Wenn Schuppenflechte auf die Psyche schlägt

Unter Schuppenflechte (Psoriasis) leidet oft nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. Die chronische Hautkrankheit kann das Risiko für Depressionen erhöhen. Deshalb ist es wichtig, körperliche und seelische Signale zu verstehen. Eine ganzheitliche dermatologische Behandlung kann Psoriasis gut eindämmen.

Frau versunken© Pexels/Liza Summer
Auf Dauer niedergeschlagen – Schuppenflechte erhöht das Risiko für Depressionen.

Rote, silbrig schuppende Stellen an Ellenbogen, Händen oder Knien, dazu Brennen oder Juckreiz: Viele Menschen mit Psoriasis leiden nicht nur unter den eigentlichen Symptomen, sondern erleben zusätzlich Schamgefühle und Ausgrenzung. Die entzündlichen schuppenden Stellen auf der Haut, Plaques genannt, können auch hinter den Ohren, auf der Kopfhaut oder an den Füßen auftreten und lassen sich nicht immer verbergen. Für Stress sorgt zusätzlich das Auf und Ab des Krankheitsverlaufs, denn Psoriasis tritt in Schüben auf, die schwer vorhersehbar sind.

Nicht nur der Körper leidet

Dr. Dagmar Wilsmann-Theis Leiterin der Psoriasis-Spezialsprechstunde am Universitätsklinikum Bonn kennt die mentalen Beschwerden, die Schuppenflechte mit sich bringt: „Dazu gehören schlechter Schlaf etwa auf Grund des Juckreizes, aber auch Therapien, die nicht wirken oder sehr zeitaufwendig sind, oder die ständige Angst vor einer neuen Welle.“

Die Ursachen von Psoriasis sind bis heute nicht hundertprozentig geklärt. Zwar gibt es eine erbliche Anlage, sie führt aber nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit. Stress und andere psychische Belastungen zählen zu den Triggern, die Krankheitsschübe auslösen können.

Ausgrenzung und Rückzug  

Obwohl Psoriasis nicht ansteckend ist, löst die Hautsymptomatik häufig Ablehnung hervor. Auch Fragen und Blicke sind vielen Betroffenen unangenehm. Oft fällt es ihnen schwer, die Symptome zu erklären, denn die Erkrankung ist sehr komplex. „Am meisten belasten die Betroffenen die ablehnenden Reaktionen durch ihr Umfeld“, bestätigt Dr. Wilsmann-Theis. „Viele von ihnen entwickeln durch diese Stigmatisierung eine sogenannte Selbststigmatisierung, was zur Folge hat, dass sie zunehmend andere meiden. Sie ziehen sich irgendwann sogar vor denen zurück, die sie und ihre Erkrankung akzeptieren, wie der Partner oder die eigene Familie. Ihr Selbstwertgefühl sinkt extrem. Sogar Depressionen können sich entwickeln.“

Depressionen sind nicht die einzige mögliche Begleiterkrankung von Psoriasis. Etwa ein Drittel der Psoriasis-Patienten entwickelt eine Psoriasis-Arthritis, die schlimmstenfalls zu Gelenkzerstörung führen kann. Andere häufige Begleiterkrankungen sind Adipositas, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Gefäßentzündungen. Auch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle ist bei Psoriasis höher.

Schuppenflechte und Psyche

Menschen mit unbehandelter Schuppenflechte sind also physisch und psychisch gefährdet. Dr. Wilsmann-Theis verfolgt deshalb einen ganzheitlichen Behandlungsansatz: „Im Alltag kann Achtsamkeit helfen, die Psyche im Gleichgewicht zu halten. Außerdem offen gegenüber anderen mit der Erkrankung umgehen, lernen, sie zu akzeptieren und mit ihr zu leben. Dabei kann ein intaktes soziales Umfeld helfen, aber auch eine Selbsthilfegruppe oder eine Psychotherapie.“ Regionale Selbsthilfegruppen betreibt beispielsweise der Deutsche Psoriasis Bund e.V.

Neben der Psyche spielt in der Psoriasis-Therapie auch die Ernährung eine wichtige Rolle. „Betroffene sollten auf Normalgewicht achten und sich möglichst fett-, zucker- und fleischarm ernähren mit viel Gemüse, Fisch und Obst“, erklärt Dr. Wilsmann-Theis. Außerdem rät die Medizinerin: „Auf Alkohol möglichst verzichten! Alkohol kann genauso wie Rauchen die Psoriasis triggern.“

Die Behandlung von Schuppenflechte richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, der zu Beginn der Therapie ermittelt wird. Dazu wird untersucht, wie viele Körperstellen von der Schuppenflechte betroffen sind. Auch das psychische Wohlbefinden spielt eine wichtige Rolle, der Schweregrad erhöht sich mit den psychischen Symptomen der Psoriasis. Sie können je nach Persönlichkeit und Lebenssituation unterschiedlich ausgeprägt sein.

Der Besuch beim Dermatologen lohnt sich

Die psychische Situation hängt stark mit der Hautsymptomatik zusammen. Je unsichtbarer die Schuppenflechte ist, desto besser fühlen sich die meisten Betroffenen. Auch milde Symptome sollten deshalb mit Salben und Cremes behandelt werden. In manchen Arztpraxen können Patienten zudem regelmäßige Termine für eine Bestrahlung mit UV-Licht wahrnehmen.

Basismedikamente sind der nächste Schritt in der Behandlung. Sie hemmen die Immunreaktion, die bei Psoriasis-Patienten übersteuert ist. Weil das Immunsystem körpereigene Gewebe wie gefährliche Eindringlinge einordnet, löst es Entzündungen aus, die zu einer beschleunigten Teilung der Hautzellen führen. Die sichtbaren Symptome der Krankheit beginnen also im Körperinneren.

„Bei mittelschweren und schweren Formen ist eine regelmäßige und dauerhafte medikamentöse Einstellung mit Systemtherapien, zu denen auch die gut wirksamen Biologika gehören, anzuraten“, erläutert Dr. Wilsmann-Theis. Biologika sind biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe, die gezielt in die Immunreaktion eingreifen und Antikörper blockieren, die für die Entzündung verantwortlich sind. Durch regelmäßige Injektionen von Biologika können viele Psoriasis-Patienten beschwerdefrei leben.