur Reform der Arbeitszeitgestaltung. Es solle ein Umdenken unter den Beschäftigten stattfinden, unbezahlte und ungedankte Überarbeitung und Übererfüllung von Aufgaben zu vermeiden.
Im Video: Dieses TikTok löste die Quiet-Quitting-Debatte aus
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Quiet Quitting hieße demnach: Dienst nach Vorschrift und keinen Handschlag mehr, als vertraglich mit dem Arbeitgeber vereinbart. Es gehe mit der stillen Kündigung nicht darum, Arbeit liegenzulassen oder innerlich aufzugeben. Vielmehr würden Selbstschutz und der Wunsch nach einer gesunden Work-Life-Balance im Mittelpunkt stehen. Um das Konzept der stillen Kündigung hat sich mittlerweile eine Bewegung gegründet, die auch langsam in Europa Anhänger und Anhängerinnen findet.
Überarbeitung ist nämlich auch hierzulande wohlbekannt. Das Statistische Bundesamt gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass im Jahr 2021 etwa 4,5 Millionen Angestellte unbezahlte Überstunden abgeleistet hätten. Das sind etwa 12 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland. Gleichzeitig wird von den Beschäftigten immer mehr verlangt, oft auch mehr als in Arbeitsverträgen festgeschrieben ist. Beschäftigte, die sich von den zunehmend auf Kosten der Freizeit gehenden Extraaufgaben frei machen wollen, erhoffen sich durch den bewussten Tritt auf die berufliche Bremse etwas mehr Kontrolle über die Arbeitszeit – und damit ein Mehr an Lebenszeit.
Im Video: So denken Arbeitsrechtsexperten über Quiet Quitting
Mit diesen 4 Verhaltensweisen schützen sich Angestellte
Pünktlicher Feierabend
Quiet Quitter arbeiten über ihre vertraglich festgeschriebenen 8 Stunden nicht mehr hinaus. Die „Extrameile“ für die Chefs zu gehen und noch ein paar Stunden hinten dranzuhängen, kommt nicht mehr infrage. Die strenge Einhaltung der Arbeitszeit ist für Quiet Quitter die wichtigste Maßnahme, um Kontrolle über die Freizeit zu behalten.
Verweis auf Arbeitsverträge
Müssen im Job neue Aufgaben verteilt werden, verweisen Quiet Quitter oft auf ihre Jobbeschreibungen und Arbeitsverträge. Was nicht explizit in den Verträgen steht, müsse auch nicht übernommen werden. Denn wer im Arbeitsalltag nicht aufpasst, übernimmt plötzlich verantwortungsvolle Aufgaben, die beim Gehalt nicht berücksichtigt werden.
Diensthandys und -Laptops bleiben zu Hause ausgeschaltet
Viele Überstunden und Extraarbeit passiert ganz ungewollt und unbewusst. Die meisten Angestellten haben heutzutage Diensthandys oder Notebooks, die ihnen mobiles Arbeiten erlauben. Wer im Feierabend noch den E-Mail-Eingang sortiert oder auf Nachrichten antwortet, ist gar nicht wirklich in der Freizeit, sondern im Kopf noch auf der Arbeit. Quiet Quitter lassen daher zu Hause Handy und Laptop aus.
"Nein" als valide Antwort
Wenn die Chefs bestimmte Aufgaben erfüllt sehen wollen, kann man sich oft nicht verweigern – auch nicht, wenn man Dienst nach Vorschrift macht. Denn Vorschrift bleibt Vorschrift. Quiet Quitter lernen allerdings "nein" zu sagen, wenn es um Extraaufgaben, Überstunden aus Gruppenzwang oder Arbeitsevents außerhalb der Arbeitszeiten geht. So schützen sich Angestellte davor, dass die wenige Freizeit, die sie haben, auch noch von der Arbeit aufgefressen wird.
Dauerstress begünstigt Burn-Out
Wer beruflich unter Dauerstress steht und mehr und mehr Arbeit mit in die Freizeit nimmt, läuft Gefahr, die eigene mentale Gesundheit zu riskieren. Aus Überarbeitung und andauerndem Stress können schnell Depressionen entstehen. Auch das bekannte Burn-Out-Syndrom ist eine häufige Folge von Stress und Überarbeitung. Ein Burn-Out verläuft für gewöhnlich in sieben Phasen:
- Elan, Rastlosigkeit, Schlafmangel
- schwindendes Engagemeng, Frustration
- depressive Stimmung, Aggression, Angstzustände
- Leistungsabbau, Entscheidungsschwierigkeiten
- Gleichgültigkeit
- Schlafstörungen, körperliche Beschwerden, Libidoverlust
- Depression