
Zu einem Schlaganfall, auch als Hirninfarkt bezeichnet, kommt es, wenn die Blutversorgung zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird. Mediziner unterscheiden zwischen ischämischem Schlaganfall, bei dem ein Blutgerinnsel oder eine Verengung eines Blutgefäßes im Gehirn den Blutfluss blockiert und hämorrhagischem Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn reißt und Blut in das umgebende Gewebe austritt.
Rund die Hälfte der Menschen leiden nach einem Schlaganfall unter gesundheitlichen Folgen wie Lähmungen oder Schwäche in bestimmten Körperteilen, Sprachstörungen, Gedächtnisproblemen oder Schluckbeschwerden. Und auch emotionale Veränderungen sind möglich, die sich auf die Persönlichkeit des Betroffenen auswirken.
Warum kommt es zu einer Wesensveränderung nach einem Schlaganfall?
Die Frage, weshalb es zu Persönlichkeitsveränderungen nach der Erkrankung kommt, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können. Ein Schlaganfall verursacht oft Schäden im Gehirn, insbesondere in Bereichen, die für die Regulation von Emotionen und Verhalten verantwortlich sind. Diese Schädigung kann Veränderungen im Verhalten, der Persönlichkeit oder der emotionalen Reaktion zur Folge haben.
Darüber hinaus kann ein Schlaganfall neurologische Veränderungen im Gehirn verursachen, die das Risiko für Depressionen erhöhen. Chemische Ungleichgewichte im Gehirn sowie Entzündungsprozesse können zu Stimmungsstörungen beitragen. Auch körperliche Beeinträchtigungen, die in vielen Fällen mit einem Schlaganfall einhergehen und daraus resultierende Veränderungen im Alltag sowie eine Einschränkung der Lebensqualität können zu einer verminderten Lebensfreude führen.
Der Verlust von Selbstständigkeit kann bei Betroffenen Frustration, Wut oder Hilflosigkeit hervorrufen, die sich ebenfalls auf die Stimmung und das Verhalten auswirken können. Wenn sich die sozialen Beziehungen und das Umfeld durch den Schlaganfall verändern, kann dies außerdem zu Isolation, Einsamkeit oder Unsicherheit führen.
Wie äußert sich die Persönlichkeitsveränderung?
Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Auslöser, die eine Veränderung der Persönlichkeit zur Folge haben können. Zu den möglichen Wesensveränderungen, die dadurch hervorgerufen werden, zählen:
- Reizbarkeit und Aggression
- Sozialer Rückzug
- Intensivere Emotionen wie Traurigkeit, Wut oder Freude
- Antriebslosigkeit und depressive Verstimmung
- Impulsives Verhalten
- Schwierigkeiten, soziale Normen und Verhaltensweisen angemessen zu erkennen oder zu verstehen
Was tun bei Wesensveränderung?
Kommt es zu einem Schlaganfall, verändert sich das Leben auf einen Schlag. Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige kann die Persönlichkeitsveränderung eine große Belastung darstellen und den Alltag belasten. Sind Sie selbst betroffen, können verschiedene Maßnahmen die Situation verbessern. Dazu zählen:
1. Medizinische Betreuung
Wenden Sie sich an einen Arzt oder Neurologen, um die Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit zu besprechen. Ist nach dem Schlaganfall eine Depression oder Angststörung entstanden, kann die Einnahme von Medikamenten die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
2. Psychologische Unterstützung
Darüber hinaus kann ein Psychologe oder Psychotherapeut helfen, mit den emotionalen Auswirkungen des Schlaganfalls umzugehen und Strategien zur Bewältigung der Wesensveränderungen entwickeln. Therapieformen wie eine kognitive Verhaltenstherapie oder Psychoedukation können für Betroffene Sinn ergeben.
3. Unterstützung durch Angehörige und Freunde
Das soziale Umfeld spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Genesung nach einem Schlaganfall. Angehörige und Freunde können helfen, indem sie Verständnis zeigen, Unterstützung bieten und aktiv am Rehabilitationsprozess teilnehmen.
4. Rehabilitation und Therapie
Durch eine umfassende Rehabilitation, einschließlich physiotherapeutischer, ergotherapeutischer und sprachtherapeutischer Maßnahmen, können die Auswirkungen des Schlaganfalls reduziert und die Funktionsfähigkeit wiederhergestellt werden. Dies kann auch dazu beitragen, Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen entgegenzuwirken.
5. Austausch mit anderen
Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann ebenfalls eine Hilfe sein. Es gibt spezielle Unterstützungsgruppen für Schlaganfallüberlebende und ihre Angehörigen, in denen Erfahrungen geteilt und Informationen ausgetauscht werden können.
Die besten Tipps für Angehörige
Oft kommt es auch vor, dass die Betroffenen die Veränderungen selbst gar nicht richtig wahrnehmen und glauben, sie seien noch derselbe Mensch wie zuvor. In diesem Fall ist die Belastung für Angehörige besonders groß. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten, die helfen können.
1. Informieren: Versuchen Sie, so viel wie möglich über den Schlaganfall und seine Auswirkungen zu lernen. Dadurch erlangen Sie ein Verständnis darüber, dass die Wesensveränderungen eine Folge der neurologischen Veränderungen im Gehirn sein können und nicht bewusst geschehen oder persönlich gemeint sind.
2. Verständnis zeigen: Seien Sie geduldig und verständnisvoll gegenüber den emotionalen Veränderungen und dem veränderten Verhalten Ihres Angehörigen. Erinnern Sie sich daran, dass es sich um eine Krankheit handelt und dass der Betroffene selbst mit den Veränderungen zu kämpfen hat.
3. Kommunikation: Auch eine offene und ehrliche Kommunikation ist wichtig. Sprechen Sie über die Veränderungen, hören Sie aktiv zu und ermutigen Sie Ihren Angehörigen, über seine Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Zeigen Sie Empathie und versuchen Sie, gemeinsam Lösungen zu finden.
4. Unterstützung suchen: Holen Sie sich Unterstützung, sei es durch professionelle Hilfe oder durch den Austausch mit anderen Angehörigen in ähnlichen Situationen. Beispielsweise können Selbsthilfegruppen oder Online-Foren hilfreich sein. Auf der Seite der Schlaganfall Begleitung und der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe finden Sie eine Liste mit Anlaufstellen für Angehörige und Schlaganfall-Patienten.
5. Gemeinsame Aktivitäten: Finden Sie Wege, um weiterhin positive Momente zu teilen. Gemeinsame Aktivitäten, wie Spaziergänge, Spiele oder andere Hobbys, können die Bindung zum Betroffenen stärken und das Wohlbefinden beider Seiten fördern.
6. Selbstfürsorge: Vergessen Sie dabei nicht, auf sich selbst zu achten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Entspannung, Ruhe und eigene Interessen. Achten Sie auf Ihr eigenes Wohlbefinden, um besser in der Lage zu sein, Ihrem Angehörigen zur Seite zu stehen.