Wir alle haben vor irgendwas einmal Angst – und theoretisch können wir uns vor jegliche Situation fürchten. Sei es der Besuch beim Zahnarzt, Spinnen oder eine bevorstehende Prüfung. Grundsätzlich ist Angst zu empfinden, auch nichts Verkehrtes. Denn sie ist ein alter Schutzmechanismus, der uns vor Gefahr warnt. Körperlich macht sich Angst durch Herzklopfen, einen beschleunigten Puls, eine schnellere Atmung, erweiterte Pupillen und angespannte Muskeln bemerkbar. Sobald wir uns nicht mehr in einer solchen Situation befinden, normalisiert sich unser Zustand.
Was ist eine Angststörung?
Weicht allerdings nicht die Furcht oder belasten Ängste dauerhaft Ihre Gefühlswelt, dann kann es zu einer ernsthaften Angststörung kommen. Darunter versteht man eine übersteigerte, vielfältige Angst vor bestimmten Situationen oder Orten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (gdppn) leiden rund 15 Prozent der Bevölkerung unter Angststörungen. Hierzulande gehört sie zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Betroffenen die Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin oder Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten. Im Gespräch mit der gdppn sagt Professor Borwin Bandelow von der Deutschen Gesellschaft für Angstforschung, dass bei 50 Prozent der Betroffenen die Erkrankung vererbbar ist. Den übrigen Teil machen psychosoziale Faktoren aus. Dazu gehören belastende Lebensereignisse, psychische Erkrankungen oder auch Stress.
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Video: So überwinden Sie Angstgefühle
Angststörung: Panikattacken treten häufig auf
Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen: Zu den häufigsten Arten gehören eine Panikstörung, Platzangst, soziale Phobien oder spezifische Phobien zum Beispiel vor Spritzen oder vor dem Fliegen. Möglich ist auch eine generalisierte Angststörung, bei der Sie eine dauerhafte Anspannung, Unruhe und Furcht verspüren.
Eine Angststörung kann zu regelmäßigen Panikattacken führen, die starkes Unbehagen und Furcht auslöst. Körperlich äußert sich diese wie folgt:
- Betroffene fangen an zu zittern,
- bekommen Herzklopfen,
- haben Atemnot,
- einen beschleunigten Puls
- und verspüren Übelkeit oder Unwohlsein.
Eine solche Panikattacke dauert in der Regel meistens einige Minuten und höchstens eine halbe Stunde. Sie vergeht von allein. Doch was können Betroffene tun oder sich verhalten, wenn eine Panikattacke aufkommt?
3 SOS-Tipps bei Panikattacken
- Achten Sie auf Ihre Atmung: Betroffene neigen bei einer Panikattacke dazu, schnell und flach zu atmen. Nehmen Sie stattdessen ein paar tiefe Atemzüge und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Auch hilft es, die Atemzüge zu zählen, um sich zu beruhigen. Um eine Hyperventilation zu vermeiden, können Sie auch für ein paar tiefe Atemzüge in eine Tüte atmen.
- Machen Sie ein paar Entspannungsübungen: Bewährt hat sich zum Beispiel progressive Muskelentspannung, bei der Sie einzelne Partien bewusst an- und wieder entspannen.
- Lenken Sie sich ab: Um gedanklich von der Angst loszukommen, hilft es, sich abzulenken. Hören Sie zum Beispiel Musik. Oder fokussieren Sie sich mit Ihren Sinnen auf Ihre Umgebung. Was hören Sie gerade? Welcher Geruch steigt Ihnen in die Nase?
Diese Verhaltensmuster sind typisch bei einer Angststörung
Neben einer Panikattacke, welche durch die Angststörung ausgelöst wird, gibt es noch weitere Indikatoren, die für eine Angststörung sprechen. Bestimmte Verhaltensmuster können demnach Hinweise auf eine Angststörung geben:
- Ihre Gedanken kreisen ständig um Ihre Angst oder um Dinge, die Ihnen Furcht bereiten.
- Ihr Alltag wird durch Ihre Angst eingeschränkt: Sie vermeiden bewusst Orte oder Situationen, wie zum Beispiel Aufzüge oder Veranstaltungen mit Menschenmassen.
- Sie fühlen sich depressiv.
- Sie versuchen Ihre Ängste mit Alkohol oder anderen Drogen zu bekämpfen.
Wichtig: Eine Angststörung kann anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Phobien oder Zwangsstörung ähneln oder in Kombination mit diesen auftreten. Um daher genau festzustellen, ob es sich bei Ihnen um eine Angststörung handelt, sollten Sie sich in die fachlichen Hände eines Psychologen begeben.
Was hilft bei einer Angststörung?
Es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, um eine Angststörung in den Griff zu bekommen. Neben einer Psychotherapie können Sie einige Dinge selbst in die Hand nehmen. Dazu gehört zum Beispiel regelmäßige körperliche Aktivität und Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder Meditation. Bei einer akuten Panikattacke hilft die bewährte 4-6-8-Methode. Bei dieser Atemtechnik atmen Sie vier Sekunden ein, halten Ihre Luft für sechs Sekunden an und atmen acht Sekunden wieder aus. Auch hilft es, sich bei einer Panikattacke bestmöglich abzulenken. Fokussieren Sie sich auf Ihre Außenwelt. Sprechen Sie mit jemanden oder zählen Sie in Gedanken Gegenstände auf, die beispielsweise dieselbe Farbe oder Form haben.
Hier finden Betroffene Hilfe
Sie haben das Gefühl, von einer Angststörung betroffen zu sein? Dann sollten Sie sich ärztliche Unterstützung holen. Suchen Sie einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie auf. Im Netz finden Sie verschiedene Hilfs- und Informationsangebote.
- Deutsche Angst-Hilfe e.V. (DASH): www.angstselbsthilfe.de
- Online Therapie Invirto
- Online Programm Velibra