Hypotonie: Das bedeutet niedriger Blutdruck
Während der krankhaft erhöhte Blutdruck (Hypertonie) zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten gehört und mit Folgen wie Arteriosklerose und Durchblutungsstörungen einhergeht, ist die sogenannte Hypotonie weniger problematisch. Üblicherweise treten bei einem niedrigen Blutdruck nur leichte oder gar keine Symptome auf. Zudem geht er mit einer höheren Lebenserwartung einher und wird daher nicht als eigenständige Erkrankung angesehen. Treten jedoch Beschwerden auf, die die Lebensqualität der Betroffenen einschränkt, sollte der niedrige Blutdruck behandelt werden.
Ursachen eines zu niedrigen Blutdrucks
Wenn der arterielle Blutdruck einer Person unter 100/60 mmHg fällt, spricht man von einer Hypotonie. Hiervon sind in Deutschland etwa 5 Prozent der Bevölkerung betroffen. Für einen so niedrigen Blutdruck gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Neben einer genetischen Veranlagung können auch ein zu schwacher Herzmuskel, eine Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Parkinson sowie Drogen oder Medikamente dafür verantwortlich sein. Insbesondere ein plötzlich fallender Blutdruck kann auf medizinische Notfälle wie einen Herzinfarkt oder eine Blutvergiftung (septischer Schock) zurückgehen. Ebenso besteht bei älteren Menschen die Gefahr einer Unterversorgung der Organe mit Blut und den darin enthaltenen Nährstoffen sowie Sauerstoff. Die folgenden Symptome können dabei auftreten.
Niedriger Blutdruck: Grenzwerte für Hypotonie
Der optimale Blutdruck sollte im besten Fall unter 120 zu 80 mmHg liegen. Dieser Wert gilt für die Messung des systolischen Blutdrucks. Dies ist der Druck, der beim Herzschlag entsteht. Zieht sich das Herz zusammen, wird Blut mit einem bestimmten Druck durch die Arterien und Gefäße gepumpt. Die Stärke dieses Blutdrucks untersuchen Ärzte und Ärztinnen, um Rückschlüsse auf die arterielle Gesundheit oder auch die Gesundheit des Herzens ziehen zu können. Ist dieser systolische Blutdruck etwas niedriger als 120/80 mmHg, besteht noch kein Anlass zur Sorge. Hypotonie, also ein tatsächlich zu niedriger Blutdruck, wird bei Frauen ab 100/60 mmHg festgestellt. Für Männer gilt der Grenzwert 110/60 mmHg als Marker für die Hypotonie.
Zu niedriger Blutdruck: 5 Symptome bei Hypotonie
1. Kreislaufprobleme
Beim morgendlichen Aufstehen aus dem Bett wird nicht wenigen Menschen schwindelig oder kurz schwarz vor Augen. Grund dafür ist die plötzliche Umverteilung des Blutes durch die Schwerkraft in Richtung Rumpf und Beine. Dieses Phänomen wird als orthostatische oder posturale Hypotonie bezeichnet und betrifft auch Personen, die eigentlich einen Blutdruck im Normbereich haben. Falls Sie jedoch bereits einen erniedrigten Blutdruck haben, kann der rasche Positionswechsel eine deutliche Unterversorgung Ihres Gehirns bewirken und im schlimmsten Falle sogar zu Ohnmacht führen. Zu den milderen Symptomen gehören Schwindel sowie Ohrensausen. Um diesen Beschwerden entgegenzuwirken, sollten Sie sich mit dem Aufstehen Zeit nehmen, sich erst einmal im Bett aufsetzen, ein Glas Wasser trinken, Ihre Gliedmaßen ein bisschen durchbewegen und anschließend langsam und vorsichtig aufstehen. Beim Arzt sollten Sie überprüfen lassen, ob ernsthafte Ursachen vorliegen.
Tipp: Gegen einen niedrigen Blutdruck am Morgen hilft vor allem Bewegung. Steigen Sie daher für Ihren Arbeitsweg optimalerweise aufs Fahrrad oder steigen Sie eine Haltestelle früher aus, um den Rest zu Fuß zu gehen.
2. Kalte Hände und Füße
Die Minderdurchblutung macht sich jedoch nicht nur im Gehirn bemerkbar, sondern kann auch die Extremitäten betreffen. Besonders häufig sind kalte Füße oder Finger. Betroffene berichten zudem über ein gesteigertes Kälteempfinden sowie eine gewisse Wetterfühligkeit. Diese Symptome sind zwar nicht bedenklich, können allerdings belastend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Dagegen helfen durchblutungsfördernde Übungen: Lassen Sie die Handgelenke kreisen, schließen und öffnen Sie Ihre Fäuste schnell im Wechsel, steigen Sie ein paar Treppenstufen hinauf oder stellen Sie sich kurz auf Ihre Zehenspitzen.
