Bildung für Afghanistan

Bildung für Afghanistan

Unsere Frau des Monats will Kindern in Afghanistan eine bessere Zukunft ermöglichen: Marga Flader, 57, bringt Bildung an den Hindukusch. Ihr Verein „Afghanistan-Schulen“ hat in 28 Jahren 50 Unterrichtsstätten aufgebaut und saniert. 

Marga Flader
Marga Flader

Geleitschutz von vier Polizisten – ihre letzte Reise im Frühjahr war nicht einfach. Und was sie beim nächsten Besuch erwartet, ist ungewiss. Hat sie Angst? „Ich habe ein paar brenzlige Situationen erlebt“, gibt Marga Flader zu. „Aber um das Land, seine Menschen und ihre Probleme zu verstehen, muss man sich vor Ort ein Bild machen. Auch unsere Leute dort wünschen den Austausch.“ Seit acht Jahren laufen alle Fäden des Vereins „Afghanistan-Schulen“ (afghanistan-schulen.de) bei der 57-jährigen Rechtsanwaltsgehilfin zusammen. Sie ist es auch, die Kontakt zu den Mitarbeitern in Kabul hält.


1998 erfasste sie das „Afghanistan-Virus“, wie sie es nennt.
Damals besuchte sie mit der Vereinsgründerin Ursula Nölle ein afghanisches Flüchtlingslager in Pakistan. „Als ich die singenden, fröhlichen Kinder in dem improvisierten Schulzelt sah, war ich ,infiziert’“, erzählt sie und lächelt. Seitdem hat sich vieles in dem kriegsgebeutelten Land am Hindukusch verbessert. Doch noch immer wird an manchen Schulen in vier Schichten unter Zeltplanen unterrichtet. An zukünftigen Projekten mangelt es also nicht. Bis zu 100 Bauarbeiter arbeiten für „Afghanistan-Schulen“, außerdem rund 60 Pädagogen und Bürokräfte. Die meisten im Norden des Landes, in Mazar-i-Sharif und Andkhoi nahe der Grenze zu Turkmenistan.In einem eigenen Zentrum bereitet der Verein angehende Studenten auf die Uni-Aufnahmeprüfungen vor. Frauen lernen in Heimkursen lesen, schreiben und nähen, Männer können eine handwerkliche Ausbildung machen.


Neben Spenden wird der Verein mit Bundesmitteln unterstützt, und die Ethikbank fördert die Frauenprojekte. Rund eine Million Euro fließen so jedes Jahr in die Region. Ebenso wichtig ist der Einsatz der Ehrenamtlichen in Deutschland und der Mitarbeiter vor Ort. Umfangreiche Berichte, die der Verein regelmäßig an die afghanischen Behörden schreiben muss, verschlingen viel Zeit und Nerven. „Dort ist alles unglaublich kompliziert“, resümiert Marga Flader. Noch gut erinnert sie sich an den Umzug des Kabuler Vereinsbüros. Um die Schränke ins neue Gebäude zu bringen, standen nur Schubkarren zur Verfügung. Aber irgendwie klappt es dann doch immer.


Seit 2007 hat sich die Sicherheitslage am Hindukusch ständig verschlechtert. „In dem Jahr wurde auch unser Regionaldirektor ermordet“, erinnert sich Marga Flader. Die Arbeit unbeirrt fortzuführen sei eine große Herausforderung gewesen. Vor allem im Kontakt mit den Schülern erlebt sie, dass sich ihr Engagement lohnt: „Sie sind ehrgeizig, viele wollen im Ausland studieren. Toll, wenn ich dann über Facebook erfahre, dass es geklappt hat. Oder wenn junge Frauen nach einem Kurs nicht nur lesen und schreiben können, sondern auch viel selbstbewusster auftreten.“ Was sie sich für Afghanistan wünscht? „Dass in das Land investiert wird und neue Arbeitsplätze entstehen. Und dass unser Verein irgendwann nicht mehr notwendig ist.“ Sie weiß, dass noch ein langer Weg vor ihr liegt.

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