Blutgerinnungsstörungen: Anzeichen erkennen

Blutgerinnungsstörungen: So erkennen Sie die Anzeichen

Liegt eine Gerinnungsstörung vor, ist die Gerinnung des Blutes entweder zu schwach oder stark ausgeprägt. Doch wie macht sich eine Gerinnungsstörung bemerkbar? Wir zeigen auf, welche Symptome bei welcher Art von Blutgerinnungsstörung auftreten.

Die Blutgerinnung (Hämostase) ist einerseits dafür zuständig, dass im Körper das Blut fließt und alle Organe mit Sauerstoff versorgt werden. Andererseits ist die Gerinnung dafür verantwortlich, dass das Blut nach einer Verletzung verklumpt und Wunden verschlossen werden. Das passiert, indem sich die Blutgefäße an der betroffenen Stelle verengen und sich anschließend Blutplättchen (Thrombozyten) ansammeln. Damit die Blutplättchen auch zusammenkleben, sind Gerinnungsfaktoren notwendig. Der Prozess der Blutgerinnung mit diesen Gerinnungsfaktoren ist sehr komplex. Es muss der richtige Grad gefunden werden, um das Blut sowohl flüssig zu halten und als auch schnell in feste Bestandteile zu verwandeln.

Was ist eine Blutgerinnungsstörung?

Nicht bei jedem Menschen funktioniert die Hämostase, oder Blutgerinnung, einwandfrei. Dann liegt eine Gerinnungsstörung vor. Unterschieden wird zum Beispiel zwischen einer erhöhten Gerinnungsneigung (Thrombophilie) oder einer erhöhten Blutungsneigung (Hämophilie). Ersteres stellt ein erhöhtes Thromboserisiko dar, weil zu wenig gerinnungshemmende Stoffe im Blut vorhanden sind. Dadurch können sich gefährliche Blutgerinnsel bilden, die Schlaganfälle oder Herzinfarkte verursachen können. Bei der Hämophilie, also der erhöhten Blutungsneigung, hingegen bluten Patienten deutlich länger. Dementsprechend dauert es, bis sich die Wunden verschließen und Blutungen durch natürliche Gerinnung stoppen. Gerade bei einer Operation kann eine Blutungsneigung gefährlich sein. Die Bluterkrankheit ist eine der bekanntesten Blutgerinnungsstörungen. Betroffene dieser Form der Hämophilie leiden selbst nach kleinsten Verletzungen unter lang anhaltenden Blutungen.

Ursachen für Blutgerinnungsstörungen

Blutgerinnungsstörungen können genetisch oder aufgrund von bestimmten Risikofaktoren entstehen. Fehler im Erbgut können dazu führen, dass Blutgerinnungseiweiße nicht vorhanden oder intakt sind. Auch eine Einnahme von Medikamenten, Erkrankungen des Immunsystems oder eine Krebserkrankung können die Entstehung einer Gerinnungsstörung begünstigen. Faktoren, die sich ebenfalls auf das Risiko der Entstehung von Blutgerinnungsstörungen auswirken, sind unter anderem:

Symptome einer Blutgerinnungsstörung

Die Anzeichen einer Gerinnungsstörung hängen davon ab, welche Störung der Gerinnung vorliegt und wie stark diese ausgeprägt ist. Ist die Störung schwach, bemerken Betroffene in der Regel keinerlei Beschwerden.

Eine verstärkte Blutgerinnung (Thrombophilie) verursacht meistens erst dann Beschwerden, wenn sich bereits ein Blutgerinnsel gebildet hat. Eine solche Störung betrifft meistens die Beine und äußert sich durch folgende Anzeichen:

  • Schwellung der Beine und Füße
  • Schmerzgefühl in Beinen und Füßen
  • Schmerzen in den Beinen. Bei Hochlagerung der Beine nehmen in der Regel die Beschwerden ab.
  • Rötliche oder bläuliche Verfärbungen der Haut

Da der Verdacht einer Thrombose naheliegt, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine Thrombose kann unter anderem zu einem Schlaganfall führen oder sich zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie entwickeln. Neben Ihrer Blutgerinnungsstörung können noch weitere Risikofaktoren Erkrankungen wie eine Thrombose begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel die Einnahme von Hormonpräparaten wie die Pille, Bettlägerigkeit, Bewegungsmangel, Erkrankungen wie eine Herzschwäche oder eine Gefäßwandverengung.

