
Laut Barmer Arztreport 2019 steigt nicht nur die Zahl der Reizdarm-Betroffenen. Die Betroffenen sind zunehmend jünger! Allein bei der Kohorte zwischen 23 und 27 Jahren habe sich die Fallzahl zwischen 2005 und 2017 um 70 Prozent erhöht.
Kann man etwas tun, um Reizdarm vorzubeugen und den scheinbar steigenden Trend aufzuhalten? Eine mögliche Antwort liefert eine neue Studie aus der Universität Göteborg, Schweden.
Forschung zeigt, um Reizdarm vorzubeugen, zählt Ernährung im Kleinkindalter
Die Forschenden von der Universität Göteborg haben untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten im frühkindlichen Alter und dem späteren Entstehen eines Reizdarm-Syndroms gibt.
Bisher war wenig über Ernährung im Kindesalter und Reizdarm im Erwachsenenalter bekannt. Es wurde bisher nur vermutet, dass Reizdarm auf ein gestörtes Verhältnis der Darmbakterien zurückzuführen sei. Diese sogenannte Darmflora wird am Anfang des Lebens aufgebaut. Es könnte also durchaus sein, dass die Ernährung in den ersten Lebensjahren die spätere Darmgesundheit beeinflusst.
Und tatsächlich konnten die Forschenden in Schweden spannende Ergebnisse aus ihren Datensätzen analysieren. Es zeigte sich:
- Kinder ab 1 Jahr, die oft Fisch aßen, hatten ein um 54 Prozent niedrigeres Risiko für chronische Dickdarmentzündungen als Kinder, die kaum oder kein Fisch aßen
- Kinder ab 1 Jahr, die oft Gemüse aßen, hatten gesamtheitlich ein niedriges Risiko für Reizdarm
- Kinder, die früh im Leben bereits zuckerhaltige Erfrischungsgetränke tranken, hatten ein 42 Prozent größeres Risiko, Reizdarm zu entwickeln
Für ihre Studie werteten die Forschenden 81.280 Daten von Kindern in Schweden aus. Die Daten wurden in Bevölkerungsstudien gesammelt, die über viele Jahre liefen. Am Ende ihrer Studie kamen die Forschenden aus Göteborg zu der Schlussfolgerung:
(…) Diese neuen Erkenntnisse passen zu der Annahme, dass die frühkindliche Ernährung möglicherweise Einfluss auf das Mikrobiom des Darms haben und somit einen Risikofaktor für Reizdarm darstellen könnte.
Mit einer Ernährung, bestehend aus viel Gemüse, Ballaststoffen und Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, kann eine gesunde Darmflora aufgebaut werden. Reizdarm könnte also durch eine entsprechende Ernährung im Kindesalter vorgebeugt werden. Hier sind die Eltern gefragt.
Reizdarm vorbeugen durch Meiden bestimmter Risikofaktoren
Niemand kann etwas für seinen oder ihren Reizdarm. Die genetische Veranlagung entscheidet in vielen Fällen, ob sich ein Reizdarm entwickelt. Wie wir gesehen haben, scheint aber auch die frühkindliche Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung des Reizdarmsyndroms zu haben.
Weiterhin sind bestimmte Risikofaktoren bekannt, die die Entstehung eines Reizdarms fördern können. Wer diese Risikofaktoren kennt, kann einem Reizdarm bestmöglich vorbeugen.
- Lebensmittelvergiftungen können Reizdarm fördern
- Angststörung und Depressionen fördern Reizdarmsyndrom
- häufige oder regelmäßige Aufnahme von Antibiotika
Welche Tipps gibt es, mit Reizdarm umzugehen?
Die Diagnose des Reizdarm-Syndroms ist oft langwierig und schwierig. Viele Menschen, die unter regelmäßigen Verdauungsbeschwerden leiden, wissen nicht, ob sie am Reizdarm leiden oder nicht – denn nur wenige gehen zum Arzt.
Aber egal, ob diagnostizierter Reizdarm oder einfach „nur“ regelmäßige Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen, Krämpfe oder Verstopfung, Betroffene müssen Strategien finden, um mit ihren Beschwerden zu leben.
- Regelmäßige Mahlzeiten: Essen Sie drei Mahlzeiten pro Tag und, wenn möglich, kleine Zwischenmahlzeiten. Vermeiden Sie es, lange Zeit nichts zu essen.
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Proteinen.
- Vermeiden von Auslösern: Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um herauszufinden, welche Lebensmittel Ihre Symptome auslösen. Vermeiden Sie diese Lebensmittel in Zukunft.
Auch die Psyche spielt eine wichtige Rolle für Reizdarm-Betroffene. Stress kann die Symptome verschlimmern und Nervosität kann mitunter akuten Durchfall auslösen. Für viele Betroffene ist allein die Angst, unerwartet und plötzlich in der Öffentlichkeit vom Reizdarm überrascht zu werden, ein großer psychischer Stressfaktor. Es kann helfen, vorbereitet zu sein:
- haben Sie immer eine Packung Taschentücher dabei
- haben Sie Kleingeld für öffentliche Toiletten im Portemonnaie
- verschaffen Sie sich ein gutes Bild über die Orte, die Sie besuchen wollen und identifizieren Sie im Vorfeld Shopping Malls, Fastfood-Restaurants und große Bahnhöfe, in denen Toiletten verfügbar sind
Um die besten Strategien im Umgang mit Reizdarm für Ihren individuellen Fall herauszufinden, sollte Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Je mehr Sie über Ihren Reizdarm wissen, desto besser können Sie damit leben.