Zu dickes Blut: Ursachen, Symptome und Behandlung

Blut ist dicker als Wasser, sagt der Volksmund über den engen Zusammenhalt unter Familienangehörigen. Zu dickes Blut allerdings kann ein Anzeichen für mögliche zugrundeliegende Erkrankungen sein. Wir erklären, was Sie über zu dickes Blut wissen müssen, welche Ursachen dahinterstecken können und was gegen die sogenannte Polyglobulie hilft.

Ursachen: So kommt es zu dickem Blut

Zu dickes Blut wird medizinisch als Polyglobulie bezeichnet. Dieser Zustand beschreibt einen zu hohen Anteil fester Blutbestandteile wie roter Blutkörperchen (Erythrozyten). Befinden sich zu viele rote Blutplättchen im Blut, wird es also zähflüssig, verdickt sich und muss mit wesentlich größerem Kraftaufwand durch die Adern gepumpt werden. Die größten Risiken, die durch eine Polyglobulie entstehen, sind die Gefahr für Herzinfarkt, Thrombose und Schlaganfälle. Thrombosen, also Blutgerinnsel, können in jedem Blutgefäß im Körper entstehen.

Rote Blutkörperchen werden im Knochenmark gebildet und enthalten den Blutfarbstoff Hämoglobin. Mithilfe des Hämoglobins können die Erythrozyten Sauerstoffmoleküle in den feinen Verästelungen der Lunge binden und von dort durch den gesamten Körper transportieren. Erhalten Gehirn und Organe aber nicht genug Sauerstoff aus dem Blut, wird das Hormon Erythropoetin freigesetzt. Dieses Hormon regt die Bildung von zusätzlichen roten Blutköpern aus dem Knochenmark an. Mit der vermehrten Herstellung von roten Blutzellen soll dann der normale Sauerstofftransport durch den Körper gewährleistet werden.

Eine mögliche Ursache für zu dickes Blut aufgrund von zu vielen festen Blutbestandteilen ist also externer Sauerstoffmangel. In großen Höhen wie in Gebirgen, wo die Luft weniger Sauerstoff enthält als auf Meereshöhe, verdickt sich unser Blut also, um mehr Sauerstoff aus der Luft aufnehmen zu können. Das ist auch der Fall bei starkem Rauchen. Durch den Zigarettenqualm gelangt weniger Sauerstoff in den Körper; das Blut wird dicker.

Neben dem äußeren Sauerstoffmangel kann dickes Blut aber auch auf einen inneren Sauerstoffmangel hindeuten. Bei Lungenerkrankungen oder Herzproblemen, die dazu führen, dass weniger Sauerstoff durch den Körper gepumpt wird, kann der Körper mit einer verstärkten Produktion von Erythrozyten reagieren, die das Blut dicker werden lassen. Die inneren und äußeren Ursachen der Polyglobulie können also sein:

  • Herzinsuffizienz
  • Lungenerkrankungen
  • Aufenthalt in großer Höhe
  • genetische Veranlagung
  • Erkrankung des Knochenmarks
  • Dehydrierung
  • starkes Rauchen

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Zu dickes Blut durch Flüssigkeitsmangel

Die Viskosität, oder auch Fließgeschwindigkeit, und Zähflüssigkeit des Blutes können ebenfalls durch einen unausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt des Körpers entstehen. Mangelt es dem Körper an Flüssigkeit, sinkt auch der Anteil des Blutplasmas. Als Blutplasma wird der Teil des Bluts bezeichnet, der frei von festen Blutbestandteilen wie weiße Blutzellen und rote Blutkörperchen ist. Verliert der Körper nun sehr viel Wasser und Flüssigkeit, steigt der Anteil der festen Blutbestandteile im Verhältnis zum Plasma. Das Ergebnis: Das Blut wird dicker und zäher. Ursachen für diese in der Medizin als „scheinbare Polyglobulie“ bezeichnete Verdickung des Bluts durch Flüssigkeitsmangel können sein:

  • starker Durchfall
  • schwere Verbrennungen
  • Wasserverlust durch starkes Schwitzen bei Hitze
  • Wasserverlust durch entwässernde Stoffe und Medikamente

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Symptome: Das sind die Anzeichen von Polyglobulie

Zu dickes Blut bedeutet für den Körper und besonders das Herz absolute Höchstleistung. Die Gefahr für Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle kann bei dickflüssigem Blut steigen. Ob Ihr Blut zu dick ist, macht sich an einigen typischen Anzeichen bemerkbar. Häufige Symptome sind:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrensausen
  • Gesichtsröte
  • Juckreiz am gesamten Körper

Lassen Sie sich bei diesen und ähnlichen Beschwerden unbedingt von Ihrem Hausarzt oder Hausärztin untersuchen. Mit Blutproben und Untersuchungen der Blutwerte kann festgestellt werden, ob der Anteil der festen Bestandteile des Blutes tatsächlich zu hoch ist.

