Ohne Pille verhüten – Diese Gründe sprechen dafür
Mit der Zulassung der Antibabypille in den 1960er Jahren wurde ein Stück emanzipatorische Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal in der Geschichte der menschlichen Sexualität stand Frauen – zunächst nur verheirateten, einige Jahre später dann auch unverheirateten Frauen – eine zuverlässige Verhütungsmöglichkeit zur Verfügung. Frauen hatten nun eine Möglichkeit, Sex und Schwangerschaft selbstbestimmt voneinander zu trennen. Doch so revolutionär die Einführung der Antibabypille auch war, gesundheitliche und körperliche Folgen der Hormonpräparate blieben und bleiben nicht aus.
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Viele Frauen reagieren mit körperlichen oder psychischen Nebenwirkungen auf die Pille. Durch die enthaltenen künstlichen Östrogene und synthetischen Wirkungsmechanismen wird der körpereigene Hormonhaushalt, der Empfängnis und Schwangerschaft im weiblichen Körper steuert, reguliert. Auswirkung dieser hormonellen Regulierung durch die Pille können sein:
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Übelkeit
- Gewichtszunahme
- Stimmungsschwankungen
- Depressionen
- Libidoverlust
- gestiegenes Risiko für Thrombosen
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Und tatsächlich scheinen offenbar mehr und mehr Frauen nach hormonfreien Alternativen zur Pille zu suchen. Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse ergab etwa, dass im Jahr 2020 nur noch 33 Prozent der 14- bis 19-Jährigen die Antibabypille verordnet bekamen. Fünf Jahre zuvor waren es in dieser Altersgruppe noch 44 Prozent. Die Verordnungen der Pille sind tatsächlich in allen Altersgruppen seit Jahren kontinuierlich rückläufig.
Pearl-Index – So sicher sind Verhütungsalternativen
Geht es um die objektive Beurteilung der Zuverlässigkeit von Verhütungsmethoden, kommen wir um den Pearl-Index nicht herum. Der Index erlaubt eine Aussage über die Wirksamkeit unterschiedlicher Methoden zur Empfängnisverhütung. Berechnungsgrundlage ist, wie viele von 100 Frauen, die eine bestimmte Verhütungsmethoden nutzten, innerhalb eines Jahres schwanger wurden. Ein Pearl-Index von 10 bedeutet also, dass 10 von 100 Frauen, die dieselbe Verhütungsmethode nutzten, trotzdem schwanger wurden. Das bedeutet: Je niedriger der Index, desto zuverlässiger schützt die Verhütungsmethode vor ungewollter Schwangerschaft. Geschlechtsverkehr ohne Verhütung mit Samenerguss in der Vagina hat mit 85 den höchsten Pearl-Index – was wenig überraschend ist, da es sich hierbei natürlich nicht um eine sinnvolle Verhütungsmethode handelt.
4 Alternativen zur Pille ohne Hormone
Natürliche Verhütung
Hierbei geht es um die aufmerksame Beobachtung der körperlichen Veränderungen während der fruchtbaren Tage vor und nach dem Eisprung. Frauen können durch Messung der Basaltemperatur, Beobachtung des Zervixschleims und Muttermunduntersuchungen genau feststellen, ob sie fruchtbar sind, oder nicht. Das Wissen über den eigenen Zyklus und die genauen Tage der Fruchtbarkeit können als Verhütungsmethode genutzt werden. Mittlerweile gibt es eine Reihe moderner Hilfsmittel wie Zykluscomputer, um fruchtbarkeitsrelevante Körperdaten individuell und zuverlässig bestimmen zu können. Fertilitätsmonitore wie von daysy.me zeigen zuverlässig und genau an, ob Sie fruchtbar sind, oder nicht. Als hormonfreie Verhütungsmethode kann die natürliche Verhütung bei ordentlicher und disziplinierter Durchführung einen Pearl-Index von 0,4 haben und ist damit sehr zuverlässig.
Kupferspiralen
Kupferspiralen gibt es in verschiedenen Formen. Die klassische Kupferspirale ist T-förmig und wird von einem Gynäkologen oder Gynäkologin in die Gebärmutter eingesetzt. Dort gibt die Spirale Kupferionen ab, die zum einen die Gebärmutterschleimhaut verändern, was es befruchteten Eizellen so gut wie unmöglich macht, sich einzunisten; zum anderen werden in die Gebärmutter gelangende Spermien durch die Kupferionen beschädigt, was ihre Weiterreise zur Eizelle verhindert. Die Verhütungsalternative funktioniert für etwa 5 Jahre, bevor die Spirale gewechselt werden muss. Solche hormonfreie Spiralen verhindern mit einem Pearl-Index zwischen 0,3 und 0,8 Schwangerschaften sehr zuverlässig. Der Nachteil: Die Spiralen als körperfremde Objekte können mitunter Entzündungen verursachen oder die Monatsblutung und Regelschmerzen verstärken.
Kondome
Männer müssen bei der Verhütung ebenfalls in die Pflicht genommen werden. Das Kondom ist der Klassiker unter den hormonfreien Verhütungsmethoden und kann bei sachgemäßer Anwendung mit einem Pearl-Index zwischen 2 bis 12 verhältnismäßig sicher vor Schwangerschaften schützen. Männer müssen vor allem auf die gute Passform der Kondome achten. Gerne überschätzen Männer die Größe ihres Penis. Wer aber viel zu große Kondome verwendet, riskiert, dass es während des Geschlechtsverkehrs abrutscht oder Samenflüssigkeit einen Weg aus dem Kondom findet. Von Männern gerne vorgebrachte Gründe, um auf Kondome beim Sex zu verzichten, wie das unnatürliche und eingeschränkte Gefühlserlebnis durch das Kondom, sind übrigens aus der Zeit gefallen. Mittlerweile gibt es viele gefühlsechte, ultradünne Kondome. Einige Kondome kommen mit stimulierenden Gels, die das Gefühlserlebnis sogar aufwerten können.
Diaphragma

Das Diaphragma ist eine schalenförmige Silikonkappe, die bereits einige Stunden vor dem Geschlechtsverkehr von Frauen selbst in die Vagina eingeführt und vor dem Muttermund platziert werden kann, um das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter zu verhindern. Die Silikonkappen verfügen je nach Herstellungsverfahren ebenfalls über in den Ring der Kappe eingearbeitete Federn aus Kunststoff oder Metall. Diese sorgen für die nötige Steifigkeit des Diaphragmas, um sich verrutschsicher vor dem Muttermund aufspannen zu können. Gynäkologen und Gynäkoliginnen können Ihnen helfen, die richtige Größe des Diaphragmas zu bestimmen. Anatomische Aspekte der Vagina und des Muttermunds unterscheiden sich nämlich von Frau zu Frau. Im Handel sind allerdings auch Diaphragmata in Einheitsgrößen erhältlich, die einem Großteil der Frauen Sicherheit bei der Empfängnisverhütung bieten. Aber Achtung: Ein Diaphragma schützt nur dann effektiv vor Schwangerschaft, wenn Sie es zusammen mit Verhütungsgels verwenden. Solche spermiziden Gels töten Spermien am Diaphragma ab und erhöhen die Wirksamkeit der mechanischen Verhütungsmittel. Diaphragmata haben einen Pearl-Index zwischen 1,0 und 20,0.