Video: Blutdruck messen – wie geht es richtig?
3. Müdigkeit
Ist vor allem das Gehirn von dem niedrigen Blutdruck und der Unterversorgung mit Sauerstoff betroffen, kann neben den oben genannten Kreislaufproblemen auch vermehrt Müdigkeit auftreten. Ebenso kann es zu Einbußen Ihrer Konzentrationsfähigkeit sowie zu Stimmungsschwankungen kommen. Durch die Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind nicht wenige Betroffene leichter reizbar.
4. Herzrasen
Wenn der Blutdruck in den Gefäßen zu stark abfällt, versucht Ihr Körper üblicherweise, dies durch einen schnelleren Herzschlag zu kompensieren. So wirkt er einer Minderdurchblutung Ihrer Organe entgegen und stellt die Versorgung aller wichtigen Körperregionen mit Blut und Sauerstoff sicher. Ein höherer Puls und sogar Herzrasen können daher bei einem zu niedrigen Blutdruck auftreten.
5. Brustschmerzen
Wenn der Blutdruck so niedrig ist, dass der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, können unter Umständen sogar Brustschmerzen, eine Brustenge (Angina pectoris) oder Kurzatmigkeit auftreten. Dies ist jedoch eher selten und tritt in der Regel nur bei einem deutlich erniedrigten Blutdruck auf.
Tipp: Neben der normalen Blutdruckmessung kann Ihr behandelnder Arzt auch mithilfe von weiteren Tests, z.B. dem Schellong-Stehtest herausfinden, ob Ihr Blutdruck sich in Alltags- und Belastungssituationen normal verhält oder einer Behandlung bedarf.
Niedriger Blutdruck: Hausmittel bei Hypotonie
Sie können niedrigen Blutdruck leicht mit einfachen Hausmitteln behandeln, ohne auf Medikamente zurückgreifen zu müssen. Hypotonie lässt sich nämlich durch eine Vielzahl Maßnahmen in den Griff bekommen.
Kreislauf anregen durch Sport und Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig und treiben Sie Ausdauersport oder Kraftsport. Selbst leichte Bewegungen wie Spaziergänge oder Treppensteigen können bereits helfen, das Herz zum Schlagen zu bringen und das Blut kräftiger durch den Körper zu pumpen. Auch bei sitzenden Tätigkeiten, etwa der Büroarbeit, können Sie mit einfachen Bewegungsübungen Ihren Kreislauf ankurbeln. Heben Sie Ihre Beine unter dem Tisch an, kreisen Sie mit den Füßen oder spannen Sie abwechselnd Ihre Oberschenkel an. Kommt Ihr Blut in Schwung, können Beschwerden der Hypotonie wie Schwindel oder kalte Hände und Füße behoben werden.
Wechselduschen: Ein patentes Hausmittel bei niedrigem Blutdruck sind Wechselduschen. Abwechselnd heißes und kaltes Wasser regen die Blutzirkulation an. Die Gefäße weiten sich bei Wärme und ziehen sich bei Kälte wieder zusammen. Diese Kontraktionen stärken die Blutgefäße und bringen den Blutdruck in Schwung.
Ausreichend trinken: Flüssigkeitszufuhr ist für Menschen mit niedrigem Blutdruck enorm wichtig. Steht dem Körper genug Flüssigkeit zur Verfügung, erhöht sich das Blutvolumen. Je größer das Volumen des Blutes, desto höher auch der Blutdruck. Wenn es Ihnen schwerfällt, ausreichend Wasser zu trinken, greifen Sie gerne auch zu Früchtetees, Kaffee, grünem Tee, Oolong Tee oder schwarzem Tee. Das Koffein und die antioxidativen Stoffe stimulieren den Blutkreislauf und schützen die Gefäße.
Salzkonsum anpassen: Bei Hypotonie kann ein etwas erhöhter Salzkonsum helfen. Salz bindet Flüssigkeit im Körper und kann helfen, das Blutvolumen zu erhöhen. Der Blutdruck steigt dadurch und Beschwerden wie Schwindel, Brustschmerzen, Herzrasen, Müdigkeit oder sogar Ohnmacht können beseitigt werden. Übertreiben Sie es mit dem Salz aber nicht. Mehr als 5 Gramm pro Tag sollten es im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung nicht sein.
Quellen: msdmanuals.com, pharmazeutische-zeitung.de, internisten-im-netz.de