Daraus besteht Urin
Die Nieren haben die Aufgabe, Schadstoffe und Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern. Diese Stoffe werden über den Urin ausgeschieden, der zu 95 Prozent aus Wasser besteht. Die restlichen fünf Prozent sind Harnstoff, Salze, Hormone und Farbstoffe. Die gelbe Farbe kommt vom Gallenfarbstoff Bilirubin, welcher ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs ist.
Weißlich, trüber Urin
In weißlich-trübem Urin sind weißlich färbende Urinpartikel vorhanden. Diese können auf eine Fehlfunktion der Nieren, sowie auf Wundprozesse im Bereich der Harnwege hindeuten. Möglich ist auch, dass der weißlich-trübe Urin in Verbindung mit Geweberückständen steht.
Durchsichtiger bis heller Urin
Eine hellgelbe Farbe ist optimal und normal. Sie zeigt, dass Sie ausreichend trinken und es keine Anzeichen für Erkrankungen gibt.
Hellgelber bis dunkelgelber Urin
Ein leicht kräftiger Gelbton ist ebenfalls kein Grund zur Sorge. Ihre Flüssigkeitszufuhr ist normal, sollte aber auch nicht weniger sein. Nahrungergänzungsmittel können den Urin kräftig gelb färben. Dazu gehören Präparate mit Vitamin B2 und B12, sowie Vitamin D. Bei hohen Dosen Vitamin B12 kann sich der Urin auch leicht rötlich verfärben. Im Zweifel lassen Sie die Symptome von einem Arzt abklären.
Orange bis brauner Urin
Ein dunkler, orangener Urin kann zunächst auf eine zu geringe Trinkmenge hindeuten.
Hepatitis A,B, C, D oder E
Ändert sich die Urinfarbe trotz vermehrter Flüssigkeitszufuhr nicht, kann dies auf eine Erkrankung der Leber, z.B. Hepatitis A, B, C, D oder E hindeuten. Hepatitis A, B, C und D äußern sich häufig durch Anzeichen wie:
- Abgeschlagenheit
- Appetitlosigkeit
- Kopf-, Muskel-, und Gelenkschmerzen
- Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber
- Abneigung gegen Fett und Alkohol.
Orange verfärbter Urin entsteht zudem häufig, wenn die Gallenblase vermehrt den Gallenfarbstoff Bilirubin ausscheidet. Das geschieht, wenn der Gallengang, z.B. duch Gallensteine entzündet oder gar verschlossen ist.
Das Antibiotikum Nitrofurantoin kann den Urin orange bis braun verfärben.
Durch zu viel Betacarotin (z.B. in Karotten) kann sich der Urin leicht orange verfärben.
Brauner bis schwarzer Urin
In Medikamenten für die Parkinson-Krankheit sind die Wirkstoffe L-Dopa oder alpha-Methyldopa enthalten, welche den Urin bräunlich bis schwarz färben können. Auch bei der erbbaren Stoffwechselerkrankung Alkaptonurie ist der Urin verfärbt. Ursache dafür ist ein Enzymdeffekt, wodurch die sogenannte Homogentisinsäure nicht umgewandelt werden kann, sich daher im Blut anreichert und durch Kontakt mit Luft den Urin verfärbt.
Bei schwarzem Hautkrebs ("Malignes Melanom") im fortgeschrittenen Stadium kommt es zudem häufig vor, dass sich das Pigment Melanin in einer Vielzahl abbaut und über den Urin ausgeschieden wird.
Eine andere Ursache für braunen Urin, welche lebensbedrohlich werden kann, ist die sogenannte Rhabdomyolyse. Dabei geht eine Art Mantel, der die Muskelzellen umgibt, kaputt und drückt den Muskelinhalt nach außen. Das kann durch zu heftiges Training passieren. Die kaputten Zellen geben den Muskelfarbstoff Myoglobin ab, welcher zu einer Überschwemmung der Nieren führt. Der Urin färbt sich braun. Der Farbstoff greift in großen Mengen die Nierenzellen an, verstopft kleinste Gefäße, sodass der Urin nicht mehr abfließen kann. Nierenversagen droht. Eine Rhabdomyolyse fühlt sich oftmals erst wie Muskelkater an, allerdings werden die Beschwerden immer stärker und auch das betroffene Gewebe kann anschwellen.
Grüner und blauer Urin
Diese Farben sind seltener im Urin zu finden, können jedoch durch bestimmte Arzneimittel auftreten. Amitriptylin (Antidepressiva), Propofol (Narkotika), Indometacin (Antirheumatika) oder Mitoxantron (Krebs-Therapie) können diese Färbung des Urin begünstigen.
Sogar Lebensmittelfarben wie Brillantblau FCF (E133) oder Patentblau V (E131) können sauren Urin grünlich verfärben. Auch der Farbstoff Methylblau, der aus Asien stammt und in Europa nicht zugelassen ist, kann den urin grün färben. Dieser steckt z.B. in asiatischen Süßigkeiten, die aus dem Urlaub mitgebracht werden.
Roter Urin
Rot gefärbter Urin deutet auf den ersten Blick auf Blut hindeuten. Die Ursachen dafür können Nierenerkrankungen wie Nierensteine oder eine Nierenentzündung sein. Harnwegsinfekte wie eine Blasenentzündung, Nebenwirkungen von Medikamenten, Gefäßerkrankungen oder Fremdkörper in der Harnröhre können ebenfalls Blut im Urin verursachen. Um die genaue Ursache festzustellen und ggf. weitere Erkrankungen auszuschließen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Harmlos ist rötlicher Urin, wenn er durch den übermäßigen Verzehr von Rote Bete oder Brombeeren auftritt. Auch das Antibiotikum Rifampicin kann roten Urin verursachen. Eine weitere Ursache für roten Urin können Muskelschädigungen, z.B. durch Quetschungen, sein. Über das Lymphsystem und das Blut wird das Muskelprotein Myoglobin abgebaut und über den Urin ausgeschieden. Myoglobin ist übrigens für die rötliche Farbe bei medium gebratenem Steak verantwortlich.
Urinteststreifen
Ist Ihr Urin verfärbt können Sie anhand Urinteststreifen aus der Apotheke noch weitere Bestandteile testen. Diese Streifen liefern in kürzester Zeit Informationen über die Inhaltsstoffe und geben Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen.
Das testet der Urinstreifen:
- Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
- Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
- Eiweiß-Gehalt
- Ketone (Abbauprodukt von Fettsäuren)
- Glucose-Gehalt (Zucker)
- PH-Wert
Diagnose und Behandlung
Um eine Diagnose stellen zu können, nimmt ein Urologe oder Nephrologe eine Urinprobe und untersucht diese zunächst mit einem Teststreifen. Unter dem Mikroskop wird anschließend nach Bestandteilen, z.B. Bakterien, gesucht, die sonst nicht in den Urin gehören. Es kann sinnvoll sein, die Harnstoffkonzentration zu messen. Dafür sammelt der Patient 24 Stunden seinen Urin in einem Gefäß. Dieser wird analysiert und gibt Rückschlüsse auf die Filterleistung der Nieren.
Behandelt wird dunkler Urin mit entsprechenden Maßnahmen, wenn die richtige Diagnose gestellt wurde. Bei Flüssigkeitsmangel wird viel trinken empfohlen. Bei Leber- und Gallenerkrankungen wird der Patient mit Medikamenten behandelt. Sollten Gallensteine die Ursache sein, werden diese operativ oder bei einer Spiegelung entfernt. Sollte eine Entzündung vorliegen, verschreibt der Arzt ein Antibiotikum.