Holunderbeeren: Natürliches Antibiotikum – aber das sollten Sie wissen

Seit Jahrhunderten wird der Holunder als Heilpflanze geschätzt. Insbesondere die dunklen Beeren des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) haben in der Volksmedizin einen festen Platz bei der Behandlung von Erkältungen und Grippe. Moderne wissenschaftliche Studien bestätigen nun viele der traditionellen Anwendungen. Doch trotz ihrer vielversprechenden Wirkung als natürliches Antibiotikum gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten, bevor man zur Holunderbeere greift.

Holunderbeeren enthalten eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen.© iStock/AGfoto
Holunderbeeren enthalten eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen.

Die Kraft der Holunderbeere

Holunderbeeren sind wahre Nährstoffbomben. Sie enthalten eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen, darunter Vitamin C, Vitamin B6, Magnesium, Kalium, Phosphor und Eisen. Besonders wertvoll sind die in den Beeren enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, die Polyphenole. Diese besitzen antivirale, immunstärkende und entzündungshemmende Eigenschaften. In den Holunderblüten finden sich vor allem Flavonoide, während die Beeren zusätzlich Anthocyane enthalten. Diese Antioxidantien schützen die Körperzellen vor schädlichen Oxidationsprozessen, die bei Entzündungen und Erkältungserkrankungen auftreten.

Holunderbeeren: So wirkt das natürliche Antibiotikum

Aktuelle Forschungen an der Universität Sydney haben gezeigt, dass Holunderbeeren eine starke antivirale Wirkung gegen Grippeviren haben. Sie hemmen die Infektion in einem frühen Stadium, indem sie bestimmte Proteine des Virus blockieren, die der Erreger benötigt, um sich an Körperzellen anzuheften und in sie einzudringen.

Darüber hinaus stimuliert Holunder die Körperzellen zur Freisetzung bestimmter Botenstoffe, sogenannter Zytokine. Diese koordinieren die Arbeit des Immunsystems und ermöglichen eine effizientere Bekämpfung der Eindringlinge. Die Fähigkeit des Holunders, den Virenzyklus in mehreren Stadien der Erkrankung zu blockieren, erhöht seine Wirksamkeit als natürliches Antibiotikum.

Klinische Studien bestätigen die Wirkung

Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studie untersuchte die Wirkung von Holunderbeeren bei Flugreisenden. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Die Supplementation mit Holunderbeeren verkürzte die Erkältungsdauer signifikant und verringerte die Symptome. Im Vergleich zur Placebogruppe litten die Teilnehmer, die den Holunderbeerextrakt einnahmen, weniger unter Symptomen wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen.

Vorsicht bei rohem Verzehr

Trotz ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften sollten Holunderbeeren nicht roh verzehrt werden. Sie enthalten den Giftstoff Sambunigrin, der zu Bauchschmerzen und Durchfall führen kann. Dieser Giftstoff wird in unserem Körper in Blausäure umgewandelt. Um das Gift unschädlich zu machen, müssen die Beeren auf über 80 Grad Celsius erhitzt werden. Es ist wichtig zu betonen, dass Sambunigrin ein relativ schwaches Gift ist. Ein paar rohe Beeren vom Strauch rufen bei gesunden Erwachsenen in der Regel keine Symptome hervor. Dennoch sollten empfindliche Personen und Kinder ganz auf den Rohverzehr verzichten.

Richtige Anwendung und Zubereitung von Holunderbeeren

Nach der Hitzebehandlung ist das Sambunigrin abgebaut und die Holunderbeeren sind nicht mehr schädlich. In der Küche wird Holunder üblicherweise dampfentsaftet (45-60 Minuten bei ca. 100 °C). Der so gewonnene Saft und daraus hergestellte Produkte wie Gelees, Suppen oder Liköre können bedenkenlos genossen werden. Besonders in der Erkältungszeit ist selbst gemachter Holundersaft aufgrund seines hohen Vitamin-C-Gehalts ein beliebtes Hausmittel.