Plazenta – Was kann man damit machen?

Um die Plazenta, auch Mutterkuchen oder Nachgeburt genannt, ranken sich vielfältige Mythen und Bräuche. Kann man die Plazenta wirklich essen? Oder einen Lebensbaum darauf pflanzen? Wir stellen alle Verwendungsmöglichkeiten vor und erklären, was die Plazenta alles kann und für was sie nicht geeignet ist.

Schwangerschaft © Stefano Borsani - iStockphoto
Schwangerschaft

Nutzung der Plazenta schon im Mittelalter bekannt

Schon seit Urzeiten wird die Plazenta zu medizinischen Zwecken verwendet. Sie soll Kraft und Gesundheit bringen, vor Dämonen schützen, die Liebe zwischen Kind und Mutter stärken oder ewige Elternliebe bringen. Ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln, den sogenannten Nosoden, ist keinesfalls eine Erfindung der Neuzeit. Das ruhende Kind im Mutterleib liegt auf der Plazenta, weshalb sich auch historische Bezeichnungen wie „Das Bett des Kindes“ finden lassen. Einige Völker nennen sie heute noch „Seelenbruder oder Seelenschwester“. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts galt die Plazenta in Europa als die „andere Hälfte des Kindes“. Im Mittelalter herrschte die Überzeugung, dass die Nachgeburt das ungeborene Kind an Leib und Seele nährt. Daher auch die Bezeichnung „Mutterkuchen“, der lateinische Name placenta bedeutet Kuchen.

Die Nachgeburt – viele Verwendungsmöglichkeiten

Die Plazenta im rein medizinischen Sinne ist ein natürlicher Schutz des Fötus vor Lärm und Stößen. Sie besteht aus mütterlichem und embryonalem Gewebe und wiegt im Durchschnitt ca. 500 Gramm. Über die Plazenta wird das Baby ernährt und in jeder Phase der Schwangerschaft hat die Plazenta eine spezielle Aufgabe. Besonders wichtig ist sie als natürlicher Schutz vor eindringenden Keimen und Viren. Wenn das Neugeborene auf der Welt ist, kann es zu erneuten Wehen und Schmerzen kommen. Die Nachgeburt kündigt sich mal mehr mal weniger stark an und neben der Plazenta verlassen so auch die Fruchtblase (Eihaut) und Teile der Nabelschnur den weiblichen Körper.

Einen Lebensbaum auf die Plazenta pflanzen

Bei einer Hausgeburt war und ist es in vielen Regionen üblich, die Plazenta im Garten zu begraben und dort einen Baum zu pflanzen. In vorchristlichen Zeiten war es häufig eine Birke, zu Ehren der Göttin der Liebe Freya. Die Birke steht für Reinheit, Licht und Neubeginn und noch heute wählen viele Eltern diesen Weg zur Verwendung der Plazenta. Ein Baumkalender hilft bei der Auswahl der richtigen Sorte, angepasst an den Geburtsmonat oder das Geschlecht des Neugeborenen. Der Baum soll der Überlieferung nach nah am Haus stehen, damit er sich immer in unmittelbarer Nähe zum Kind befindet. Grundsätzlich ist es in Deutschland übrigens erlaubt, dass man seine Plazenta nach der Geburt mit nach Hause nimmt.

Die Plazenta bestatten

Rund zwei Stunden nach der Geburt ist die Plazenta noch aktiv, danach fällt sie in sich zusammen. Unsere Vorfahren waren überzeugt, dass sich während der noch funktionstüchtigen Zeit, ein Teil der Seele des Kindes in der Plazenta verweile. Daher stammt auch der Brauch, die Nachgeburt zu beerdigen. Auch heute gibt es noch in vielen Regionen die sogenannten Nachgeburtsbestattungen, bei denen die Nachgeburt im eigenen Haus, vorwiegend im Keller oder unter Treppen vergraben wird. Zurück geht dieser Brauch auf den Glauben, dass das Neugeborene so vor bösen Geistern geschützt wird. Aber auch die Verbrennung der Plazenta ist möglich, wodurch sie der Überlieferung nach, dem Zugriff von bösen Mächten, Hexen und Dämonen entzogen wird. Im Museum Rottenburg am Neckar zeigt eine Ausstellung alles über die Nachgeburtsbestattungen im Mittelalter. Die verwendeten Plazenta Tontöpfe und der Brauch, die Plazenta an einem Ort ohne Sonne und Mond zu bestatten, werden hier ausführlich beschrieben und erklärt.

Die Plazenta essen

Immer häufiger kommt es vor, dass die Plazenta gegessen wird. Auch bei einigen Naturvölkern ist es üblich, eine Mahlzeit aus dem Mutterkuchen zuzubereiten. Im Handel findet man sogar Plazenta-Kochbücher. Die körperliche Regeneration nach der anstrengenden Geburt soll damit gefördert werden und auch eine vorbeugende Wirkung gegen die Schwangerschaftsdepression soll der Verzehr mit sich bringen. Auch wenn der Mutterkuchen grundsätzlich genießbar ist, so sind zahlreiche gefilterte Schadstoffe in der Plazenta enthalten und deren Wirkung bzw. das damit verbundene Risiko bei einer Einnahme medizinisch noch völlig unklar.

Kann ich meine Plazenta zu Globuli verarbeiten lassen?

Bereits verarbeitete Plazenta wird in Form von Globuli eingenommen. Diese Plazenta-Nosoden kann man in speziellen Apotheken oder bei Onlineanbietern herstellen lassen. Die kleinen Zuckerkügelchen sollen regulierend auf den Organismus einwirken und die körpereigenen Abwehrkräfte stärken. Bei einer erneuten Schwangerschaft wird den Plazenta Globuli nachgesagt, das Infektionsrisiko der Mutter zu senken und die Milchproduktion zu regulieren. Allerdings fehlen bis heute wissenschaftliche Belege für die gesundheitsfördernden Effekte und von einer Einnahme während der Stillzeit raten Medizinier derzeit eher ab.