Venen-Trainer im Test

Jeden Monat testet die Vital Redaktion ungewöhnliche Methoden und Produkte, die Gesundheit und Wohlbefinden versprechen. Diesmal: Macht der Venen-Trainer die Beine wirklich fitter.

Vivien Borchert © Ute Mans
Vivien Borchert

Wackel, wackel! Nur knapp halte ich mich auf den Beinen. Ich muss schwer gegensteuern, um nicht vornüberzufallen. Wie Oma auf hoher See. Wieder mal so ein Gerät, das man am besten allein und im Dunkeln ausprobiert, damit man nicht zum Lacher des Jahres wird. Dabei fing alles so harmlos an mit dem knatschblauen Venen-Trainer. Stöpsel raus, kurz in den Trainer pusten, bis das Luftkissen auf fünf Zentimeter Höhe anschwillt, Stöpsel rein, fertig! Nun kommt’s aber: rauf auf das Gummikissen! Doch in der Sekunde, in der ich mit beiden Füßen draufstehe, oder das zumindest versuche, fängt der Balanceakt an – siehe oben. Unter meinem Körpergewicht und bei leicht verzweifelter Haltung senkt sich der Venen-Trainer sofort Richtung Fußspitzen nach vorn. Damit ich nicht auf allen vieren lande, muss ich blitzartig den venengesunden Fitness-Step lernen, für den der Trainer schließlich konstruiert wurde.

„Auf dem Venen-Trainer steppen – das empfinden meine Beine eher als Relax-Programm“


Der geht so: Mit dem rechten Fuß die Luft von der rechten in die linke Kammer drücken. Dabei senkt er sich automatisch, und der linke Fuß schwebt auf der „blauen Wolke“ nach oben. Immer schön gleichmäßig soll die Luft hin- und herfließen. Aha, sobald ich in diesem Rhythmus steppe, hat sich das Problem mit dem Gleichgewicht schnell erledigt. Sinn und Zweck des luftigen Fitness-Trainers ist es, die Wadenmuskulatur so sehr in Wallung zu bringen, dass sie die Klappen im Inneren der Venen aktiviert. Die können dann das Blut gegen die Schwerkraft wieder aus den Beinen hochpumpen zum Herzen. Eigentlich eine feine Sache, um Venenleiden wie Besenreisern oder Krampfadern vorzubeugen. Und eine wirksame „Nachhilfe“ für bereits erkrankte Gefäße. Auch als pfiffiger Reisebegleiter wird das Trimm-Gerät angepriesen, es soll die Venen bei län- gerem Sitzen in Auto, Bahn oder Flieger entstauen. Und die Beine nicht nur unterwegs schön schlank halten.

Weitere Infos

Der Venen-Trainer kostet 14,40 Euro. Info- und Bestelladresse: Dr. Winkler GmbH & Co. KG, Industriestr. 8, 83404 Ainring, Tel. 0 86 54/80 88, dr-winkler-kg.de Im nächsten Heft: ein neuartiges Massagegerät für einen relaxten Nacken. Folge verpasst? Dann klicken Sie auf www.vital.de/vital-test

Gleich vorweg: Im Sitzen ist der Trainingseffekt für die Gefäße nicht wirklich effektiv, finde ich. Das bewährte Luftwippen mit den Füßen – deutlich besser. Auch die stehende Übungsvariante schwächelt: Sogar nach vierwöchigem Pumpen auf den beiden Luftkammern – am Tag komme ich auf ehrgeizige 20 Minuten – habe ich nicht den Eindruck, meine Venen gut entstaut zu haben. Was ich als chronische Schreibtischtäterin dringend nötig hätte. Da lobe ich mir doch die uralte Übung: Im Stehen auf die Zehenspitzen stellen und die Füße langsam absenken. Das jedenfalls schaffen meine Wadenmuskeln nicht 20 Minuten am Stück. Für mich mehr als ein Indiz dafür, dass der Venen-Trainer zu lasch rangeht. Es fehlt eben das Abrollen der Füße.

Fazit: Der aufgeblasene Venen-Coach schadet den Gefäßen zwar nicht, glänzt aber auch nicht gerade als Muskel-Wunder. Da halte ich es lieber mit bewährter Fußgymnastik. Apropos: Meine Füße sind dank des Venen-Trainers keine Kaltzone mehr. Immerhin.