Thalassophobie: Was Sie über die Angst vor tiefen Gewässern wissen müssen

Der Anblick der dunklen Tiefen des Meeres, und vor allem auch der Gedanke an die sich in der Dunkelheit verbergenden Gefahren, löst bei Thalassophobikern und Thalassophobikerinnen starke Ängste aus. Was es mit der Angst vor tiefem Wasser auf sich hat, erfahren Sie hier.

Die Angst vor tiefem Wasser: Thalassophobie kurz vorgestellt

Eine der selteneren Phobien ist die Angst vor tiefen Gewässern. Die Thalassophobie bedeutet wortwörtlich „Meerangst“. Das Meer steht hier allerdings stellvertretend für große, tiefe Gewässer. Betroffene fürchten sich vor vielen Aspekten, die auf große Gewässer zutreffen können: Die Tiefe und Dunkelheit von Seen, Meeren und Ozeanen löst bei Phobikern und Phobikerinnen Angst aus. Auch der Gedanke daran, hilflos auf offener See ausgesetzt zu sein oder nicht zu wissen, welche vermuteten Schrecken sich nur wenige Meter unter der dunklen Wasseroberfläche verbergen mögen, lässt Betroffene dieser speziellen Angststörung in Panik verfallen.

Da es sich bei der Angst vor den Tiefen des Meeres um einen wirklich sehr speziellen Furchtauslöser handelt, der im Alltag der meisten Menschen kaum eine Rolle spielen dürfte, können Meeresphobiker und -phobikerinnen mögliche Trigger verhältnismäßig einfach umgehen. Viele Betroffene von Thalassophobie entwickeln Vermeidungsstrategien und können Aufenthalte am Strand oder Schiffsfahrten und Seereisen einfach aus ihrem Leben streichen.

Phobien im Zusammenhang mit Wasser

Zwar beschreibt die Thalassophobie eine Angst vor Gewässern, und besonders den furchteinflößenden Geheimnissen in den dunklen Meerestiefen, betroffene Phobiker und Phobikerinnen fürchten sich allerdings nicht prinzipiell vor Wasser an sich. Die Angst vor Wasser wird als Aquaphobie oder Hydrophobie bezeichnet. Hier spielt die Tiefe und Dunkelheit von Gewässern keine Rolle. Allein schon der Gedanke an Wasserkontakt auf der Haut löst Ängste aus. Apropos Kontakt mit der Haut und Wasser: Die Angst vor Fischen und Berührungen mit diesen im Wasser wird Ichthyophobie genannt. Mit dem Element Wasser verbunden ist auch die Angststörung der Ombrophobie, mit der die Angst vor Regen bezeichnet wird.

Was sind die Gründe? So entsteht die Angst vorm Meer

Die Angst vor tiefem Wasser ist gar nicht so abwegig und lässt sich evolutionär und menschheitsgeschichtlich gut erklären. Menschen sind seit jeher darauf geschult, natürliche Gefahrenquellen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. 

Dass sich in der Dunkelheit potenzielle Fressfeinde und Räuber verstecken könnten, ist eine der wichtigsten Lektionen, die unsere Vorfahren lernten. Wenn sich nun beim Blick in die Dunkelheit unsere Nackenhaare aufstellen und der Harzschlag beschleunigt, bereitet unser Körper eine mögliche Flucht vor und lässt uns durch Hormonausschüttung wacher, fokussierter und generell aufmerksamer sein. 

Und wo ist es dunkler als beim Blick in die Tiefen von Gewässern? Je größer das Gewässer, desto mehr potenzielle Gefahren verbergen sich unter der Wasseroberfläche. Dass uns auf offener See also unbehaglich wird, scheint normal zu sein.

Angststörungen wie die Thalassophobie stellen aber der Definition nach übertriebene und unverhältnismäßige Reaktionen unseres Körpers auf die dunklen Tiefen der Ozeane dar. Das Entstehen solcher Phobien kann auch sehr individuelle Ursachen haben. Ängste nämlich werden häufig „erlernt“. Schlechte oder traumatische Erfahrungen können Menschen unterbewusst ein Leben lang prägen und sich in Phobien manifestieren. 

Auch können in manchen Fällen schlicht und einfach die Gene für das eigene Angstempfinden und die generelle Ängstlichkeit verantwortlich gemacht werden. Wer zu starker Angst neigt, meidet mitunter bestimmte furchteinflößende Situationen. Durch solche Vermeidungsstrategien können Ängste aber sogar noch verstärkt werden und sich zu Phobien entwickeln.

