Multiple Sklerose: Was Sie über die Erkrankung des Zentralen Nervensystems wissen müssen

Multiple Sklerose ist für Betroffene eine niederschmetternde Diagnose. Die Erkrankung des Zentralen Nervensystems kann sich durch verschiedene Beschwerden äußern und im schlimmsten Fall sogar zu Behinderung oder Tod führen. Wir klären über Symptome, Ursachen und Behandlung auf.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei Betroffenen greift das Immunsystem fälschlicherweise die schützende Umhüllung der Nervenfasern, die sogenannte Myelinschicht, an. Dies führt zu Entzündungen, Narbenbildung (Sklerose) und Schädigungen der Nervenfasern. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer.

Mediziner unterscheiden zwischen drei Verlaufsformen: schubförmige MS, sekundär chronisch progrediente Form und primär chronisch progrediente Form. Zunächst erkrankt ein Großteil der Patienten an der schubförmigen Form von Multipler Sklerose. Bei den Schüben kommt es zu Symptomen, die länger als 24 Stunden anhalten, in der restlichen Zeit können Betroffene in der Regel ein beschwerdefreies Leben führen. Im Laufe der Zeit geht diese Form dann meist in eine sekundär chronische Form über. Bei der primär chronischen progredienten Form gibt es keine Schübe, sondern es kommt von Beginn an zu einer langsamen Ausbreitung der Symptome.

Welche Symptome gibt es?

Die Symptome einer Multiplen Sklerose können von Person zu Person unterschiedlich sein und variieren je nachdem, welche Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind. Zu den häufigen Beschwerden zählen:

  • Müdigkeit: Müdigkeit ist ein sehr häufiges Symptom bei MS und kann sowohl körperliche als auch geistige Erschöpfung umfassen.
  • Sehstörungen: Probleme mit dem Sehvermögen können auftreten, wie verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, eingeschränktes Gesichtsfeld bis hin zu einem Verlust der Sehschärfe.
  • Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme: Schwierigkeiten beim Gleichgewicht, unkoordinierte Bewegungen, Schwindelgefühle oder Probleme beim Gang können auftreten.
  • Muskelschwäche und -steifheit: Es kann zu Schwäche in den Muskeln, Muskelkrämpfen, Spastik oder Steifheit kommen.
  • Empfindungsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln oder vermindertes Tastempfinden in verschiedenen Körperbereichen sind typisch bei MS.
  • Blasen- und Darmprobleme: Auch Probleme mit der Kontrolle der Blase und des Darms können entstehen, einschließlich Harninkontinenz, überaktiver Blase oder Verstopfung.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Betroffene leiden unter Gedächtnisproblemen, Konzentrationsstörungen, Schwierigkeiten beim Denken, Problemen mit der Informationsverarbeitung oder verlangsamten Denkprozessen.
  • Sprach- und Schluckstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verständnisprobleme oder Schluckbeschwerden können auftreten.

Ursachen für Multiple Sklerose

Die genaue Ursache für das Entstehen von Multipler Sklerose ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass die Erkrankung auf ein Zusammenspiel von immunologisch relevanter Gene sowie Umweltfaktoren zurückzuführen ist. 

Bestimmte genetische Varianten das Risiko für Multiple Sklerose erhöhen können. Verwandte ersten Grades von einer von MS betroffenen Person haben ein 20- bis 40fach erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Zu den Umweltfaktoren, die mit dem Entstehen der Erkrankung in Verbindung stehen, zählen ein Vitamin-D-Mangel (niedriges Vitamin D3), Rauchen, eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus sowie starkes Übergewicht in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter.

Frau schläft auf dem Sofa ein© Ron Lach / Pexels
Körperliche und geistige Erschöpfung sind oft erste Anzeichen einer MS. 

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Multiple Sklerose wird in der Regel durch eine Kombination verschiedener diagnostischer Verfahren festgestellt. Im ersten Schritt erhebt der Arzt oder die Ärztin eine ausführliche Krankengeschichte (Anamnese), um mögliche Symptome, deren Dauer und Verlauf sowie die familiäre Vorgeschichte des Betroffenen zu erfahren. Dann wird eine gründliche neurologische Untersuchung durchgeführt, etwa Reflex- und Koordinationstests, um mögliche neurologische Ausfälle oder Auffälligkeiten festzustellen.

Zur Diagnose von MS werden außerdem bildgebende Verfahren wie MRT eingesetzt. Dieses kann Veränderungen im Gehirn und Rückenmark sichtbar machen, die für MS typisch sind. Auch eine Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit kann zur Diagnosestellung beitragen. Dabei werden bestimmte Antikörper und andere Marker untersucht, die auf eine Entzündung im zentralen Nervensystem hinweisen können. Zusätzlich können Elektroenzephalographie (EEG) und evozierte Potentiale (EP) zum Einsatz, um die elektrische Aktivität des Gehirns und die Reaktion des Nervensystems auf Reize zu messen.

Behandlung von Multipler Sklerose

Die Behandlung der Autoimmunerkrankung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und mögliche Schübe zu reduzieren. Die genaue Behandlung hängt von der Art und dem Schweregrad der MS sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Zu den gängigen Behandlungsmethoden zählen:

1. Medikamentöse Therapie

Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden. Dazu gehören Immunmodulatoren und Immunsuppressiva, die das Immunsystem beeinflussen und dadurch Entzündungen im zentralen Nervensystem reduzieren können. Einige Medikamente können auch das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

2. Symptomatische Therapie

Wie bereits erwähnt, kann MS eine Vielzahl von Symptomen verursachen, wie Müdigkeit, Muskelsteifheit, Sprachbeschwerden oder Schmerzen. Symptomatische Therapien zielen darauf ab, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität Betroffener zu verbessern. Mögliche Maßnahmen sind etwa Physio- oder Ergotherapie sowie Logopädie. Sie können helfen, die Mobilität zu verbessern, die Muskelfunktion zu erhalten, die Koordination fördern und die Lebensqualität steigern. 

3. Gesunder Lebensstil

Eine gesunde Lebensweise, einschließlich regelmäßiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und Stressmanagement, kann dazu beitragen, die Symptome von MS zu kontrollieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Eine Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder psychologische Betreuung kann ebenfalls hilfreich sein.

Wie hoch ist die Lebenserwartung?

Die Lebenserwartung von Menschen mit MS ist individuell verschieden und hängt vor allem vom jeweiligen Verlauf der Krankheit ab. Einer norwegischen Studie zufolge liegt die Lebenserwartung bei Patienten mit Multipler Sklerose bei circa 72 Jahren bei Männern und 77 Jahren bei Frauen. Allgemein ist die Lebenserwartung also nur um rund sechs bis sieben Jahre reduziert.