
Hormonfreie Verhütung
Die Pille ist häufig das erste und auch das am weitesten verbreitetste Verhütungsmittel, auf das junge Frauen zurückgreifen, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Doch die künstliche Zuführung von Hormonen gerät immer mehr aus dem Trend.
Vor allem Frauen, die schon jahrelang die Pille einnehmen, verspüren den Drang nach einem natürlicheren Verhütungsmittel. Auch Nebenwirkungen spielen für viele Betroffene eine große Rolle: Das sensible Hormongleichgewicht im Körper wird durch die Einnahme hormoneller Mittel beeinflusst und kann zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Akne und vielen weiteren, unerwünschten Nebenerscheinungen führen.
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Hier finden Sie die gängigsten hormonfreien Verhütungsmittel im Überblick mit allen wichtigen Infos sowie den jeweiligen Vor- und Nachteilen.
Pearl-Index: Der Pearl-Index gibt an, wie viele Frauen von Frauen trotz Verhütung jährlich schwanger werden. Die Pille hat einen Index von 01, bis 0,9. Das sind 1 bis 9 Frauen von 1000 Frauen, die pro Jahr schwanger werden. Zum Vergleich: das Kondom hat einen Index von 2 bis 12. Mit diesem Verhütungsmittel werden von 100 Frauen jährlich 2 bis 12 schwanger.
Hormonfreie Verhütungsmittel im Überblick: Alle Vor- und Nachteile
Kondom
Das Kondom ist der Klassiker unter den Verhütungsmitteln und das einzige, welches richtig angewendet auch vor Geschlechtskrankheiten wie HIV oder Chlamydien schützt! Deshalb sollte dieses immer (zusätzlich) bei Sexualverkehr mit unbekannten Partnern verwendet werden.
Die korrekte Anwendung des Kondoms ist ausschlaggebend für seine Wirksamkeit. Dazu gehört auch die passende Größe: Kondome sind in verschiedenen Breiten erhältlich. Das Standardkondom aus dem Supermarkt hat einen Durchmesser von 52 mm, diese sind passend für einen Penis mit einem Durchmesser von etwa 10 mm.
Benötigen Sie eine speziellere Auswahl schauen Sie in einer Apotheke vorbei. Hier gibt es auch größere und kleinere Kondomvarianten.
Pearl-Index: 2-12
Kosten: Ca. 7 Euro pro Packung
Vorteile: Schützen vor Geschlechtskrankheiten, sind relativ günstig, unkompliziert, in verschiedenen Sorten erhältlich
Nachteile: Bei Anwendungs- oder Lagerungsfehlern lässt die Sicherheit des Verhütungsmittels stark nach
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Diaphragma
Bei einem Diaphragma handelt es sich um eine runde Kappe aus Silikon, die vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingesetzt wird und so mechanisch den Weg zur Gebärmutter versperrt.
Sie sitzt direkt vor dem Muttermund und wird zwischen den Scheidenwänden gehalten. Dazu wird ein Verhütungsgel aufgetragen, welches die Spermien bewegungsunfähig macht. Das Diaphragma muss acht Stunden lang nach dem Sex in der Scheide verweilen, um die Wirkung zu gewährleisten.
Damit das Verhütungsmittel perfekt passt, wird es beim behandelnden Frauenarzt ausgewählt und angepasst.
Pearl-Index: 1-20
Kosten: Das Diaphragma kostet ca. 50 Euro, das Gel und die Anpassung beim Arzt nochmal 35 Euro
Vorteile: Es ist sehr ökologisch und kostensparsam, da es zwei Jahre lang verwendet werden kann und nur mit Wasser und Seife gereinigt wird.
Nachteile: Der richtige Sitz ist essentiell! Die richtige Anwendung ist unumgänglich, damit das Diaphragma wirkt.
Kupferkette
Ob Kupferkette, Kupferspirale oder Kupferball: Die hormonfreien Verhütungsmittel für die Frau sind alle aus Kupfer gefertigt. Diese sogenannten Intrauterinpessare verändern durch das enthaltene Kupfer das biochemische Milieu der Gebärmutter – infolgedessen wird die Beweglichkeit der Samenzellen gehemmt.
Schafft es ein Spermium trotzdem, die Eizelle zu befruchten, verhindert das Verhütungsmittel mechanisch die Einnistung in der Gebärmutter.
Die Kupferkette, -spirale oder -ball wird in einem Routineeingriff vom Frauenarzt eingesetzt und verbleibt zwischen fünf bis zehn Jahre im Körper der Frau. Beim halbjährlichen Kontrollbesuch wird der korrekte Sitz des Verhütungsmittels vom Arzt überprüft.
