Samenstau: Anzeichen und Folgen eines ausbleibenden Samenergusses

Samenstau, Kavaliersschmerzen und geschwollene Hoden – können ausbleibende Ejakulationen wirklich solche Symptome verursachen? Außerdem verraten wir Ihnen, was wirklich passiert, wenn man lange keinen Samenerguss hat.

Mann hält sich Hand vor dem Intimbereich© iStock/champja
Ein Samenstau kann auftreten, wenn nach längerer sexueller Erregung keine Ejakulation erfolgt.

Um den Samenstau ranken sich einige Mythen und Märchen. Manche Männer schildern nach längerer Enthaltsamkeit einen spürbaren „Druck auf dem Kessel“ oder sprechen von „dicken Eiern“ sowie „Kavaliersschmerzen“. Aber gibt es den Samenstau, der mit Schmerzen und einem Druckgefühl verbunden ist, wirklich? 

Schätzungen zufolge sind es jedoch etwa 1-2 % aller Männer. Das bedeutet, dass in Deutschland etwa 200.000 bis 400.000 Männer von einem Samenstau betroffen sind. Die Häufigkeit von Samenstau ist bei Männern im Alter von 20 bis 40 Jahren am höchsten. Dies liegt daran, dass in diesem Alter die Hoden und Nebenhoden am aktivsten sind und daher anfälliger für Verletzungen oder Entzündungen sind. Es lohnt also ein Blick auf die physiologischen Vorgänge, die bei ausbleibendem Samenerguss im Körper vor sich gehen.

Was ist eigentlich ein Samenstau?

Die männlichen Hoden produzieren fortlaufend Spermien und die Prostata produziert ständig Samenflüssigkeit. Diese Prozesse laufen fortwährend ab – egal, ob Samenergüsse erfolgen oder nicht. Anhand dieser Tatsache wäre die Ableitung logisch, dass sich bei Männern, die über einen längeren Zeitraum keinen Samenerguss haben, ein gewisser Druck in den Gefäßen der Hoden, der Prostata und der Samenleiter bildet. Ein Samenstau wäre die Folge. Allerdings hat der männliche Körper für enthaltsame Zeiten eine einfache biologische Lösung parat.

Anzeichen eines Samenstaus

Doch wie macht sich ein Samenstau körperlich genau bemerkbar? Im Bereich der Hoden treten häufig Schmerzen auf, die als dumpf oder ziehend empfunden werden. Dieser Schmerz kann sich auch in den unteren Bauchbereich oder den Rücken ausbreiten.

Weitere Anzeichen können sein: 

  • Schwellung oder Empfindlichkeit der Hoden
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Veränderungen im Ejakulat: Kann sich durch eine verminderte Menge an Sperma, eine veränderte Konsistenz (dickflüssiger oder klumpiger) oder eine veränderte Farbe (gelblich oder grünlich) äußern.
  • Sexuelle Dysfunktion

Haben Sie den Verdacht, dass Sie einen Samenstau haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er kann Ihnen eine genaue Diagnose stellen und die entsprechende Behandlung empfehlen.

Samenstau: Das passiert, wenn man lange keinen Samenerguss hat

Spermien, die zwar produziert, aber nicht durch einen Samenerguss aus dem Körper befördert werden, können über den Prozess der Resorption abgebaut werden. Dabei lösen sich die Spermien auf und ihre Einzelteile werden dann über die Blutbahnen und Lymphwege abtransportiert. Eine andere Möglichkeit, überflüssiges Sperma loszuwerden, ist die sogenannte Pollution. Dieser Vorgang wird umgangssprachlich auch als „feuchter Traum“ bezeichnet, wobei keinerlei sexuelle Stimulation oder sexuell anregende Träume dafür notwendig sind. Die Ejakulation geht automatisch vonstatten, ohne dass der betroffene Mann etwas davon merkt. Die Pollution kann je nach Mann bereits nach wenigen Tagen oder erst nach Monaten stattfinden.

Der Körper kann also sehr gut mit aufgestauten Spermien umgehen und sie mit zwei effektiven Möglichkeiten wieder loswerden. Wie kann es dann sein, dass trotzdem einige Männer von geschwollenen Hoden sowie krampfartigen Schmerzen im Genitalbereich berichten, wenn Sie zwar sexuell erregt waren, aber es nicht zur Ejakulation kam.

Interessant für Sportler: Der Testosteronspiegel steigt bei Enthaltsamkeit tatsächlich etwa sieben Tage lang an – danach fällt er jedoch wieder auf das Ausgangsniveau ab.

