Alzheimer: Die häufigste Form der Demenz
55 Millionen Menschen weltweit leiden an Demenz – das sind die aktuellen Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die häufigste Form demenzieller Erkrankungen ist Alzheimer. Alzheimertests und Demenztests, von denen viele in Deutschland entwickelt wurden, erlauben es Ärzten und Ärztinnen Diagnosen zu stellen und Erkrankungen früh zu erkennen.
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In Deutschland lebten 2021 etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen litten unter Alzheimer. Wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft warnt, könnten ohne neue Präventions- und Therapiemaßnahmen bis zum Jahr 2050 hierzulande 2,8 Millionen Menschen von Alzheimer und Demenz betroffen sein – für das Gesundheitssystem und die Pflege, aber auch für Angehörige, die oft viele Jahre die Pflege von Eltern, Großeltern oder Geschwistern übernehmen, eine echte Herausforderung.
Was löst Alzheimer aus? Jahrzehntelanger Forschung ist es zu verdanken, dass wir heute zumindest wissen, warum Nervenzellen im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen absterben. Verantwortlich für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn sind Eiweißablagerungen. Das sogenannte Beta-Amyloid lagert sich in Form von Plaques zwischen den Nervenzellen ab. Ein weiteres Protein, das Tau-Protein, kann ebenfalls unauflösliche Ablagerungen zwischen den Nervenzellen bilden. Diese Plaques führen dazu, dass die Zellen mit der Zeit absterben.
Alzheimertest: Diese Möglichkeiten der Diagnose gibt es
Um Alzheimer sicher zu diagnostizieren, müssen Ärzte und Ärztinnen verschiedene Maßnahmen und Methoden anwenden. Eine wichtige Maßnahme ist die Anamnese, bei der im Gespräch mit den Patienten und Patientinnen Symptome und persönliche Eindrücke der geistigen Fähigkeiten besprochen werden. Auch familiäre Hintergründe werden mit Blick auf bekannte Fälle von Demenz und Alzheimer beleuchtet.
Um die geistigen und kognitiven Fähigkeiten objektiv untersuchen zu können, wurden in der Medizin eine Reihe von Alzheimertests entwickelt. Mit diesen Alzheimertests werden verschiedene Bereiche der kognitiven Funktionsfähigkeit geprüft. Einige der bekanntesten Tests und Fragen, die während des Alzheimertests gestellt werden, finden Sie hier.
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MMST (Mini-Mental-Status-Test)
Der Mini-Mental-Status-Test ist ein Schnell-Screening, mit dem Experten in etwa 10 Minuten einen guten Überblick über die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen mit Verdacht auf Alzheimer oder Demenz bekommen können.
Bei dem Test werden 30 Fragen oder Handlungsanweisungen gestellt. Für jede richtig beantwortete Frage oder korrekt ausgeführte Anweisung gibt es einen Punkt. Die Auswertung erlaubt eine Einschätzung über den Grad der Demenz:
- 30 bis 27 Punkte: Keine Demenz
- 26 bis 20 Punkte: Leichte Demenz
- 19 bis 10 Punkte: Mittelschwere Demenz
- 10 bis 0 Punkte: Schwere Demenz
Die 30 Fragen des MMST werden in fünf Kategorien eingeteilt: Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Rechenfähigkeit, Erinnerungsfähigkeit und Sprache.
- Orientierung: Der Patient oder die Patientin wird gefragt, das aktuelle Datum, den Tag der Woche, den Ort und einige Details über den Ort zu nennen.
- Wie ist das heutige Datum?
- In welcher Jahreszeit befinden wir uns?
- Welches Jahr ist gerade?
- Welcher Wochentag ist heute?
- Welcher Monat ist gerade?
Danach folgen Fragen zur Lokalität, etwa in welchem Bundesland wir uns gerade befinden, in welcher Stadt, wie der Stadtteil heißt und in welcher Einrichtung wir uns gerade befinden.
- Registrierung: Der Patient oder die Patientin wird gebeten, drei einfache Wörter zu wiederholen und sich diese zu merken. Häufig werden die Worte „Apfel“, „Cent“, „Tisch“ benutzt.
- Aufmerksamkeit und Rechenfähigkeit: Der Patient oder die Patientin wird aufgefordert, von 100 in Siebener-Schritten rückwärts zu zählen. Nach den ersten fünf genannten Zahlen wird gestoppt. Für jede richtige Zahl gibt es einen Punkt.
- Gedächtnis: Der Patient oder die Patientin wird aufgefordert, die drei Wörter zu wiederholen, die im Registrierungstest gegeben wurden.
- Sprache: Der Patient oder die Patientin wird aufgefordert, einen einfachen Satz zu wiederholen, einen komplexen Befehl auszuführen, etwas zu lesen und zu schreiben und ein Objekt zu identifizieren und zu benennen. Oft werden hier Handlungsaufforderungen gegeben wie: „Nehmen Sie ein Blatt Papier, falten Sie es diagonal und lassen Sie es zu Boden fallen.“
DemTec-Test bei Demenz und Alzheimer
Der DemTect-Test ist ein einfacher, aber effektiver kognitiver Screening-Test zur Erkennung von milder kognitiver Beeinträchtigung und Demenz, einschließlich Alzheimer. Der Test dauert etwa 8 bis 10 Minuten und besteht aus fünf Aufgaben, die verschiedene kognitive Fähigkeiten abdecken:
- Wortliste: Der Patient oder die Patientin wird gebeten, zehn Wörter zu lernen und sofort nachzusagen. Dies testet das Kurzzeitgedächtnis.