Pearl-Index: 03,-0,8
Kosten: Zwischen 200 und 400 Euro
Vorteile: Man hat mehrere Jahre seine Ruhe, muss an keine Einnahme o.ä. denken
Nachteile: Der Eingriff kann unangenehm sein, Periodenschmerzen sind häufig verstärkt, durch den Fremdkörper besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko
Temperatur messen
Anhand der Körpertemperatur lässt sich der Zyklus der Frau ablesen und so die fruchtbaren Tage erkannt werden. Direkt nach dem Aufstehen wird immer zur selben Zeit die sogenannte Basaltemperatur gemessen. Nach dem Eisprung steigt diese zwischen 0,2, bis 0,5 Grad an und zeigt so die unfruchtbaren Tage an. Ein dementsprechend genaues Thermometer wird benötigt! Gemessen werden kann oral, vaginal oder anal.
Pearl-Index: 0,8-3
Kosten: Ein Basalthermometer kostet ca. 12 Euro
Vorteile: Frauen, die diese Methode anwenden, hören sehr gut auf ihren Körper und entwickeln so ein sensibles Körpergefühl.
Nachteile: Die Messergebnisse können durch wenig Schlaf, Umgebungswechsel, Alkohol oder Medikamente schnell verfälscht werden.
Verhütungscomputer
Bei dem Zykluscomputer handelt es sich um einen Minicomputer, maximal so groß wie ein Handy, welcher verschiedene Aufgaben erfüllt.
Der Computer misst die Temperatur auf dieselbe Art wie das Basalthermometer bei der Temperaturmethode. Zusätzlich wird bei dieser Verhütungsmethode sofort errechnet, ob die Frau gerade fruchtbar ist, oder nicht.
Ein Kombinations- bzw. Symptothermalcomputer wertet außerdem die Zykluslänge und den Zervixschleim der Frau aus, um die Fruchtbarkeit genauer zu bestimmen.
Pearl-Index: 1-3 (Temperaturcomputer), 0,3 (Kombinations- bzw. Symptothermalcomputer)
Kosten: Zwischen 90 und 400 Euro
Vorteile: Es handelt sich um eine einmalige Anschaffung, mehr Sicherheit dadurch, dass man nicht mehr selbst rechnen muss
Nachteile: Hohe Anschaffungskosten und ebenfalls mögliche Verfälschungen der Ergebnisse durch wenig Schlaf, Alkohol oder Medikamente
Sterilisation
Diese Methode eignet sich logischerweise erst, wenn man mit der Familienplanung endgültig abgeschlossen hat und ist demzufolge eher selten für junge Personen geeignet. Sowohl Frauen als auch Männer können sich sterilisieren lassen.
Bei der Vasektomie wird der Samenleiter bei Männern durchtrennt. Diese Routineoperation dauert nur 30 Minuten und wird unter örtlicher Behandlung durchgeführt. In der Regel verläuft der Eingriff harmlos. Nach sechs Wochen findet eine Samenprobe statt, die Aufschluss gibt, ob alles funktioniert hat. Bis dahin muss sicherheitshalber noch zusätzlich verhütet werden.
Pearl-Index: 0,1
Kosten: Zwischen 450 und 500 Euro
Vorteile: minimaler Eingriff, Lustgefühl und Ejakulationsvermögen bleiben unbeeinträchtigt, maximaler Verhütungsschutz
Nachteile: Irreversibel
Die Sterilisation bei Frauen ist ein deutlich größerer Eingriff. Die aufwendige Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt, da eine Bauchoperation nötig ist. Hier werden die Eileiter durchtrennt, sodass keine Eizellen mehr zur Befruchtung bereitgestellt werden können. Dies ist sehr unangenehm, schmerzhaft und durch die Größe des Eigriffs auch deutlich risikobehafteter. Es können größere Narben entstehen, benachbarte Organe beschädigt werden, Blutungsstörungen oder eine verfrühte Menopause auftreten.
Pearl-Index: 0,2-0,3
Kosten: Zwischen 600 und 1000 Euro
Vorteile: Maximaler Verhütungsschutz
Nachteile: Irreversibel, schmerzhaft, risikobehafteter Eingriff
Hinweis: Der sogenannte „Coitus Interruptus“, also das Herausziehen des Penis aus der Scheide kurz vor dem Samenerguss ist KEINE geeignete Verhütungsmethode! Diese ist sehr unsicher, da schon vor der Ejakulation Samenflüssigkeit aus dem Penis austritt, die Spermien enthält.