Besonders relevant ist bei der Auswertung des Blutbilds der Wert des Hämatokrit. Hämatokrit bezeichnet den Blutwert, der den Anteil der Erythrozyten am Gesamtvolumen des Bluts angibt. Je höher der Hämatokritwert, desto dicker das Blut.

  • Bei Männern sollte der Hämatokritwert im Idealfall zwischen 42 und 50 Prozent liegen.
  • Für Frauen gilt ein etwas niedrigerer Hämatokritwert als normal. Hier sollte der Wert für Hämatokrit zwischen 37 und 45 Prozent.

Behandlung: Was Sie bei zu dickem Blut unternehmen können

Die Behandlung der Polyglobulie hängt ganz von den zugrundeliegenden Ursachen ab. Ist Ihr Blut zu dick, weil Sie dehydriert sind, ist die einfachste Behandlungsmöglichkeit: Mehr Flüssigkeit trinken. Bei besonders schweißtreibenden Temperaturen oder sportlicher Aktivität sollten Sie stets ausreichend Wasser trinken. Auch bei Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall müssen Sie Ihren Flüssigkeitshaushalt mit regelmäßiger Wasserzufuhr im Gleichgewicht halten.

Entsteht die Blutverdickung durch einen langen Aufenthalt in großen Höhen, müssen Sie nicht selbst handeln. Sobald Sie wieder in Normalhöhe angekommen sind und kein Sauerstoffmangel mehr herrscht, reguliert sich die Bildung neuer roter Blutkörperchen von selbst wieder.

Haben Ärzte oder Ärztinnen anhand des Hämokritwerts festgestellt, dass Ihr Blut tatsächlich zu dick ist, muss auf Spurensuche gegangen werden. Durch die Behandlung möglicher zugrundeliegender Erkrankungen wird dann auch die Polyglobulie behandelt.

Zu dickes Blut: Krankheitsbild Polycythaemia vera

Blutproben mit Bogen für die Blutwerte© AdobeStock/Alexander Raths

Eine mögliche Ursache für zu dickes Blut ist die chronische Bluterkrankung Polycythaemia vera. Bei der Erkrankung vermehren sich die roten Blutkörperchen (und oft auch die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen) abnormal. Das Ergebnis: dickes Blut.

Die Erkrankung betrifft vor allem ältere Menschen und besonders häufig Frauen. Behandlungen wie Chemotherapie oder Aderlässe werden angewandt, um den Wert des Hämatokrits unter 45 Prozent zu bekommen. Klassische Symptome sind etwa

  • Juckreiz nach Wasserkontakt,
  • Durchblutungsstörungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Sehstörungen oder
  • Dyspnoe (Atemnot).

Risiken und Komplikationen im Zusammenhang mit Polycythaemia vera sind etwa Thrombosen und Schlaganfälle.

Natürliche Blutverdünner: Richtige Ernährung bei zu dickem Blut

Es gibt eine Reihe Naturmittel und natürlicher Blutverdünner, die helfen können, die Durchblutung anzuregen. Sprechen Sie aber unbedingt mit Ihrem behandelndem Arzt oder Ärztin, wenn Sie bereits blutverdünnende Medikamente nehmen und lassen sich über mögliche Risiken aufklären. Zu dünnes Blut kann ebenfalls zu gravierenden Nebenwirkungen wie Schlaganfällen führen. Setzen Sie Medikamente niemals eigenmächtig ab und ersetzen Sie ärztlich angeordnete Behandlungen nicht eigenmächtig durch besondere Ernährungsformen.

Einige natürliche Blutverdünner, die im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zu einer normalen Durchblutung und Blutzusammensetzung beitragen können, sind etwa:

  • Knoblauch: Die ätherischen Zehen wirken antientzündlich und regen die Blutbildung an
  • Chili: Das Capsaicin, was den Schoten die wilde Schärfe verleiht, entspannt Gefäße und Muskeln. Dadurch fließt das Blut leichter durch die Adern.
  • Ingwer: Kann einen positiven Einfluss auf die Blutzusammensetzung haben und Durchblutungsstörungen lindern.
  • Basilikum: Enthält viel Magnesium, das entkrampfend auf die Gefäße wirkt und die Durchblutung anregen kann.

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Sonderfall Polyglobulie bei Neugeborenen

Auch bei Neugeborenen kann es mitunter zur Polyglobulie kommen. Eine mögliche Ursache dafür könnte ein Sauerstoffmangel während der Geburt sein. Ein anderer möglicher Grund für das zu dicke Blut bei Neugeborenen ist ein zu langer und starker Blutfluss aus der Plazenta. Die Neugeborenen werden so lange mit Blut aus der mütterlichen Plazenta versorgt, bis die Nabelschnur durchtrennt wird. Bleibt die Verbindung zu lange bestehen, kann es dazu kommen, dass zu viel Erythrozyten in den Blutkreislauf des Babys gelangen. Zu erkennen ist die Polyglobulie dann an einer auffälligen Rotfärbung der Haut.