Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Die Bandscheiben fungieren in unserer Wirbelsäule als Zwischenpolster, die Druckbelastungen gleichmäßig verteilen und so unsere Wirbelkörper schützen. Sie bestehen aus einem Gallertkern – eine Art gelartiges Kissen – der von einer elastischen Knorpelhülle umgeben ist. Die Bandscheiben müssen regelmäßig be- und entlastet werden, um Nährstoffe aufnehmen und gleichermaßen robust wie flexibel bleiben zu können. Werden Sie über Jahre hinweg entweder zu wenig oder übermäßig beansprucht, können sich Risse im äußeren Faserring bilden. Durch solche Risse können Teile des Gallertkerns austreten („vorfallen“) und auf Nervenfasern stoßen. Hierdurch entstehen stechende Schmerzen, die mitunter in die Arme und Beine ausstrahlen sowie Taubheitsgefühle – die typischen Symptome eines Bandscheibenvorfalls.
Am häufigsten ereignen sich Bandscheibenvorfälle (lat. Prolapsus nuclei pulposi) im unteren Rückenbereich, an der Lendenwirbelsäule. Die Entstehung eines Prolaps ist meist multifaktoriell bedingt und kann ursächlich auf jahrelange Fehlhaltungen und Fehlbelastungen durch falsches Heben oder Tragen zurückzuführen sein. Daneben spielen Risikofaktoren wie hohes Alter, Bewegungsmangel, zu schwache Bauch- und Rückenmuskeln sowie Übergewicht beim Bandscheibenvorfall eine große Rolle.
Wichtig: Im Gegensatz zu einem Hexenschuss, der plötzlich auftritt und innerhalb von Tagen oder Wochen wieder abklingt, kann ein Bandscheibenvorfall langwieriger sein und im schlimmsten Falle mit Folgeschäden wie Lähmungserscheinungen einhergehen.
Bandscheibenvorfall: 3 Tipps zur Vorbeugung
Schätzungen zufolge erleiden zwischen 1 und 5 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens einen Bandscheibenvorfall. Glücklicherweise lassen bei 90 Prozent der Betroffenen die Schmerzen innerhalb von sechs Wochen von alleine wieder nach. In der Regel reichen daher konservative Behandlungen wie schmerzstillende Mittel, schonende Bewegung und Physiotherapie aus, um den Prolaps in den Griff zu kriegen. Halten die Beschwerden jedoch länger als sechs Wochen an oder treten Stuhl- und Harninkontinenz auf, kommt eine Operation infrage. Damit Sie gar nicht erst einen Bandscheibenvorfall erleiden, können Sie vorbeugend einiges für die Gesundheit Ihrer Bandscheiben tun.
1. Sitzphasen häufig unterbrechen
Falls Sie einer sitzenden Tätigkeit nachgehen oder in Ihrer Freizeit viel sitzen, sollten Sie regelmäßige Pausen einbauen, in denen Sie kurz aufstehen, ein paar Schritte gehen und Ihren Rücken durchbewegen. Optimalerweise unterbrechen Sie Ihre Sitzphasen alle 30 Minuten, spätestens jedoch nach 60 Minuten. Längeres Sitzen am Stück erhöht den Druck auf die Bandscheiben und macht einen Prolaps wahrscheinlicher. Auch statisches Stehen stellt eine Belastung für die Bandscheiben dar, weswegen Sie – falls Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch besitzen – zwischen sitzenden, stehenden und vor allem bewegenden Phasen abwechseln sollten.
Tipp: Lassen Sie sich von Ihrem Smartphone oder Ihrer Armbanduhr alle 60 Minuten daran erinnern, kurz aufzustehen und eine Dehnübung zu machen.
2. Rückenmuskulatur kräftigen
Eine kräftige Rumpfmuskulatur schützt Ihre Wirbelsäule und entlastet Ihre Bandscheiben. Daher stellt ein gezieltes, lebenslanges Krafttraining – am besten unter physiotherapeutischer Anleitung – eine effektive Vorsorge gegenüber Bandscheibenvorfällen und Rückenschmerzen dar. Dabei sollten Sie jedoch nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern auch die Bauchmuskeln trainieren – sonst können muskuläre Dysbalancen zu Haltungsschäden und weiteren Schmerzen führen. Wunderbar eignet auch Schwimmen, um die Muskulatur schonend und gleichmäßig aufzubauen.
3. Rückengerechtes Verhalten im Alltag
Neben regelmäßiger Bewegung im Alltag sowie Krafttraining der Rumpfmuskulatur gehören auch rückenschonende Verhaltensweisen zum A und O der Prolaps-Prävention. Insbesondere beim Aufheben und Tragen schwerer Gegenstände wie Getränkekisten oder Hanteln sollten Sie Ihren Rücken gerade halten und aus den Beinen heben. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Höhe Ihres Schreibtischs, Bildschirms und Schreibtischstuhls ergonomisch aufeinander abzustimmen, um ständiges herab- oder heraufschauen zu verhindern. Ebenso sollten Sie in längeren Sitzphasen nicht nur kerzengerade sitzen, sondern zur Abwechslung hin und wieder den oberen und unteren Rücken krümmen und durchbewegen. Die Bandscheiben können nur ernährt werden, wenn die Wirbelsäule bewegt und (schonend) beansprucht wird.
Quellen: gesundheitsinformation.de, neurologen-und-psychiater-im-netz.org