
Paranoide Gedanken hat jeder Mensch von Zeit zu Zeit. Wenn wir der willkürlichen Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft einer fremden Person nicht „über den Weg trauen“ oder uns am Ende des Tages immer noch über eine beiläufige Bemerkung eines Kollegen wundern und darin nach versteckten, bösen Absichten suchen, dann sind das nichts anderes als paranoide Gedanken.
Für einen kleinen Teil der Bevölkerung sind Paranoia aber alltäglich. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 2,5 Prozent der Bevölkerung an einer paranoiden Persönlichkeitsstörung leidet. Was das wirklich bedeutet, wo Paranoia herkommt und was gegen Paranoia unternommen werden kann, erfahren Sie hier.
Was bedeutet Paranoia?
Paranoia bezeichnet im engeren Sinne eine psychische Störung, in deren Mittelpunkt Wahnvorstellungen stehen. Laut internationaler statistischer Klassifikation von Krankheiten (ICD 10. Version) werden Paranoia unter F-22.0 „Wahnhafte Störung“ klassifiziert.
Paranoia beschreiben oft Verfolgungsängste oder Verfolgungswahn. Betroffene leiden an einer verzerrten Wahrnehmung ihrer Umgebung, die sie als feindselig oder sogar bösartig verfolgend interpretieren. Menschen mit Paranoia haben häufig das Gefühl, dass andere sie beobachten, aushorchen oder ihnen folgen.
Je nach Schwere der Wahnvorstellungen können die paranoiden Gedanken zu einem großen Wahnsystem werden. Jetzt spielen Verschwörungstheorien mitunter eine Rolle.
Was ist eine paranoide Persönlichkeitsstörung?
Paranoia können auch ein Symptom ernster zugrundeliegender psychischer Erkrankungen sein. Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn sind Teil des Krankheitsbildes der paranoiden Persönlichkeitsstörung (ICD-F60.0).
Die paranoide Persönlichkeitsstörung (PPS) ist eine tief verwurzelte und andauernde Misstrauenshaltung gegenüber anderen Menschen. Betroffene dieser Störung neigen dazu, die Motive anderer als böswillig oder bedrohlich zu interpretieren, selbst wenn es dafür keine Beweise gibt. Häufige Symptome sind:
- Betroffene reagieren übertrieben stark auf Zurückweisung
- vermeintliche Kränkungen werden lange nachgetragen
- starkes Misstrauen
- starke Eifersucht
- (sexuelle) Treue des Partners oder der Partnerin wird angezweifelt
- Betroffene sind streitsüchtig
- überhöhtes Selbstwertgefühl
Wie entsteht Paranoia?
Ursachen für Persönlichkeitsstörungen sind wahrscheinlich eine Mischung aus verschiedenen Faktoren wie genetischer Veranlagung, Erziehung, Erfahrungen und Traumata, oder individuelle charakterliche Ausprägungen.
Woher paranoide Gedanken kommen, haben Forschende aus Großbritannien untersucht. In einer repräsentativen Umfrage unter 10.000 Teilnehmenden ermittelten sie, wie häufig paranoide Gedanken in der Bevölkerung vorkommen und auch, welche Faktoren dazu beitrugen, dass Menschen Paranoia entwickelten.
Menschen, die unter Paranoia litten, fielen etwa auch durch besonders defensives Verhalten auf, waren also immer in Habachtstellung und warteten nur darauf, ungerecht behandelt zu werden. Auch soziale Ängste wie die Angst vor öffentlichen, menschengefüllten Räumen war ein Faktor für die Ausbildung von Paranoia. Laut Umfrageauswertung hatten paranoide Menschen auch ein negativeres Bild von sich selbst. Selbstwertprobleme scheinen für Paranoia also förderlich zu sein.
Was kann man gegen Paranoia tun?
Die Behandlung der paranoiden Persönlichkeitsstörung erfolgt in der Regel durch Psychotherapie. In einigen Fällen können auch Medikamente eingesetzt werden. Die Therapie ist allerdings kompliziert. Durch übertriebenes Misstrauen und Schwierigkeiten, sich anderen Menschen anzuvertrauen und zu öffnen, kann im Therapiekontext nur schwerlich ein Vertrauensverhältnis zwischen Betroffenen und Therapeuten oder Therapeutinnen entstehen.