Samenstau vorbeugen: regelmäßige Samenergüsse schaffen Abhilfe

Um den unangenehmen Kavaliersschmerzen ein Ende zu setzen, hilft vor allem eins: Eine Ejakulation. Denn dabei entspannen sich die Muskeln, das Blut fließt ab und der Penis wird schlaff. Gegen akute Kavaliersschmerzen hilft außerdem moderate, vorsichtige Kühlung der Hoden mit einem kühlen, nassen Tuch. Bestehen bei Ihnen länger anhaltende Schmerzen oder Symptome im Genitalbereich, sollten Sie sich jedoch mit Ihrem Hausarzt oder Urologen in Verbindung setzen.

Darüber hinaus gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung eines Samenstaus. Allerdings kann ein gesunder Lebensstil, der ein ausgewogenes Essverhalten, ausreichend Bewegung und keinen Tabakkonsum umfasst, das Risiko für einige Ursachen eines Samenstaus verringern.

Verursacht ein Samenstau Kavaliersschmerzen?

Das Phänomen, das unter anderem als „Kavaliersschmerzen“, „Bräutigamsschmerz“ oder im Englischen als „blue balls“ bekannt ist, hat eine simple Erklärung. Allerdings hängt diese Erklärung nicht direkt mit einem Samenstau oder überflüssigen Spermien zusammen. Es handelt sich stattdessen um eine Verkrampfung der Muskulatur der Samenwege. Diese spannt sich immer dann an, wenn ein Mann sexuell erregt wird und Blut in den Penis fließt. Durch die Muskelspannung und den vermehrten Blutfluss in den Schwellkörper wird Druck auf die Nerven der Samenwege ausgeübt.

Kommt es zu länger anhaltender sexueller Erregung ohne Samenerguss, steigt das Druckempfinden in den Samenleitern und Nebenhoden. Die daraus entstehenden Kavaliersschmerzen sind zwar äußerst unangenehm und können mit einer Rötung und Schwellung der Hoden einhergehen. Allerdings ist dieses Phänomen gesundheitlich nicht bedenklich und klingt meist nach ein bis maximal zwei Tagen wieder ab. Ein richtiger Samenstau kommt daher bei gesunden Männern nicht vor. Allerdings kann beispielsweise eine Vasektomie zu Komplikationen, wie etwa einem tatsächlichen Samenstau führen.

Samenstau bei Vasektomie? 

Bei einer Vasektomie ist der Samenleiter durchtrennt, währenddessen die Samenproduktion den Hoden weiterhin stattfindet. Diese wandern von den Nebenhoden bis hin in den Samenleiter zur durchtrennten Stelle, wo es zu einem Stau kommt. Der Körper transportiert die Spermien über die Lymphwege sowie Blutabflusswege. Funktioniert diese Form der Resorption allerdings nicht einwandfrei, können Männer, die eine Vasektomie haben, ebenfalls unter Kavaliersschmerzen leiden. In schweren Fällen kann eine Refertilisierung, also eine Wiederherstellung des Samenleiters, erfolgen. 

Samenstau oder Nebenhodenentzündung?

Wenn es im Bereich der Hoden zu Schmerzen oder Unwohlsein kommt, stellen sich viele Männer die Frage, ob es sich um einen Samenstau oder eine Nebenhodenentzündung handelt. Beide Zustände können ähnliche Symptome verursachen, wie zum Beispiel Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen beim Wasserlassen. Eine Nebenhodenentzündung hingegen entsteht durch eine Infektion, meistens durch Bakterien. 

Samenstau oder Hodenkrebs?

Samenstau kann zu Schmerzen, Unbehagen und sogar zu Problemen beim Wasserlassen führen. In einigen Fällen können ähnliche Symptome auch auf Hodenkrebs hinweisen. Hodenkrebs hingegen ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der sich abnormal wachsende Zellen im Hoden bilden. Zu den möglichen Symptomen von Hodenkrebs gehören auch Verhärtungen im Hoden, Schmerzen oder Unbehagen im Hoden oder in der Leistengegend, eine Vergrößerung oder Veränderung des Hodens oder eine Ansammlung von Flüssigkeit im Hodensack.

Weniger Prostatakrebs bei häufigen Samenergüssen

Wenn Sie bei voller Gesundheit sind und unter keinerlei Beschwerden im Hodenbereich leiden, haben Sie auch bei längerer Enthaltsamkeit gesundheitlich nichts zu befürchten. Allerdings haben regelmäßige Samenergüsse auch positive gesundheitliche Effekte, die man sich durch Selbstbefriedigung oder Geschlechtsverkehr zunutze machen kann. So fanden etwa Forscher in einer von 1992 bis 2010 laufenden Studie mit über 30.000 männlichen Probanden heraus, dass diejenigen Männer, die häufiger ejakulierten, ein geringeres Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs hatten. Das geringste Risiko wiesen Männer auf, die 21 oder mehr Samenergüsse pro Monat erlebten. Es ist daher aus gesundheitlicher Sicht sogar empfehlenswert, regelmäßig Hand anzulegen bzw. geschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Regelmäßige Orgasmen verhindern somit nicht nur Kavaliersschmerzen, sondern senken auch Ihr Krebsrisiko.