
- Was sind rezeptfreie Antidepressiva und wie wirken sie?
- Welche Wirkstoffe sind in rezeptfreien Antidepressiva enthalten?
- Wie wirksam sind rezeptfreie Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen?
- Welche Nebenwirkungen können rezeptfreie Antidepressiva haben?
- Für wen sind rezeptfreie Antidepressiva geeignet und für wen nicht?
- Welche Alternativen zu rezeptfreien Antidepressiva gibt es?
Was sind rezeptfreie Antidepressiva und wie wirken sie?
Rezeptfreie Antidepressiva, auch Over-the-counter (OTC) Antidepressiva genannt, sind Medikamente, die ohne Rezept in Apotheken erhältlich sind. Sie werden häufig als pflanzliche Alternativen zu verschreibungspflichtigen Antidepressiva beworben und sollen leichte bis mittelschwere Depressionen lindern.
Welche Wirkstoffe sind in rezeptfreien Antidepressiva enthalten?
Rezeptfreie Antidepressiva enthalten zwei verschiedene Wirkstoffgruppen:
1. Pflanzliche Wirkstoffe
- Johanniskraut: Der bekannteste und am meisten untersuchte pflanzliche Wirkstoff in rezeptfreien Antidepressiva ist Johanniskraut. Extrakte aus den Blütenknospen der Johanniskrautpflanze (Hypericum perforatum) sollen stimmungsaufhellend wirken und depressive Symptome lindern.
2. Synthetische Wirkstoffe
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): In einigen rezeptfreien Antidepressiva sind niedrig dosierte SSRI enthalten. SSRI sind eine Klasse von verschreibungspflichtigen Antidepressiva, die die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn hemmen. Serotonin ist ein Botenstoff, der eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Stimmung spielt.
- Andere synthetische Wirkstoffe: Vereinzelt sind in rezeptfreien Antidepressiva auch andere synthetische Wirkstoffe enthalten, die die Stimmung beeinflussen sollen. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Wirkstoffe sind aber oft nicht ausreichend belegt.
Wie wirksam sind rezeptfreie Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen?
Die Wirksamkeit von rezeptfreien Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen ist umstritten und wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.
Studien zur Wirksamkeit von Johanniskraut, dem Hauptwirkstoff in vielen rezeptfreien Antidepressiva, erbrachten teils widersprüchliche Ergebnisse:
- Einige Studien zeigten eine leichte stimmungsaufhellende Wirkung bei leichten bis mittelschweren Depressionen.
- Andere Studien konnten keinen signifikanten Unterschied zwischen Johanniskraut und Placebo feststellen.
- Die Qualität und Methodik der Studien waren zum Teil nicht ausreichend.
Synthetische Wirkstoffe in niedriger Dosierung, wie SSRI, könnten bei leichten Depressionen wirksam sein. Die Datenlage ist aber noch begrenzt und es fehlen Langzeitstudien, die Wirksamkeit ist geringer als die von verschreibungspflichtigen Antidepressiva in höherer Dosierung.
Welche Nebenwirkungen können rezeptfreie Antidepressiva haben?
Obwohl rezeptfreie Antidepressivagemeinhin als sicher gelten, können Substanzen wie Johanniskraut, Omega-3-Fettsäuren oder S-Adenosylmethionin (SAMe) bei einigen Personen zu unerwünschten Reaktionen führen. Dazu zählen beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Besonders bei Johanniskraut ist Vorsicht geboten, da es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auslösen kann, was die Wirksamkeit dieser Medikamente beeinträchtigen oder zu erhöhten Nebenwirkungen führen kann. Es ist wichtig, vor der Einnahme solcher Präparate ärztlichen Rat einzuholen, insbesondere wenn bereits andere Medikamente eingenommen werden oder bestimmte gesundheitliche Bedingungen vorliegen.
Für wen sind rezeptfreie Antidepressiva geeignet und für wen nicht?
Rezeptfreie Antidepressiva können für einige Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen eine sinnvolle Ergänzung zur Psychotherapie sein. Sie sollten aber nicht als Ersatz für eine professionelle Diagnose und Behandlung von Depressionen angesehen werden.
Folgende Personen könnten von rezeptfreien Antidepressiva profitieren:
- Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen, die keine Lust auf eine Psychotherapie haben oder diese nicht sofort in Anspruch nehmen können.
- Menschen, die neben einer Psychotherapie eine zusätzliche Unterstützung ihrer Stimmung wünschen.
- Menschen, die verschreibungspflichtige Antidepressiva aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen oder einnehmen möchten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass rezeptfreie Antidepressiva nicht für jeden geeignet sind.
Sie sollten nicht eingenommen werden von:
- Schwangere und Stillende
- Menschen mit bestimmten Erkrankungen, z. B. Leber- oder Nierenerkrankungen
- Menschen, die andere Medikamente einnehmen, da es zu Wechselwirkungen kommen kann
- Menschen mit schweren Depressionen

Welche Alternativen zu rezeptfreien Antidepressiva gibt es?
Es ist wichtig zu beachten, dass Depressionen eine ernstzunehmende Erkrankung sind und eine professionelle Behandlung erfordern. Rezeptfreie Antidepressiva sollten nicht als Ersatz für eine professionelle Diagnose und Behandlung angesehen werden. Neben rezeptfreien Antidepressiva gibt es verschiedene andere Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen, die einzeln oder in Kombination angewendet werden können:
1. Psychotherapie
Die Psychotherapie ist die wichtigste Säule der Behandlung von Depressionen. Es gibt verschiedene Formen der Psychotherapie, die bei Depressionen wirksam sein können, z. B. kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und interpersonale Therapie (IPT).
2. Verschreibungspflichtige Medikamente
Verschreibungspflichtige Antidepressiva können bei mittelschweren bis schweren Depressionen sehr wirksam sein.
3. Andere Behandlungsmöglichkeiten
- Transkranielle Magnetstimulation (TMS): TMS ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, bei der Magnetfelder zur Stimulierung von Nervenzellen im Gehirn eingesetzt werden.
- Achtsamkeitsbasierte Therapien: Achtsamkeitsbasierte Therapien wie z. B. Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) können Ihnen helfen, Stress abzubauen und Ihre Stimmung zu verbessern.
- Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome von Depressionen lindern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann sich positiv auf Ihre Stimmung und Ihre Energie auswirken.
- Soziale Kontakte: Soziale Kontakte und Unterstützung durch Freunde und Familie können bei Depressionen sehr wichtig sein.