Was ist Reizdarm?
Das Reizdarmsyndrom, umgangssprachlich auch einfach nur „Reizdarm“ genannt, kommt in der allgemeinen Bevölkerung häufig vor. In einer Studie von 2016 ermittelten Forschende eine weltweite Häufigkeitsrate von 11,2 Prozent.
Laut Studie könne in den meisten europäischen Ländern mit einer Prävalenz von Reizdarm zwischen 5 und 10 Prozent der Bevölkerung gerechnet werden. In Deutschland könnten somit zwischen 4 und 8 Millionen Menschen von regelmäßigen und wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden betroffen sein.
Reizdarm ist eine funktionelle Störung des Verdauungssystems. Es betrifft den Darm und führt zu chronischen Bauchschmerzen, Blähungen, Veränderungen des Stuhlgangs und anderen Symptomen. Alles, was Sie über Reizdarm wissen müssen, welche Ernährung eine Verbesserung der Symptome bringen kann und wie Sie mit Reizdarm unbeschwert leben können, lesen Sie hier.
Welche Symptome treten bei einem Reizdarm auf?
Das Krankheitsbild des Reizdarmsyndroms wird durch verschiedene Symptome beschrieben, die in Gruppen auftreten. Die jeweiligen Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein.
Leitsymptome der Erkrankung sind Veränderungen des Stuhlgangs (Durchfall und/oder Verstopfung) und Bauchschmerzen. Zusätzlich treten weitere Verdauungsbeschwerden auf, wie:
- Blähungen
- Magen-Darm-Krämpfe
- Völlegefühl
- Schleimiger Ausfluss oder Schleimauflagerungen auf dem Stuhl
Gibt es keine anderen Erklärungen für die Verdauungsbeschwerden, wird Reizdarm dann von Fachleuten diagnostiziert, wenn diese Punkte zutreffend sind:
- Darmprobleme bestehen seit mehr als 3 Monaten, Durchfall und/oder Verstopfung sind regelmäßig.
- Lebensqualität und Alltag sind durch die Beschwerden eingeschränkt, ärztliche Hilfe wurde bereits in Anspruch genommen.
Reizdarm-Typen: Zu welchem gehören Sie?
Wie sich ein Reizdarm darstellt, ist sehr individuell. Die Einteilung in verschiedene Reizdarm-Typen kann helfen, ein genaueres Bild des eigenen Verdauungsverhaltens zu bekommen. Mischformen existieren natürlich auch.
Durchfalltyp bei Reizdarm
Das Hauptsymptom ist Durchfall und sehr weicher Stuhl. Der Nahrungsbrei wird durch Hypersensibilität und nervöse Aktivierung des Verdauungstrakts zu schnell durch den Darm bewegt. Es kann nicht genug Wasser aus dem Stuhl entzogen werden. Der Durchfall tritt nur tagsüber auf. Nächtlicher Durchfall ist kein Symptom des Reizdarmsyndroms.
Verstopfungs-Typ bei Reizdarm
Bei diesem Subtyp haben Betroffene selteneren Stuhlgang und leiden unter harten, klumpigen Stühlen. Sie können auch das Gefühl haben, dass sie nicht vollständig entleert sind.
Gemischter Typ bei Reizdarm
Menschen mit diesem Subtyp erleben sowohl Durchfall als auch Verstopfung abwechselnd. Die Stuhlgewohnheiten wechseln zwischen den beiden Extremen. Es kann vorkommen, dass Durchfall und Verstopfung sich innerhalb eines Tages abwechseln.
Undefinierter Typ bei Reizdarm
Dieser Subtyp umfasst Fälle, bei denen die Symptome nicht eindeutig einem der anderen drei Subtypen zugeordnet werden können. Hier kann es zu breiigen Stuhlgängen kommen, plötzlicher Stuhldrang ist hierbei genauso möglich, wie bei allen anderen Subtypen.
Ursachen des Reizdarmsyndroms
Vermutungen gibt es viele, wissenschaftlich bestätigte Ursachen für Reizdarm gibt es aber bisher nicht. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die funktionale Störung des Verdauungstrakts eine Fehlfunktion der Darm-Hirn-Achse vorausgeht. Nerven im Darm und Hormone bilden die Grundlage der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn. Hormonelle Störungen oder Hyperaktivität und Sensibilität von Nerven können zu erheblichen Störungen der Verdauung führen.
