Nach Kritik: Hausärzte verteidigen telefonische Krankschreibung

Seit Dezember 2023 sind telefonische Krankschreibungen bei leichten grippalen Infekten beim Hausarzt möglich. Arbeitgeberverbände kritisieren die telefonische Krankschreibung, da sie hohe Krankenstände verursachen soll. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband verteidigt die telefonische Krankschreibung.

Arzthelferin am Telefon© iStock/Inside Creative House
Seit Dezember 2023 sind telefonische Krankschreibungen beim Arzt möglich. 

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat die telefonische Krankschreibung gegen Kritik von Arbeitgeberseite verteidigt. Aus medizinischer Sicht ist die Einführung mehr als sinnvoll und bisher "eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens", sagte die Bundesvorsitzende des Verbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, der Rheinischen Post. "Sie jetzt abzuschaffen, wäre schlichtweg absurd."

Und auch die Patientenversorgung sei in den kommenden Monaten, in denen das Infektionsrisiko steigt, gefährdet. "Unsere Praxen haben definitiv nicht die Kapazitäten, die Folgen irgendwelcher Scheinlösungen einzelner Politiker auszubaden", sagte die Medizinerin. "Die Unterstellungen, dass sich die Menschen mithilfe der Telefon-AU einen schlanken Fuß machen, können wir aus unserer täglichen Arbeit nicht bestätigen."

Telefonische Krankschreibung: Kritik seitens der Politik

Die Bundesregierung hat beschlossen, im Rahmen ihrer Wachstumsinitiative für die Wirtschaft eine Überprüfung der Maßnahme aufgrund des erhöhten Krankenstands vorzunehmen. Finanzminister Lindner hat kürzlich betont, dass zukünftig wieder eine persönliche ärztliche Untersuchung für die Krankmeldung erforderlich sein wird und eine telefonische Erledigung nicht mehr möglich sein wird. Er möchte niemandem vorwerfen, die Regelung auszunutzen, jedoch besteht bedauerlicherweise eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als effektiver Bürokratieabbau gedacht war. 

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) unterstützt ebenfalls die Abschaffung der Telefon-AU. Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der BDA, betonte, dass man zum bewährten Verfahren zurückkehren solle. Ungerechtfertigte Praktiken von digitalen Geschäftemachern müssten unterbunden werden, um Missbrauch zu verhindern.

Wie kann ich mich telefonisch bei meinem Hausarzt krankschreiben lassen?

Seit Dezember 2023 ist die telefonische Krankschreibung in Deutschland wieder dauerhaft möglich, nachdem diese erstmals während der Corona-Pandemie möglich waren. Hier sind die wichtigsten Informationen zur telefonischen Krankschreibung bei Ihrem Hausarzt:

Voraussetzungen

  • Sie müssen in der Arztpraxis bereits bekannt sein.
  • Es muss sich um eine leichte Erkrankung mit absehbar nicht schwerem Verlauf handeln.
  • Die Entscheidung, ob eine telefonische Krankschreibung möglich ist, liegt beim Arzt.

Ablauf

  • Rufen Sie in Ihrer Hausarztpraxis an und schildern Sie Ihre Symptome.
  • Der Arzt führt eine telefonische Anamnese durch und entscheidet, ob eine Krankschreibung ohne persönliche Untersuchung möglich ist.
  • Bei Zustimmung des Arztes erhalten Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) für bis zu 5 Kalendertage.

Wichtige Hinweise

  • Eine Verlängerung der telefonischen Krankschreibung ist nicht möglich. Für eine Folgebescheinigung müssen Sie die Praxis aufsuchen.
  • Es besteht kein Anspruch auf eine telefonische Krankschreibung. Der Arzt kann Sie bei Bedarf in die Praxis bestellen.
  • Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) wird vom Arzt direkt an Ihre Krankenkasse übermittelt. Sie müssen Ihrem Arbeitgeber nur Bescheid geben, dieser kann die AU bei der Krankenkasse abrufen.