Besteht eine verringerte Blutgerinnung (Hämophilie), wie etwa bei der Bluterkrankheit, können diese Beschwerden auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Häufiges Nasenbluten
  • Zahnfleischbluten
  • Blut im Stuhl oder im Urin
  • Starke Regelblutung

Blutgerinnungsstörungen: Medikamente zur Behandlung

Die Behandlung richtet sich individuell nach der jeweiligen Blutgerinnungsstörung. Beispielsweise erhalten Patienten mit einer verringerten Blutgerinnung regelmäßig Injektionen oder Medikamente mit den fehlenden Gerinnungsfaktoren. Betroffene sollten außerdem darauf achten, Blutungen bestmöglich zu vermeiden. 

Wer eine zu starke Blutgerinnung hat, kann verschiedene blutverdünnende Medikamente mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure oder Heparin einnehmen. Bei Risikosituationen wie bei einem Langstreckenflug sollten Betroffene Kompressionsstrümpfe tragen und regelmäßig die Beine durch bestimmte Venengymnastik entlasten.

Blutgerinnungsstörung in der Schwangerschaft

Besonders während und kurz nach der Schwangerschaft erhöht sich bei Frauen das Risiko für Blutgerinnungsstörungen. Blutgerinnsel oder Blutungen sind während dieser Zeit keine Seltenheit. Klären Sie bei Symptomen von Gerinnungsstörungen unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob Gefahr für Sie oder den Fötus besteht.

Bei etwa 25 Prozent aller Schwangerschaften kommt es im ersten Drittel zu Blutungen. Für gewöhnlich treten solche leichten Blutungen in den ersten Schwangerschaftsmonaten zu den Zeiten auf, wenn Sie normalerweise Ihre Regelblutungen gehabt hätten. Erhöht sich die Blutungsneigung während der Schwangerschaft aber stark und treten Blutungen häufig und schwer auf, sollten Sie schnellstmöglich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen. Solche Blutungsneigungen können mitunter Anzeichen für problematische Schwangerschaftsverläufe sein.

Schwangere Frau steht in einem sonnigen Getreidefeld© Amy Humphries / Unsplash
Schwangere Frauen haben ein erhöhtes Risiko für eine Blutgerinnungsstörung.

Gerinnungsstörungen als Krankheit

Bluterkrankheit

Die wohl bekannteste Krankheit im Zusammenhang mit Blutgerinnungsstörungen ist die Bluterkrankheit. Patienten, die an der Krankheit leiden, neigen zu starken Blutungen, die Gerinnung des Blutes und somit der Wundverschluss funktionieren nicht normal und sie bekommen häufig und schnell blaue Flecken. An der Bluterkrankheit erkranken fast ausschließlich Jungen und Männer. Ursache der Krankheit ist ein genetischer Defekt auf dem X-Chromosom. Da Männer ein XY-Chromosomenpaar haben, macht sich ein Defekt auf dem X-Chromosom, der Blutgerinnungsstörungen auslöst, als Bluterkrankheit bemerkbar. Frauen hingegen verfügen über ein XX-Chromosomenpaar. Ist eines der X-Chromosomen mit Erbinformationen für die Auslösung der Bluterkrankheit kompromittiert, kann das andere X-Chromosom den Defekt ausgleichen. Frauen können die Hämophilie also vererben und an ihre Töchter und Söhne weitergeben, die Krankheit bricht aber nur bei den männlichen Nachkommen aus.

Faktor-V-Leiden

Eine weitere, verbreitete Form einer Blutgerinnungsstörung ist das Faktor-V-Leiden oder auch Faktor-5-Leiden, bei der das Blut schneller gerinnt. Die Folge: Das Risiko einer Thrombose ist deutlich erhöhter als bei Menschen ohne Gerinnungsstörung. Diese Form der Gerinnungsstörung ist auf eine Genveränderung zurückzuführen. Die Schwere der Störung hängt von der Vererbung ab und ob das veränderte Gen dementsprechend von einem oder gar von beiden Elternteilen weitergegeben wird. Menschen, die das veränderte Gen auf einem Chromosom haben, haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Thromboserisiko. Ist die Genveränderung jedoch auf beiden Chromosomen vorhanden, sprechen Mediziner von einem 60- bis 80-fach erhöhten Thromboserisiko.

Mehr dazu hier: Faktor-V-Leiden-Mutation: Symptome und Behandlung >>

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