- Zahlenumwandlungsaufgabe: Der Patient oder die Patientin muss große Zahlen in Worte umwandeln – also 2023 in „Zweitausenddreiundzwanzig“ und andersherum. Dies testet die geistige Flexibilität.
- Wortflüssigkeitsaufgabe: Der Patient oder die Patientin muss so viele Wörter wie möglich nennen, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen, innerhalb einer Minute. Dies testet die sprachliche Fähigkeit.
- Wiederholung der Wortliste: Der Patient oder die Patientin wird gebeten, die zehn Wörter vom Anfang des Alzheimertests erneut nachzusagen. Dies testet das Gedächtnis.
- Zahlenfolge rückwärts wiederholen: Der Patient oder die Patientin muss eine siebenstellige Zahl rückwärts nachsprechen. Dies testet die Arbeitsgedächtnisleistung.
Jede Aufgabe hat eine maximale Punktzahl und die Gesamtpunktzahl des Tests liegt zwischen 0 und 18. Eine höhere Punktzahl deutet auf eine bessere kognitive Leistung hin. Ein Ergebnis von 13 oder weniger kann auf eine milde kognitive Beeinträchtigung hinweisen, während ein Ergebnis von 9 oder weniger auf demenzielle Erkrankungen hinweisen kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der DemTect-Test nur ein Screening-Tool ist und keine definitive Diagnose stellen kann. Für eine genaue Diagnose sind weitere Untersuchungen und Tests erforderlich.
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MoCa-Test bei Verdacht auf leichte Demenz
Der Montreal Cognitive Assessment (MoCA) Test ist ein weit verbreitetes Screening-Instrument zur Erkennung von kognitiven Beeinträchtigungen, einschließlich Demenz und Alzheimer-Krankheit. Der Test dauert etwa 10 bis 15 Minuten und umfasst eine Reihe von Aufgaben, die verschiedene kognitive Fähigkeiten testen.
- Kurzzeitgedächtnis-Rückruf: Beinhaltet das Lernen und Wiederholen von fünf Wörtern und eine Verzögerung von fünf Minuten, gefolgt von einem erneuten Abruf der Wörter.
- Visuelle Raum-Zeit-Funktionen: Dazu gehören eine Uhr-Zeichnungsaufgabe und eine dreidimensionale Würfelaufgabe.
- Exekutivfunktionen: Dazu gehören eine Trail-Making-Aufgabe (Verbinden von Zahlen und Buchstaben in einer bestimmten Reihenfolge), eine phonematische Wortflüssigkeitsaufgabe (so viele Wörter wie möglich nennen, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen) und eine Abstraktionsaufgabe (Gemeinsamkeiten zwischen zwei scheinbar unzusammenhängenden Objekten identifizieren).
- Aufmerksamkeit, Konzentration und Arbeitsgedächtnis: Dazu gehören eine Vorwärts- und Rückwärts-Digital-Span-Aufgabe und eine Vigilanz-Aufgabe.
- Sprache: Dazu gehören eine Benennungsaufgabe mit niedriger Vertrautheit Tieren und eine Satzwiederholungsaufgabe.
- Orientierung: Der Patient oder die Patientin wird gebeten, das aktuelle Datum und den Ort zu nennen.
Die maximale Punktzahl für den MoCA-Test ist 30. Eine Punktzahl von 26 oder höher wird allgemein als normal angesehen. Eine Punktzahl unter 26 kann auf eine milde kognitive Beeinträchtigung hinweisen, während eine noch niedrigere Punktzahl auf eine mögliche Demenz hindeuten kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der MoCA-Test nur ein Screening-Tool ist und keine definitive Diagnose stellen kann. Weitere Untersuchungen und Tests sind für eine genaue Diagnose erforderlich.
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Diagnose von Alzheimer und Demenz mit MRT und CT
Zur sicheren Diagnose einer Demenz oder Alzheimer kommen neben den Alzheimertests mitunter auch bildgebende Untersuchungen hinzu. Mit einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) kann das Gehirn von Betroffenen untersucht werden.
Auf den entstandenen Bilder des Gehirns lässt sich etwa erkennen, ob Blutungen oder Veränderungen des Gehirns wie Tumore mitunter für die Gedächtnisstörungen verantwortlich sind. Bei fortgeschrittenen Stadien der Alzheimer-Krankheit sind typische Veränderungen des Gehirns ersichtlich.
Bedenken Sie, dass Alzheimertests wie die vorgestellten nur eine grobe Einschätzung erlauben. Sie sollten immer von Fachpersonen durchgeführt und ausgewertet werden und ersetzen eine ärztliche Diagnose nicht.