Angst vor tiefem Wasser: Diese Anzeichen sind typisch für Thalassophobie

Phobien unterscheiden sich in den körperlichen Reaktionen, die sie bei Betroffenen auslösen, nicht. Einzig der spezifische Auslöser der Angststörung unterscheidet sich je nach Phobie. Angststörungen machen sich in der Regel und abhängig von der Schwere der Phobie durch folgende Anzeichen bemerkbar:

  • erhöhter Herzschlag
  • Mundtrockenheit
  • Schweißausbrüche
  • Schmerzen im Brustkorb
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Zittern
  • Hitzewallungen

Wie wird Thalassophobie diagnostiziert?

Phobien sind mehr als einfach nur Angst und Unbehagen. Phobien manifestieren sich durch irrationale, übertriebene und unverhältnismäßige Angstreaktionen.

Nur ausgebildete Ärzte und Ärztinnen können Angststörungen diagnostizieren. Die Informationen in diesem Artikel sollen und können keine Diagnosehilfe sein, sondern stellen nur einen Überblick über das Krankheitsbild dar.

Wenn Sie glauben, an Thalassophobie zu leiden, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. Nach einer Überweisung zu einer Fachperson können Angststörungen individuelle diagnostiziert werden. 

Medizinisches Fachpersonal nutzt zur Diagnose etwa körperliche Untersuchungen und analysiert die individuelle gesundheitliche Geschichte. 

Damit eine Angststörung wie die Thalassophobie diagnostiziert werden kann, muss die Phobie mindestens seit sechs Monaten bestehen und solche schweren Angstreaktionen auslösen, dass ein normales Funktionieren nicht mehr möglich ist. Erst wenn keine andere medizinische Erklärung die Reaktionen erklären, kann eine Phobie diagnostiziert werden.

Thalassophobie behandeln: Was Betroffene wissen müssen

Der erste Behandlungsansatz dieser Angststörung ist eine Psychotherapie. In einer kognitiven Verhaltenstherapie wird versucht, die negativen Denkmuster und Überzeugungen, die zur Entstehung der Phobie beitragen, zu identifizieren und zu verändern. Durch das Ersetzen dieser Gedanken durch positivere und realistischere Denkmuster kann die Angst reduziert werden.

Eine weitere Form ist die Konfrontationstherapie oder Expositionstherapie. Dabei wird der oder die Betroffene schrittweise und kontrolliert mit der angstauslösenden Situation konfrontiert, um eine Desensibilisierung und letztendlich eine Verringerung der Angstreaktion zu erzielen.

Angststörungen und Phobien: Was ist das eigentlich?

Jeder Mensch kennt Angst. Das Grundgefühl ist für uns überlebenswichtig und spielt aus evolutionärer Sicht eine entscheidende Rolle, um uns vor Situationen zu bewahren, die für unser leibliches Wohl gefährlich werden könnten. Dass wir uns von Zeit zu Zeit situationsbedingt ängstigen, ist also völlig normal. Für einige Menschen ist Angst aber ein ständiger Begleiter, sie werden von ihren Ängsten kontrolliert und erleben sie als unverhältnismäßig stark. Man spricht dann von Angststörungen.

Angststörungen können ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Neben generellen und unspezifischen Angststörungen kennen wir auch Phobien. Solche konkreten Angststörungen sind auf spezifische Dinge ausgerichtet. Situationen, Objekte, Tiere, Menschen oder Umgebungen können Phobien auslösen. Bei der Platzangst (Agoraphobie) etwa erleben Betroffene panische Angstattacken auf offenen Plätzen und in dichten Menschenmengen. Die Klaustrophobie, die Angst vor engen, geschlossenen Räumen, ist das Gegenstück dazu. Bekannt – und durchaus nachvollziehbar – ist die Angst vor Spinnen, die Arachnophobie. Das grundsätzliche Unbehagen vor potenziell giftigen Spinnen, engen Räumen oder dichten Menschenmengen ist ganz natürlich und erfüllt eine gewisse Schutzfunktion für uns Menschen. Bei Phobien allerdings sind diese natürlichen Ängste stark übertrieben. Die Angstreaktion steht in keinem Verhältnis mehr zum Auslöser.