Auch emotionale Zustände wie Stress, Angst oder Kummer können einen Reizdarm auslösen. Bei Stress und Nervosität verändert sich die Darmbewegung. Allein der psychische Druck, keine Toilette in der Nähe zu wissen, kann bei Reizdarm-Betroffenen einen Anfall auslösen. Mitunter setzt nun ein plötzlicher Stuhldrang, akuter Durchfall oder Krämpfe mit Bauchschmerzen ein.
Bei Reizdarm-Betroffenen zeigen sich bestimmte Veränderungen oder Auffälligkeiten im Darm.
- Darmbewegung ist gestört: Es kommt zu spastischer, verlangsamter oder beschleunigter Bewegung des Nahrungsbreis durch den Darm
- Immunaktivität des Darms ist erhöht: Die Schleimhäute des Darms sind dauerhaft im Alarmmodus, was die Verdauung beeinflussen kann.
- Darmflora ist gestört: Die Bakterien, die bei der Zersetzung der Nahrung helfen, können nicht so arbeiten, wie sie es sollen. Es kommt zu Blähungen, Durchfall oder Krämpfen.
Ernährung bei Reizdarm: Was hilft?
Bei Reizdarm kann eine individuell angepasste Ernährung helfen, die Symptome zu lindern. Es gibt keine einheitliche Diät für alle Menschen mit Reizdarm, da die Auslöser und Verträglichkeiten von Person zu Person variieren können.
In einigen Fällen kann etwa die FODMAP-Ernährung bei Reizdarm helfen. FODMAP steht für fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole, die eine Gruppe von Kohlenhydraten sind, die in bestimmten Lebensmitteln vorkommen. Diese Kohlenhydrate können bei manchen Menschen Verdauungsbeschwerden und Symptome des Reizdarms auslösen. Sinn und Ziel der FODMAP-Diät bei Reizdarm ist es, diese besonderen Kohlenhydrate in der alltäglichen Ernährung zu reduzieren. Komplett auf sie zu verzichten, ist kaum möglich. Wer unter Reizdarm leidet, kann daher versuchen folgende Lebensmittel zu reduzieren, die reich an FODMAPs sind:
- Äpfel, Kirschen, Weintrauben, Pflaumen
- Artischocken, Pilze, Zwiebeln, Blumenkohl
- Bohnen, Milchprodukte, Weizen
Da die Auslöser für Reizdarm-Attacken sehr unterschiedlich und nicht immer vorhersehbar sind, sollten Betroffene ganz genau beobachten, welche Lebensmittel Beschwerden bei ihnen auslösen. Mitunter sind es aber nicht die Lebensmittel an sich, die Probleme verursachen, sondern die Tageszeit, zu der sie gegessen werden, oder die Geschwindigkeit, mit der gegessen wird. Generell gilt also:
- versuchen Sie, Ihre persönlichen Trigger kennenzulernen
Darüber hinaus kann es helfen, wenn Sie:
- kleinere Portionen essen
- regelmäßig essen
- langsam essen
- viel Flüssigkeit trinken
- viele Ballaststoffe zu sich nehmen
Leben mit Reizdarm: Welche Behandlung gibt es?
Auch wenn das Reizdarmsyndrom der Medizin immer noch große Rätsel aufgibt: Betroffene haben viele Möglichkeiten, Kontrolle über ihre Verdauung – und damit auch über ihren Alltag – zurückzuerlangen.
Eine Lebensstiländerung mit angepasster Ernährung und viel Sport kann helfen, Beschwerden zu lindern.
Auch mit einigen Hausmitteln bei Reizdarm oder Verstopfung können gute Erfolge bei der Behandlung akuter Beschwerden erreicht werden.
Psychotherapeutische Unterstützung kann helfen, Ängste, Stress und Nervosität zu lindern. Solche Trigger können dann effektiv reduziert werden, was positiv auf den Reizdarm wirken kann.
Quellen: