
Es geschieht ganz unbewusst: In Sekunden-schnelle fällen wir bei der ersten Begegnung mit anderen Menschen ein Urteil. Entscheiden, ob wir diese Person mögen oder nicht. Auftreten, Gesicht, Mimik, Körpersprache, Stimme – aus all diesen flüchtigen Eindrücken formen wir ein Bild des Gegenübers. Spontan und intuitiv.
Manche schauen genauer hin. Scannen die Form der Ohren, die Höhe der Wangenknochen, die Struktur der Stirnfalten und lesen damit in Gesichtern wie in einem Buch. Physiognomik-Forscher wollen damit eine Verbindung von den äußeren Merkmalen eines Gesichts zu den Charaktereigenschaften ziehen. „Ausspähungskunde des Inneren“, nannte das der Philosoph Immanuel Kant (1724–1804).
Das Versprechen der Physiognomiker: Wer die Signale des Gesichts lesen kann, erkennt die Eigenheiten eines Menschen und kann diese deuten. Klingt erst mal prima: Da wüssten wir ja sofort, ob der Makler die Wahrheit sagt. Oder ob die Urlaubsliebe wirklich so romantisch veranlagt ist, wie es beim Sonnenuntergang am Strand den Anschein hatte. Oder ob die neue Kollegin eine Freundin werden könnte.
Sollte das Gesichterlesen wirklich so einfach sein? „Mit etwas Übung haben Sie ganz unmittelbar die Stärken vor Augen, die anderen ins Gesicht geschrieben sind. Sie werden sich selbst und andere besser einschätzen können und seltener unangenehme Überraschungen erleben“, verspricht die Physiognomik-Expertin und Buchautorin Tatjana Strobel.
Was das Gesicht verrät
Dabei beruft sie sich u.a. auf die 2000 Jahre alte Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, die drei Bereiche im Gesicht unterscheidet: die Stirn, die mittlere Gesichtspartie von den Augen bis zur Nase und die untere Gesichtspartie mit Mund, Kiefer und Kinn.
Die Stirn repräsentiert demnach Geist und Intellekt, der mittlere Bereich symbolisiert die Seele, die untere Partie den Körper. Ein ausgewogenes Verhältnis aller drei Bereiche gilt als Zeichen für Harmonie. Wirkt dagegen eine Partie besonders ausgeprägt, soll dies auf die Dominanz bestimmter Wesenszüge hinweisen.
Demnach würde ein markantes Kinn auf eine Neigung zum kurz entschlossenen und impulsiven Handeln hindeuten, während ein rundes Kinn einen diplomatischen Menschen kennzeichnen soll. Oder wollen wir das nur glauben, weil solche einfachen Schubladen uns das Einsortieren erleichtern? Auch ohne es zu wollen, lösen bestimmte Merkmale konkrete Assoziationen aus. Häufig bezeichnen wir eine Person als engstirnig oder schmallippig. Schwärmen von sinnlichen, also vollen Lippen oder einer Denkerstirn.
Dass diese Dinge etwas mit den tatsächlichen Eigenschaften der Person zu tun haben könnten, klingt faszinierend – und gleichzeitig wie eine Einladung zu wilden Pauschalurteilen. Demnach hätten alle Menschen mit großen Ohren die gleichen Eigenschaften, nämlich „kreativ, mutig und unternehmungslustig. Sie können andere begeistern und mitreißen, sind zielstrebig und ausdauernd“, wie Tatjana Strobel in ihrem Buch schreibt. Ja, da möchte doch jeder ausschließich Freunde mit markanten Ohren um sich versammeln.
Aber ganz so einfach läuft es nicht. Vielmehr geht es um sachte Tendenzen – und um die Gesamtheit der etwa 330 unterschiedlichen Merkmale eines Gesichts. Hinzu kommen noch die 52 Muskeln unter der Haut, die über 10000 unterschiedliche Gesichtsausdrücke ermöglichen, alle feinen Nuancen miteingerechnet.
Die Mimik
Wer sein Gegenüber richtig erkennen will, schaut nicht nur auf die starren Merkmale, sondern auch auf das Mienenspiel. Denn nicht nur die Form der Augenbrauen ist wichtig – verlaufen sie waagerecht, soll es sich um einen nachdenklichen Charakter handeln –, sondern auch die Dynamik: Hochgezogene Brauen signalisieren Überraschung und Erstaunen, während zusammengezogene Striche von Misstrauen künden. „Unser Gesicht verrät fast alles“, sagt Paul Ekman, Anthropologe, Psychologe und weltweit führender Gesichterforscher, der seit 40 Jahren Gefühle und das ihnen entsprechende Mienenspiel entschlüsselt.
Weite oder enge Pupillen, Stirnfalten, die sich glätten oder wellen, Mundwinkel, die sich heben oder senken: Jede Stimmung bildet sich in minimalen Veränderungen des Gesichts ab, die wir kaum kontrollieren können, sosehr wir uns auch in man- chen Situationen ein Pokerface wünschen. Geübten Mimikforschern entgeht keine Regung.
Besonders aussagekräftig und recht einfach zu lesen sind die Augen: Weit geöffnet signalisieren sie ehrliches Interesse, während kleine Schlitze auf Misstrauen hindeuten. Und wer häufig blinzelt, den Blick abwendet oder in den Augen herumwischt, könnte was zu verbergen haben oder sich unwohl fühlen. Und auch der Glanz in den Augen von Frischverliebten spricht Bände.
Das Leben gräbt sich ganz von selbst ins Gesicht ein.
Der Umgang mit Krisen, unser Grübeln und unser Lachen: Im Laufe der Jahre feilen wir kräftig an den Linien, Kanten und feinen Fältchen in unserem Gesicht mit. Wir runzeln die Stirn, lassen die Mundwinkel nach unten hängen, kneifen die Augen so lange zusammen, bis die senkrechte Zornesfalte einfach nicht mehr verschwinden will. Da hilft nur, öfter mal lockerzulassen und die Muskeln im Gesicht zu entspannen.
Emotionen zeigen und erkennen
Und es geht noch einfacher: Emotionen beeinflussen nicht nur unseren Gesichtsausdruck, auch umgekehrt existiert ein Zusammenhang. Unsere Mimik beeinflusst das emotionale Erleben. So geht es bei der „Facial Feedback“-Methode darum, sich selbst wahrzunehmen, während man den Gesichtsausdruck verändert.
Wer am Schreibtisch öfter mal die Mundwinkel zum Lächeln nach oben zieht, spürt die positive Veränderung: „Ich lächle, also bin ich fröhlich.“ Automatisch stellt sich ein entspannteres Grundgefühl ein – und wir verscheuchen die Griesgram-Falten.
Noch etwas: Wir lernen das genaue Hinschauen bei unseren Mitmenschen. Gute Beobachter registrieren, wie es um jemanden steht, und können empathischer reagieren. Psychologieprofessor Paul Ekman ist sogar überzeugt: „Wer die Gefühle seiner Mitmenschen wahrnimmt, lernt auch die eigenen besser kennen.“ Ein Grund mehr, anderen mal wieder aufmerksam ins Gesicht zu schauen.
So betonen Sie Ihre schönsten Seiten
Ein rundes Gesicht schlanker modellieren
Ein Tupfer Rouge knapp unterhalb der Wangenknochen lässt ein rundliches Gesicht sofort schmaler aussehen. Mit einem dicken Rougepinsel Puderrouge in einem dezenten Farbton von den Wangen schräg nach oben bis zu den Schläfen auftragen, Farbe sanft auslaufen lassen.

Produkte: z.B. Puderrouge „Pure Color Blush“ in neun Farbnuancen von zarten Nudetönen, Roséfarben, Koralle bis zu dunklem Mauve, passend für jeden Hautton. Von Estée Lauder, 7g ca. 38 Euro, ab Oktober erhältlich.
Schmale Lippen üppiger schminken
Mit einem Konturenstift – im Lippenton oder farblos – die Lippenkontur am äußeren Rand nachziehen. Dann den Mund mit Lippenstift ausmalen. Am besten hält die Farbe, wenn Sie sie mit einem Lippenpinsel auftragen, die Lippen kurz auf ein Papiertuch pressen und erneut Farbe aufpinseln. Bei matten Farben einen Tupfer Gloss auf die Lippen geben, das macht sie plastischer und voller. Dunkle Töne lieber meiden, sie verkleinern den Mund.
Produkte: z. B. Konturenstift „Mineral Natural Lip Styler“ von Artdeco, ca. 8,50 Euro; matter Lippen- stift in klassischem Rot „Perfect Moisture Lipstick“ von Isadora (über Douglas), ca. 12 Euro; „Lippen- stift“ von Annemarie Börlind, ca. 10,50 Euro.

Unruhige Teints ebenmäßig retuschieren
Couperose, hektische rote Flecke, kleine Pickelchen und Pigmentstörungen lassen sich mit einem Concealer passend zum Hautton im Handumdrehen kaschieren. Praktisch zum Auftragen sind Stifte mit integriertem Pinsel oder kleinem Applikator. Concealer aus der Tube in Miniklecksen auf die Rötungen tupfen und mit den Fingerspitzen verteilen.
Produkte: z.B. Concealer mit integriertem Pinsel „Abdeckstift Touche Magique“ von L’Oréal Paris, 12 Euro; Concealer mit Applikator „High Cover Concealer“ von Manhattan, ca. 5 Euro; „Toleriane Teint Korrekturstift“ von La Roche- Posay** ca. 12 Euro; Concealer in der Tube „Select Cover Make-up“ von Mac (über Douglas), ca. 19 Euro.
Weichzeichner fürs Gesicht
Um eckige Konturen im Gesicht sanfter erscheinen zu lassen, mit Bronzepuder in zwei Farben arbeiten – helle Farben heben hervor, dunklere Töne nehmen optisch zurück. Auf Stirnmitte, Nasenrücken und Kinn mit einem dicken Pinsel helleren Puder stäuben, mit der dunkleren Nuance die Schläfen und Kinnaußenseiten betonen.

Produkte: z. B. „Designing Duo Bronzing Powder“ in zwei Schattierungen mit Gold- und Perlenpartikeln von Kanebo, ca. 38 Euro; „Rouge-Pinsel“ aus Bergziegenhaar von Dr. Hauschka, ca. 15,50 Euro.
Softe Nasenverkleinerung
Kleine Ablenkungsmanöver sind erlaubt. Wer die Lippen mit einem kräftigen Rotton hervorhebt, lenkt geschickt von der Nase ab. Zusätzliche Verkleinerungsmaßnahme: Hellen Concealer auf dem Nasenrücken auftragen und die Nasenflügel in einem etwas dunkleren Make-up-Ton schminken. Das lässt sie in den Schatten rücken.
Produkte: z.B. mit Pinselapplikator „Natural Concealer“ von Lavera, 6,5 ml ca. 8 Euro; leichtes Make-up-Fluid „Pure Light“ von Yves Rocher*, 30 ml ca. 22 Euro; „Matt Mousse Make-up“ von Catrice, 16 ml ca. 5 Euro
Die Augen größer zaubern
Helle Farben öffnen den Blick. Eventuelle Augenschatten mit einem Concealer aufhellen. Auf dem Oberlid hellen Lidschatten verteilen und einen Tupfer als Glanzlicht direkt unter den höchsten Punkt der Augenbraue setzen.

Toller Kontrast: Die Wimpern mit tiefschwarzer Volume-Mascara tuschen. Für einen klaren Blick am inneren Unterlid einen hellen Kajalstrich ziehen.
Produkte: z.B. cremiger Lidschatten „Beautiful Mineral Eyeshadow“ von Lavera, ca. 8 Euro; pflegende „Mascara“ von Annemarie Börlind, ca. 14 Euro
Augenwinkel liften
Am Unterlid mit einem weichen Kajalstift eine zarte dunkle Linie von außen bis zur Mitte ziehen. Wichtig ist, dass der Kajal nur bis zur Mitte des Auges reicht, so werden die Augenwinkel optisch nach oben „geliftet“. Dann weißen Lidschatten im inneren Augenwinkel und auf dem Oberlid auftupfen, die Wimpern tuschen.
Produkte: z.B. „Kajal Eyeliner“ von Sante in neun Farben, ca. 8 Euro; „Shimmering Eyeshadow with Sunflower and Primrose“ von Korres (über Douglas), ca. 13 Euro