Lymphödem - was gegen die Wassereinlagerungen hilft

Lymphödem: Symptome & Behandlung

Im Gegensatz zum Lipödem, bei dem sich Fettzellen krankhaft vermehren, ist das Krankheitsbild eines Lymphödems von starken Wassereinlagerungen geprägt. Lesen Sie hier, was hinter der Krankheit steckt!

Links: geschwollener Fuß, recht: normaler Fuß© iStock / vidka
Links: geschwollener Fuß, recht: normaler Fuß

Lymphsystem und Lymphödem

Geschwollene Füße, dicke und schwere Beine und die Hose wird im Laufe des Tages immer enger? Dann könnte es sich um ein Lymphödem handeln. Je früher es behandelt wird, desto besser kann der Lymphstau in den Griff bekommen werden.

Was ist das Lymphsystem?
Das Lymphsystem überzieht den gesamten Körper mit Gefäßen, die für den Abtransport von Abfallprodukten verantwortlich sind. Die Lymphe, eine milchige Flüssigkeit, besteht aus Harnstoff, Kreatin, Gucose, Natrium-, Phosphor-, Calcium- und Kaliumionen, Enzymen und Fibrinogen (für die Blutgerinnung verantwortlich). Diese Flüssigkeit sammelt alles, was sich zwischen unseren Körperzellen befindet und transportiert diese Reste ab. Das können z.B. Nährstoffe, abgestorbene Zellen und Eiweiße sein. Diese "Abfallprodukte" werden zu einem zentralen Punkt im Brustkorb transportiert. Von dort aus gelangen sie über die Venen in den Blutkreislauf. Das Blut durchläuft die Nieren, wird gereinigt und die "Abfallprodukte" ausgeschieden.

Was passiert beim Lymphödem?
Bei dieser Krankheit funktioniert das Lymphsystem nicht mehr richtig, wodurch Eiweiße und Gewebeflüssigkeit zwischen den Zellräumen liegen bleiben. Dadurch schwellen die Gliedmaßen an und es kommt zu einem Lymphstau. Wird dieser Stau nicht behandelt, drohen Gewebeschöden, Entzündungen, Wundrose oder sogar ein offenes Bein.

Symptome eines Lymphödems

  • sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung und Rückstau im Zwischenzellraum
  • Schwellungen an Armen, Beinen, Fuß- und Handrücken, seltener an Hals, Rumpf und Genitalien
  • das Gewebe ist aufgrund des hohen Proteingehalts der Lymphe nicht eindrückbar wie bei anderen Ödemen
  • Stemmer'sches Zeichen: die Hautfalte am zweiten oder dritten Zeh lässt sich nicht mehr anheben
  • vertiefte Hautfalten an den Gelenken
  • pralle Haut

Zwei Arten des Lymphödems

Primäres Lymphödem

Parkes-Weber-Syndrom
Hierbei handelt es sich um eine angeborene, komplexe Gefäßfehlbildung, welche durch eine unnatürliche und direkte Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie entsteht. Die Folge dessen ist Riesenwuchs (Hypertrophie) und eine Asymmetrie der unteren Extremität. Häufig ist die Stelle mit einem Feuermal versehen. Behandelt wird die Krankheit mit chirurigischen Maßnahmen, etwa der Embolisation, bei der Blutgefäße künstlich verschlossen werden.

Klippel-Trénaunay-Syndrom
Dieses Syndrom ist ähnlich dem Parkes-Weber-Syndrom zuzuordnen, da es sich ebenfalls um eine komplexe Gefäßfehlbildung handelt, bei der die betroffenen Stellen durch Riesenwuchs und Feuermale geprägt sind. Da die Fehlbildungen extrem sind, lassen sich große Gefäße mit einem Katheter verkleinern oder chirurgisch entfernen. Zusätzlich unterstützt eine regelmäßige Lymphdrainage und Krankengymnastik die Beweglichkeit der Gliedmaßen.

Sekundäres Lymphödem

Das sekundäre Lymphödem tritt häufg nach Operationen, Infektionen, Chemotherapien oder Verletzungen auf. Es gliedert sich in vier Stadien:

  • Stadium 0: Die Lymphgefäße sind geschädigt, es tritt jedoch keine Schwellung auf.
  • Stadium 1: Im Laufe des Tages bilden sich Schwellungen, die sich durch das Hochlagern der Beine ganz oder zum Teil zurückbilden. Wird auf das Gewebe Druck ausgeübt, bleibt eine leichte Delle.
  • Stadium 2: Die Schwellung bleibt auch nach längeren Ruhephasen und Hochlegen der Beine bestehen. Die Haut ist verhärtet und spannt. Es lassen sich keine Dellen in das Gewebe drücken.
  • Stadium 3: Es treten zu den Schwellungen zusätzlich Hautveränderungen auf, z.B. kleine Bläschen, aus denen Lymphe austritt. Die schwerste Form des Lymphödems wird als "Elephantiasis" bezeichnet.

Behandlung eines Lymphödems

Die Behandlung eines Lymphödems unterteilt sich in zwei Phasen und kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Ein Arzt oder Therapeut nehmen die Behandlung vor. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach der Behandlung:

Entstauungsphase
In der ersten Phase werden die betroffenen Stellen sorgfältig gereinigt und Hauterkrankungen behandelt, da sonst Entzündungen bis in das Lymphsystem vordringen und es schädigen können. Innerhalb von drei bis sechs Wochen findet ein- bis zweimal täglich die Lymphdrainage statt, um den Abtransport der Flüssigkeit zu fördern. Anschließend folgt ein Kompressionsverband mit Bandagen. Ohne ihn würden die betroffenen Gliedmaßen nach zwei Stunden wieder anschwellen. Wichtig ist, dass Sie sich nach der Drainage bewegen. Erst, wenn keine weitere Verringerung des Umfangs z.B. der Beine eintritt, beginnt Phase zwei.

Erhaltungsphase
In Phase zwei geht es darum, die Krankheit weitestgehend eingedämmt zu halten. Dafür sollte stets auf sorgfältige Hygiene, regelmäßige Lymphdrainage (im Sommer zweimal wöchentlich, im Winter einmal wöchentlich), Kompression und Bewegung geachtet werden.

Das Lymphödem ist gänzlich nicht heilbar, lässt sich aber durch die Therapie gut bis sehr gut eindämmen. Beachten Sie dazu auch folgende Tipps für den Alltag:

7 Tipps für den Alltag

  1. Tragen Sie bequeme Kleidung, die nicht einschnürt.
  2. Halten Sie Ihr Körpergewicht im Normalbereich, um größere Belastungen der Haut zu vermeiden.
  3. Pflegen Sie Ihre Haut mit ph-neutralen Shampoos und Cremes, damit die Haut geschmeidig bleibt, nicht reißt und somit keine Entzündungen entstehen.
  4. Vermeiden Sie Stress und extreme Kälte, da sie die Gefäße verengen.
  5. Ebenfalls sind Sonnenbäder, Saunagänge und eine heiße Badewanne nicht empfehlenswert, da sie die Gefäße zu stark weiten.
  6. Tragen Sie auf Sie geschneiderte, flachgestrickte Kompressionsstrümpfe. Das Material ist fester als rundgestrickte und weniger elastisch.
  7. Schützen Sie sich vor Nagel- und Hautverletzungen.

Ansprechpartner

Sollten Sie ein Lymphödem bei Ihnen verdächtigen, empfehlen wir einen Phlebologen oder Lymphologen aufzusuchen. Der Hausarzt kann sie an einen dieser beiden Fachärzte überweisen.

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