Erste Periode nach der Geburt: Sind Tampons oder Binden besser?

Insbesondere die erste Periode nach der Geburt kann ungewohnt stark, lang und schmerzhaft sein. Das kann Frauen leicht verunsichern. Wir erklären, wann Sie mit der ersten Periode nach einer Entbindung rechen sollten, warum sie meist so stark ist – und ob Sie lieber Tampons oder Binden nach der Geburt verwenden sollten. Dafür haben wir uns den Rat einer Fachärztin eingeholt.

Erste Periode nach der Geburt: Tampons oder Binden?

Auf Tampons, Menstruationstassen oder Menstruationsschwämmchen sollten Sie innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Entbindung verzichten. Das zumindest empfehlen Frauenärzte. Warum? Es besteht eine erhöhte Infektionsgefahr für die Mutter, da die Wundheilung im Unterleib noch im vollen Gange ist. Der sogenannte „Wochenfluss“ sollte vollständig und ungestört abließen können, so unsere Expertin Frau Dr. Dokoupil, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe:

Gerade bei Verletzungen im äußeren Genital ist es wichtig, die Wundheilung des Körpers nicht zu stören.  Deshalb sollte man aus meiner Sicht Fremdkörper vermeiden und keine Bakterien in die Scheide einbringen. Diese könnten ein Wochenbettfieber begünstigen. Zwar enthält auch der Wochenfluss Bakterien, diese sind jedoch prinzipiell ungefährlich.

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Unsere Expertin
Dr. med. Justine Dokoupil

Dr. med. Justine Dokoupil ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe der Gemeinschaftspraxis „Frauenärzte vom Bruderwald“ in Bamberg.

Warum kommt die Periode nach einer Geburt nicht sofort wieder?

Während der Schwangerschaft setzt die Menstruation aus – das ist allgemein hin bekannt. Und auch nach einer Geburt kommt die monatliche Blutung nicht unmittelbar wieder. Warum? Hormonelle Umstellungen im Körper der Frau, genauer gesagt in ihren Eierstöcken. Nach einer Geburt muss sich die Produktion der Hormone zunächst wieder normalisieren, bevor eine Frau erneut schwanger werden kann. Das bestätigt auch Dr. med. Justine Dokoupil:

Nach der Geburt setzen vielfältige hormonelle Veränderungen ein. Zusätzlich zum milchbildenden Hormon Prolaktin, unterliegen auch die weiblichen Hormone Östrogene und Progesteron einem enormen Abfall. Je nachdem ob die Mutter stillt, verändert sich die Höhe des Prolaktins und es kommt zu einem rascheren oder langsamerem Einsetzen der Periode. 

Doch nach wie vielen Wochen – oder Monaten – setzt der Zyklus wieder ein? 

Wann setzt die erste Periode nach einer Geburt ein? 

Die erste Menstruation nach einer Geburt ist davon abhängig, ob eine Mutter Ihr Baby stillt oder nicht. Stillen Sie „in Vollzeit“, kommt es im Körper zu einer zunehmenden Produktion des bereits erwähnten Hormons Prolaktin. In Zusammenarbeit mit anderen Hormonen kurbelt Prolaktin während der Stillzeit die Milchproduktion in den Brustdrüsen der Mutter an. Ein erhöhter Prolaktinspiegel führt jedoch auch zu einer Hemmung der Fruchtbarkeit. Denn: Prolaktin stört jene Hormone, die den Eisprung auslösen und die Gebärmutterschleimhaut aufbauen. Ergo: Je häufiger Sie Ihr Kind stillen, desto mehr Prolaktin produziert Ihr Körper. Somit wird sich auch Ihr nächster Eisprung – und somit auch Ihre nächste Regelblutung – verzögern. In extremen Fällen kann dies bis zu 2 Jahre dauern. Dabei handelt es sich allerdings um Einzelfälle.

Hinweis: Eine Frau stillt dann "voll", wenn sie ihr Baby mindestens sechsmal innerhalb von 24 Stunden an die Brust legt – ohne dabei zuzufüttern.

Bei vielen stillenden Müttern setzt die Menstruation nach etwa 4 Monaten wieder ein – abhängig davon, wie häufig sie stillen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit nach Geburt vergeht, umso niedriger wird auch Ihr Prolaktinwert. 

Wenn Sie sich dazu entscheiden, Ihr Kind nicht zu stillen, bekommen Sie nach etwa 6 bis 12 Wochen Ihre erste Periode nach der Geburt – frühestens kommt die Menstruation nach einem Monat zurück

Wichtig: Wochenfluss oder Menstruation?

