Dammriss: Tipps zur Behandlung und Vorbeugung

Viele schwangere Frauen fürchten einen Dammriss während der Geburt ihres Kindes. Wir erklären Ihnen, welche Ursachen einen Dammriss begünstigen und geben Ihnen hilfreiche Tipps für eine schnelle Heilung.

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Was ist ein Dammriss?

Der Damm befindet sich zwischen der Vulva und dem After. Bei einer Geburt wird der Damm sehr stark belastet, sodass es zu einem Riss zwischen hinterem Rand des Scheidenausgangs in Richtung Damm kommen kann.

Wie kommt es zu einem Dammriss?

Der Damm reißt meist dann, wenn der Kopf des Kindes geboren wird. Ein erhöhtes Risiko für einen Dammriss besteht, wenn die Geburt eingeleitet werden muss, die Austreibungsphase andauert oder das Kind sehr groß ist und über 4000 Gramm wiegt. Auch eine PDA oder der Gebrauch einer Geburtszange oder einer Saugglocke können zu einem Dammriss führen. Bei manchen Fällen wie bei einer Steißgeburt, muss ein Dammschnitt gemacht werden, um das Gebären zu erleichtern.

Ein Dammriss wird in vier Schweregrade unterteilt:

  • Dammriss 1. Grades: Die Haut am Damm ist nur oberflächlich gerissen, die Muskulatur ist nicht betroffen.
  • Dammriss 2. Grades: Haut und Muskulatur sind verletzt, der Schließmuskel ist nicht betroffen
  • Dammriss 3. Grades: Der Schließmuskel ist zum Teil oder vollständig gerissen.
  • Dammriss 4. Grades: Schließmuskel und Darmschleimhaut sind betroffen.

Zugegebenermaßen klingt das alles recht beängstigend und hemmt die Freude auf eine anstehende Geburt. Doch Sie brauchen keine Angst zu haben. Während der Geburt bekommen es die meisten Frauen aufgrund des Adrenalins nicht mit, wenn ihr Damm reißt und verspüren keine direkten Schmerzen. Die meisten Dammrisse sind dem ersten und zweiten Grad zuzuordnen.

Kleinere Verletzungen der Scheide oder des Damms verheilen, ohne genäht zu werden. Größere Verletzungen, wenn beispielsweise die kleinen Schamlippen, der After oder die Muskulatur betroffen sind, werden in lokaler Betäubung genäht. Es dauert etwa zehn Tage, bis alles abgeheilt ist. Die Fäden müssen nicht extra gezogen werden. In den ersten Tagen nach der Entbindung klagen betroffene Frauen von Schmerzen beim Sitzen, Gehen und während des Stuhlgangs. Handelt es sich um einen größeren Dammriss, können die Symptome bis zu drei Monate andauern.

Dammriss: Tipps für eine schnelle Heilung

  1. Nach dem Toilettengang kann die Wunde etwas brennen. Nehmen Sie kein Toilettenpapier, um sich zu säubern. Verwenden Sie stattdessen etwas warmes Wasser. Ein besonderer Helfer ist die Po-Dusche, die Sie mit Wasser befüllen können und die Ihnen am Anfang gute Dienste erweisen wird.
  2. Um den Wundschmerz zu lindern, helfen kühle Gelpads. Auch eine Damenbinde aus dem Eisfach kann für die verletzte Dammregion eine Wohltat sein. Ebenfalls angenehem sind tägliche, warme Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen wie Kamille, Arnika oder Eichenrinde.
  3. Besorgen Sie sich einen Sitzring, um den Druck auf das Gewebe besser zu verteilen und die Naht zu entlasten. Alternativ gehen auch ein Sitzkissen oder ein zusammengerolltes Handtuch.
  4. Verzichten Sie zwischendurch auf Unterwäsche und lassen Sie frische Luft an die Wunde, die Sie möglichst sauber halten sollten. Wechseln Sie regelmäßig Ihre Einlagen, die Sie während des Wochenflusses tragen.
  5. Essen Sie ballaststoffreich und nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich, um Verstopfungen zu vermeiden. Pressen Sie nicht zu stark beim Stuhlgang! Tragen Sie etwas Vaseline am After auf, um für mehr Gleitfähigkeit zu sorgen und Schmerzen zu verhindern.
  6. Sobald die Fäden sich aufgelöst haben, massieren Sie die Narbe ein- bis zweimal täglich mit Mandelöl oder Narbensalben, um die Durchblutung des Gewebes und die Heilung der Haut weiter zu unterstützen.

Die Folgen eines Dammrisses

In wenigen Fällen kann es bei schlecht verheilten oder bei gravierenderen Dammrissen zu einer Stuhlinkontinenz kommen. Das Abgehen von Stuhl oder Darmgasen kann nicht ausreichend kontrolliert werden. Der Grund für die Stuhl- und Flatusinkontinenz ist zum einen die durch die Schwangerschaft und Geburt stark beanspruchte Beckenbodenmuskulatur. Durch ein intensives Training des Beckenbodens kann der Inkontinenz entgegengewirkt werden.

Dammriss: Wann zum Arzt?

Wenn sich die Narbe Ihres Dammrisses entzündet, sie eitert, einen Wulst bildet oder Sie Fieber bekommen, suchen Sie direkt einen Arzt auf. Ihr Dammriss oder -schnitt ist wahrscheinlich zu eng vernäht worden. Die Fänden schnüren das Gewebe ein, was zu Schmerzen und Entzündungen führen kann. Tritt dies ein, müssen die Fäden entfernt werden und die Wunde neu vernäht werden.

Wenn Sie auch nach Monaten nach der Geburt mit Beschwerden zu kämpfen haben und sich beispielsweise der Beckenboden weich anfühlt und nach unten drückt, Sie dauerhaft Probleme mit Inkontinenz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben, sprechen Sie mit einem Facharzt.

Dammriss: 5 Tipps zur Vorbeugung

Diese Tipps können vor der Geburt helfen, einen Dammriss zu verhindern oder dafür zu sorgen, dass die Geburtsverletzungen sich im Rahmen halten:

  1. Etwa acht Wochen vor der Geburt sollten Sie Ihren Damm massieren, um ihn auf die Entbindung vorzubereiten und zu dehnen.
  2. Zusätzlich verstärkt spezielle Damm-Gymnastik diesen Dehnungseffekt. Gehen Sie mit geöffneten Knien in die Hocke und setzen Sie sich in den Schneidersitz. Dann pressen Sie für einige Minuten die Füße gegeneinander.
  3. Für mehr Geschmeidigkeit sorgen tägliche Sitzbäder mit Heublumen. Etwa 10-15 Minuten des warmen Dampfes reichen aus, um das Gewebe weicher werden zu lassen.
  4. Trinken Sie täglich zwei bis drei Tassen Himbeerblätter-Tee, der dafür bekannt ist, die Unterleibsmuskulatur zu lockern und somit für einen elastischeren Beckenboden sowie Dammbereich zu sorgen.
  5. Die meisten Frauen gebären in der Rückenlage, die die Dammregion stark belastet. In der Hocke, im Stehen oder im Vierfüßlerstand wird der Damm entlastet. Ebenfalls schonender ist eine Wassergeburt in der Geburtswanne. Das warme Wasser wirkt entspannend und lässt das Gewebe weicher und elastischer werden.

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Datum: 23.11.2020
Autorin: Kristina Regentrop