Ohne BH: Das passiert, wenn Sie keinen BH tragen

Der Trend „No Bra“ ist in vollem Gange: Unter Hashtags wie #freethenipple sprechen sich tausende Frauen in den sozialen Medien für die Oben-Ohne-Bewegung aus. Die Botschaft ist klar und durchaus unterstützenswert: Jede Frau sollte selbst entscheiden können, ob und was sie trägt – ohne sich von Gesellschaft verurteilt zu fühlen. Doch wie sieht es mit dem körperlichen Aspekt aus? Ist es gesund, auf den BH zu verzichten oder drohen Hängebrüste? Wir klären auf, was mit dem Busen passiert, wenn Frauen keinen BH tragen.

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Aufbau der Brust

Zum besseren Verständnis sollte der Aufbau der Brust klar sein. Der Busen besteht aus Milchdrüsen, die von Fett- und Bindegewebe umgeben sind. Das Bindegewebe ist bei Frauen von Natur aus eher weich, damit sich der Körper in der Schwangerschaft anpassen kann. Hinter dem Gewebe sitzt der Brustmuskel.

Sinn des BHs

Der klassische Büstenhalter wird getragen, um das Fett- und Bindegewebe der Brust zu stützen. Vor allem Frauen, die eine große Oberweite haben, empfinden es als entlastend und weniger störend, wenn die Brüste von einem BH an Ort und Stelle gehalten werden.

Das passiert ohne BH

Was sind die Folgen, wenn wir den BH im Home Office oder auch im Alltag weglassen?
Laut einer französischen Studie hat dies angeblich einen positiven Effekt auf die Festigkeit des Busens: Wer den BH öfter weglässt, trainiere automatisch die Muskeln wodurch die gesamte Brust und das Bindegewebe gestrafft werden würde. Dies sei ähnlich wie beim Tragen eines Korsetts: Durch die Stützfunktion werden die betroffenen Muskeln entlastet und müssen nicht mehr selbst arbeiten, wodurch sie mit der Zeit erschlaffen.
Aber Achtung! Wie der verantwortliche Sportmediziner Jean-Denis Rouillon selbst zugab, haben an der Studie vor allem schlanke, sportliche Frauen mit kleiner Oberweite teilgenommen. Deshalb sei das Ergebnis nicht repräsentativ für jede Körperform.
Vor allem Frauen mit großen Brüsten, Schwangere, Übergewichtige und ältere Frauen sollten ihren Busen mithilfe eines BHs stützen, um ihn im Form zu halten. Da der Muskel erst hinter dem Gewebe sitzt, es also nicht umschließt, reicht der Muskel hier im Verhältnis zur Masse nicht aus, um die Brust zu straffen.

Braucht man einen BH?

Wie die Studie zeigt, hängt es vor allem von der Größe der Oberweite ab, ob ein BH benötigt wird. Die meisten Frauen haben selbst ein gutes Gefühl dafür, ob sie einen BH tragen sollten, oder nicht. Wer sich ohne wohlfühlt und keine Beschwerden hat, braucht keinen extra Support. Treten jedoch Schmerzen bei Bewegungen auf oder fühlen Sie sich durch die freiliegende Oberweite gestört, greifen Sie lieber zum BH.

Gerüchte, die besagen, dass das Tragen eines BHs gesundheitsschädigend oder gar krebserregend sei, konnten bisher übrigens nicht bestätigt werden. Wichtig ist aber der richtige Sitz der Wäsche! Der BH sollte weder scheuern noch zu groß oder zu klein sein.

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Welche Faktoren begünstigen Hängebrüste?

Dass das Bindegewebe und die Haut mit dem Alter nachlassen und an Elastizität verlieren, ist ganz natürlich und nicht zu verhindern. Dies beginnt ca. ab dem 35. Lebensjahr. Neben dem Alter gibt es aber noch weitere Faktoren, die bei der Festigkeit der Brüste eine Rolle spielen.

Die Körbchengröße:
Große Brüste sind schwerer, als kleine und müssen dementsprechend mehr Gewicht tragen. Durch die starke Belastung verlieren große Brüste also auch schneller an Spannkraft, als kleine Brüste. Hier lohnt es sich also, zu einem stützenden BH zu greifen.

Die Gene
Die Genetik hat ebenfalls einen Einfluss darauf, ob die Brüste früh oder spät anfangen zu erschlaffen. Denn wie fest das Bindegewebe ist, ist zum Großteil auch von unseren Genen abhängig. Wer an anderen Körperstellen wie etwa Oberschenkel oder Oberarm ein eher weiches Gewebe vorfindet, wird vermutlich auch anfälliger für Hängebrüste sein.

Der Lebensstil
Wie fest das Bindegewebe ist, kann man zu einem gewissen Teil beeinflussen. Wer sich ausgewogen ernährt, viel Sport macht und genug Wasser trinkt, tut dem Gewebe definitiv etwas Gutes. Im Umkehrschluss dazu ist wenig Bewegung, viel Alkohol und Rauchen schlecht für das Bindegewebe und begünstigt so im Endeffekt auch Hängebrüste.

Schwangerschaft
Hier gibt es zwar keine allgemeingültige Regel – häufig ist es jedoch so, dass Frauen, die schon einmal eine Schwangerschaft durchlebt haben, auch bereits ein strapazierteres Gewebe in ihren Brüsten vorfinden. Das Wachsen des Busens während der Schwangerschaft und beim Stillen dehnt das Gewebe in der Brust wie ein Gummiband. Es kann durchaus vorkommen, dass sich dieses danach nicht genau so wieder zurückbildet, wie es zuvor war.

Entscheiden Sie sich also frei nach dem eigenen Wohlfühlfaktor, ob Sie lieber mit oder ohne BH aus dem Haus gehen. Aber: Nachts gehört der BH immer aus! So kann sich das Gewebe optimal regenerieren und man verhindert Schweißansammlungen, die zu Pilzinfektionen führen können.