Eine Geburt geht nicht spurlos am Körper einer Frau vorbei. Nicht umsonst gehören Frauen nach einer Geburt zunächst ins Wochenbett. Insbesondere die Gebärmutter wird belastet: An der Gebärmutterwand entsteht eine Wunde, die durch die Ablösung der Plazenta verursacht wird. 

Als Wochenfluss (Lochien) bezeichnet man das Wundsekret der Gebärmutter, welches schubweise aus der Scheide einer Wöchnerin fließt. Dabei handelt es sich nicht um eine Regelblutung. Der Wochenfluss setzt meist unmittelbar nach der Geburt ein und kann ca. 4 bis 6 Wochen anhalten. Danach ist die Wunde verheilt. Erst dann besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko mehr. Nach einem Kaiserschnitt ist der Wochenfluss überwiegend schwächer und nur von kurzer Dauer.

Erste Periode nach Geburt: Brauner Ausfluss?

Der Wochenfluss kann etwa zwei Wochen nach der Geburt eine bräunliche Verfärbung annehmen. Das ist normal und unbedenklich. Nach circa vier Wochen nimmt das Wundsekret oft einen hellen, weißlichen Farbton an.

Wann darf ich wieder Tampons verwenden? 

Grundsätzlich gilt: Der Wochenfluss direkt nach der Entbindung sollte immer mittels Binden aufgefangen werden. Ansonsten können Bakterien in die Gebärmutter gelangen und dort fiese Entzündungen auslösen. Das gilt auch, wenn Ihre erste Blutung nach der Geburt bereits innerhalb der ersten 4 bis 6 Wochen eintritt. In Drogerien, Apotheken und online finden Sie eine breite Auswahl an speziellen Binden fürs Wochenbett, zum Beispiel von THE FEMALE COMPANY®, 10 Wochenbett-Binden aus zertifizierter Bio-Baumwolle für ca. 12 Euro.

Ebenfalls viele gute Bewertungen haben die Binden der Marke INDASEC, 12 Stück für etwa 14 Euro. 

Nach etwa zwei Monaten können Sie wieder auf Tampons oder Menstruationstassen umstellen, um das Blut an Ihren Tagen aufzufangen. Allerdings kann es sein, dass Sie eine größere Größe benötigen – oder Probleme bekommen, den Tampon richtig einzuführen. Der Grund: Die Scheide kann sich nach einer Geburt anatomisch verändern. Bei Schmerzen oder Unsicherheiten fragen Sie Ihren Arzt. 

Kann man nach einer Geburt gleich wieder schwanger werden?

Der Körper muss sich nach einer Schwangerschaft zunächst erholen. Das kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Die erste Periode nach einer Schwangerschaft ist ein eindeutiges Anzeichen für die Rückkehr Ihrer Fruchtbarkeit. Jedoch: Nicht immer findet im Rahmen der ersten Monatsblutung nach einer Geburt auch ein Eisprung statt. Trotzdem sollte man an Verhütung denken. Vorausgesetzt, man möchte zunächst keine weiteren Kinder. Schließlich kann der Eisprung nie ganz ausgeschlossen werden. Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Frau Dr. Dokoupil betont dazu abschließend:

Sobald es wieder zu einem Eisprung kommt, kann eine Frau wieder schwanger werden. Das Stillen ist hier kein 100-prozentiger Schutz. Auch wenn man davon ausgeht, dass das Prolaktin den Eisprung hemmen kann, stellt dies nie eine ausreichende Verhütung dar.

Warum ist die erste Periode nach der Geburt so stark?

Eine Geburt setzt den Zyklus quasi auf Werkseinstellungen. Der weibliche Körper muss sich regenerieren und neu einpendeln. Das kann dazu führen, dass der Zyklus nach einer Geburt zunächst unregelmäßig verläuft: So können die ersten Perioden nach einer Geburt mitunter stärker und schmerzhafter sein oder länger andauern. Einige Frauen berichten von sehr starken Blutungen nach der Geburt, die teils bis zu zwei Wochen anhalten. Nach ca. 6 Monaten hat sich der weibliche Zyklus in den meisten Fällen wieder normalisiert. Wenn Sie unsicher sind, wie viel Blut normal ist oder Ihre Blutung ganz ausbleibt, sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt. Er oder sie kann Ihnen genauere Auskunft über das Ausbleiben Ihrer Periode nach der Schwangerschaft geben. Auch eine Hebamme kann zur Blutung während den Tagen nach einer Geburt Auskunft geben.