Stark trotz Rollstuhl

Stark trotz Rollstuhl

Die 33-jährige Michaela Schlett war schwanger, als sie sich bei einem Autounfall den Rücken brach.

Frau im Rollstuhl© iStockphoto
Frau im Rollstuhl

"Meine Tochter klettert auf dem Spielplatz so sicher wie kaum ein Kind in ihrem Alter. Sie weiß, dass sie nur so hoch klettern sollte, wie sie von selbst wieder herunterkommt. Ich könnte sie im Notfall nicht schnell genug auffangen. Für Noa ist das kein Problem, sie kennt mich nur im Rollstuhl, und ich kenne es nicht anders, als mein Kind vom Rollstuhl aus zu wickeln und mit ihr zu toben.

Schade finde ich, dass mich einige Menschen auch drei Jahre nach dem Unfall noch auf meine scheinbaren Defizite reduzieren, statt mich als Mensch zu sehen, der sein Leben mit allen Höhen und Tiefen lebt wie jeder andere auch. Ja, ich kann nicht mit Noa rodeln oder den Kirschbaum hochklettern. Dafür kann ich ihr Mut und Selbst vertrauen vermitteln und bringe ihr bei, wie gut es ist, wenn man sich aufeinander verlassen kann. So wie wir. Ich war im sechsten Monat schwanger, da bin ich mit dem Auto verunglückt. Als ich zu mir kam, standen meine Eltern und lauter Ärzte mit betretenen Gesichtern um mich herum. Ich hatte solche Angst um meine ungeborene Tochter! Als feststand, dass sie den Unfall unbeschadet überstanden hat, war ich so erleichtert, dass mich nichts mehr umhauen konnte. Auch nicht die Diagnose, aufgrund der Wirbelsäulenverletzung für immer querschnittsgelähmt zu sein. Ich wusste, dass ich wegen einer körperlichen Behinderung nicht den Lebensmut verliere, weil es viel wichtiger ist, überhaupt am Leben zu sein.

Ich will stark sein für meine Tochter, aber auch für mich. Nur wenn ich zufrieden bin, habe ich ein glückliches Kind. Als ich nach zehn Wochen striktem Liegen endlich im Rollstuhl sitzen durfte, war das ein guter Tag. Und nachdem ich meine Tochter trotz Querschnittslähmung auf natürlichem Weg zur Welt gebracht hatte, war ich stolz und überglücklich. Anfangs haben mich Ängste gequält. Aber der Alltag hat mir gezeigt, dass sich für jedes Problem eine Lösung findet. Ich habe eine aufgeweckte Tochter, die ich über alles liebe. Sie stellt mich nicht infrage. Das macht mich stark. Und dafür bin ich dankbar."

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