
Sexuelle Identitäten sind vielfältig und facettenreich. Durch den Begriff der „sexuellen Identität“ wird Sexualität als wesentlicher Aspekt des Selbst einer Person beschrieben. Sexuelle Identitäten prägen Menschen also, machen sie zu dem, was sie sind und beeinflussen Erfahrungen, Denken und Handlungen.
Mit der Abkürzung LSBTIQ* wird versucht, alle nicht heterosexuellen Identitäten zusammenzufassen. Die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, Inter-Menschen und queere Personen. Das Sternchen ist Stellvertreter für alle anderen sexuellen Identitäten.
Eine dieser Identitäten hinter dem Sternchen ist die Asexualität. Im englischen Sprachraum wird übrigens die Abkürzung LGBTQIA+ verwendet, wo das „A“ für asexuelle Menschen steht.
Asexualität: Was ist das?
Asexualität ist eine sexuelle Identität, die sich durch ein sehr geringes oder fehlendes sexuelles Verlangen gegenüber anderen Menschen auszeichnet. Für asexuelle Menschen ist fehlendes sexuelles Verlangen und sexuelle Anziehung zu anderen aber kein negativer, belastender Aspekt. Es ist für sie normal. Sie verspüren keinen Leidensdruck.
- Liebe und tiefe, intime Zuneigung können asexuelle Menschen trotzdem empfinden. Für sie existiert nur keine Verbindung zwischen Liebe und Sex. In Beziehungen spielt Sex daher keine oder nur eine verschwindend kleine Rolle für asexuelle Personen.
Asexualität hat nichts mit Abneigung gegenüber Sex oder Ekel davor zu tun. Sex hat nur keine Bedeutung für asexuelle Menschen. Diese Bedeutungslosigkeit ist keine aktive Entscheidung. Menschen entscheiden sich nicht, asexuell zu sein. Wer sich gegen Sex entscheidet, praktiziert Askese, Zölibat oder andere Formen der Enthaltsamkeit. Asexualität hingegen ist eine natürliche, normale Ausprägung sexuellen Verlangens – nur dass die Menge des Verlangens eben Null oder annähernd Null ist.
Asexualität als Spektrum
Es gibt viele verschiedene Formen der Asexualität, in denen sexuelle Anziehung mitunter vom Kontext abhängig ist, nur dann entsteht, wenn die Anziehung erwidert wird oder mit der Zeit abnimmt. Diese Übersicht ist keinesfalls als vollständig zu verstehen:
- Grausexualität: Grausexuelle Menschen erleben nur selten oder unter bestimmten Umständen sexuelles Verlangen oder Anziehungskraft.
- Demisexualität: Demisexuelle Menschen erleben sexuelles Verlangen oder Anziehungskraft nur gegenüber Menschen, zu denen sie eine enge emotionale Bindung aufgebaut haben.
- Aceflux: Acefluxe Menschen erleben Fluktuationen in ihrer sexuellen Orientierung, wobei sie sich manchmal asexuell und manchmal sexuell orientiert fühlen können.
- Fraysexualität: Fraysexuelle Menschen erleben sexuelles Verlangen oder Anziehungskraft, das mit der Zeit abnimmt, wenn sie eine enge emotionale Bindung zu einer Person aufbauen.
Wie stelle ich fest, ob ich asexuell bin?
Sexuelle Identität ist etwas, was jeder Mensch mit sich selbst ausmachen muss. Um die eigenen Gefühle besser verstehen zu können, können Sie sich gezielte Fragen stellen. Je nachdem wie Ihre Antworten darauf sind – und was Sie tief in Ihrem Inneren spüren und für wahr halten – können Sie feststellen, ob sie asexuell sind.
- Verspüren Sie sexuelles Verlangen?
- Wie oft und in welchen Situationen spüren Sie sexuelles Verlangen?
- Ist Ihnen Sex wichtig?
- Genießen Sie Sex?
- Hätten Sie auch Sex, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin ihn nicht initiieren würde?
- Fällt Ihnen sexuelle Enthaltsamkeit leicht?
- Welche Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie jemand anderen sexuell anziehend finden?
Gibt es einen Grund für Asexualität?
Asexualität ist eine normale sexuelle Ausprägung beim Menschen. Es gibt keinen bekannten „Grund“ oder eine Ursache, die Menschen asexuell macht – genauso wenig wie es Gründe gibt, dass Menschen heterosexuell sind.