Kleiner Wundenguide

Kleiner Wundenguide

Wie schnell ist es passiert: Das Tomatenmesser rutscht ab, der Kaffee kippt um - schon ist eine Verletzung da. Viele wissen bei solchen Bagatell-Unfällen nicht gut Bescheid. Wir sagen, wie sie richtig behandelt werden.

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Wundenguide

Schürfwunden

Sie sind meist harmlos, können aber ziemlich wehtun.

Heftiger Hautkontakt mit dem Asphalt – schon haben Sie eine Schürfwunde. Die obers te Hautschicht (Epidermis) wurde abgetragen, gleichzeitig wurden feinste Blutgefäße verletzt, Nerven enden freigelegt. Deshalb bluten und schmerzen Schürfwunden oft so stark. Ein Trost: Sie sehen meist schlimmer aus, als sie sind.
Nicht so:
Bei Schürfwunden heißt es oft: „Bloß kein Pflaster, da muss Luft ran.“ Irrtum.
Sondern so:
Nur wenn die Wunde durch ein Spezialpflaster feucht gehalten wird, sinkt die Zahl der Entzündungszellen. Schmutz mit sterilem Tupfer, Steinchen mit der Pinzette entfernen. Wunde desinfizieren und mit einem Hydrokolloidpflaster (Apotheke, gut sortierter Drogeriemarkt) abdecken.

Platzwunden

Innerhalb von zwei Stunden immer ab zum Arzt.

Stumpfe, direkte Kraft dehnt die Haut so weit, bis sie platzt. Passiert meist da, wo direkt darunter Knochen liegen, etwa am Kopf bei einem Sturz.
Nicht so:
Die Wundränder einfach mit einem Pflaster zusammenziehen.
Sondern so:
Blutet die Wunde nur schwach, offen lassen und zum Arzt gehen. Bei stärkeren Blutungen vorher eine sterile Kompresse auflegen und mit einem Mullverband fixieren.

Schnittwunden

Der Daumen muss am häufigsten dran glauben

Autsch! Mit dem Messer statt in die Zwiebel zack! in den Finger ge säbelt: Schnittwunden mit scharfen Gegenständen wie Messern sind die häufigsten mechanischen Alltagsverletzungen überhaupt.
Nicht so:
Viele lecken den Schnitt ab. Doch dadurch dringen infektiöse Mundkeime in die Wunde.
Sondern so:
Ist die Blessur kürzer als einen Zentimeter, sterile Kompresse auf die Wunde drücken, bis die Blutung stoppt. Desinfizieren, ein antibakterielles Wundgel (Apotheke) aufstreichen, mit einem Pflaster abdecken.

Prellungen

Unter den Sportverletzungen die Nummer eins

Ob durch einen Tritt, Sturz oder Schlag: Bei einer Prellung wird in der Regel weiches Gewebe (z.B. Muskeln) gegen festere Strukturen gedrückt. So entsteht eine innere Wunde, aus Blutund Lymphgefäßen tritt Flüssigkeit aus. Die Folge: Bluterguss und Schwellung.
Nicht so:
Kalte Quarkauflagen sollen das Gewebe durch Kälte abschwellen lassen. Quark leitet Wärme aber nur unzureichend aus.

So heilt sich die Haut selbst

Phase 1:
Blutplättchen (Thrombozyten) und körpereigene Gerinnungsfaktoren bilden eine Art Pflaster, verschließen die Wunde.

Phase 2:
Die Blutgefäße im Wundbereich weiten sich zwei bis vier Stunden nach der Verletzung. Fresszellen (Makrophagen) wandern ein und bekämpfen Eindringlinge. Es bildet sich Wundsekret, das Enzyme, Antikörper, Wachstumsfaktoren und andere Substanzen enthält, die den Heilungsprozess fördern.

Phase 3:
Ab dem vierten Tag bilden sich neue Zellen. Die Wunde wird von innen her aufgefüllt.

Phase 4:
Die Läsion verschließt sich durch rosafarbenes, neues Gewebe. Der Schorf löst sich.

Phase 5:
Das neue Gewebe wird blasser und fester. Nach etwa drei Monaten ist es voll belastbar.


Sondern so:
Sofort ca. 20 Minuten mit Coldpacks aus der Apotheke kühlen. Ein Handtuch zwischen Eispackung und Haut verhindert Erfrierungen. Die Kälte zieht die Blutgefäße zusammen. Den betroffenen Körperteil hoch lagern.

Bisswunden

Rund 50000-mal pro Jahr beißen Hunde und Katzen zu

Tierbisse verursachen tiefe Wunden durch spitze Zähne und lösen durch Keime im Speichel Infektionen aus.
Nicht so: Hochprozentiger Alkohol soll die Keime vernichten. Doch Alkohol ist viel zu aggressiv, bringt medizinisch wenig.
Sondern so:
Wunde sofort mit Wasser oder einer Desinfektionslösung (Apotheke) ausspülen. Mit einem keimfreien Tuch ab decken. Wichtig: Tetanus-Impfschutz überprüfen. Immer zum Arzt gehen.

Verbrennungen

Ab 45 Grad entstehen schmerzhafte Rötungen

Ein brennendes Streichholz kann schuld sein, auch der verschüttete Tee: Bei einer leichten Verbrennung reagiert nur die Oberhaut mit Rötung, Schwellung und Schmerzen. Eine schwerere Verbrennung schädigt auch die darunterliegende Lederhaut, es bilden sich Brandblasen.
Nicht so:
Butter oder Mehl sollen die Heilung beschleunigen. Brandblasen werden oft aufgestochen. Beides erhöht die Infektionsgefahr.
Sondern so:
Leichte Verbrennungen ca. 20 Minuten unter kaltem Wasser kühlen. Brandgele oder Gelpflaster schützen vor Infektionen.

Verätzungen

Spülen, spülen und noch mal spülen!

Im Haushalt wimmelt es nur so von ätzenden Chemikalien (meist Säuren und Laugen), etwa in Abflussreinigern oder Lackentfernern. Sie schädigen die Haut wie eine Verbrennung und verursachen ähnliche Symptome.
Nicht so: Hausmittel wie Milch oder Salzwasser neutralisieren angeblich die ätzenden Chemikalien. Aber: Gerade dadurch werden sie in tiefere Hautschichten gespült und dort fixiert.
Sondern so: Verätzte Kleidungsstücke vorsichtig entfernen. Wunde unter lauwarmem Leitungswasser mindestens 10 Minuten spülen. Das Wasser sollte aus der Wunde abfließen können, ohne gesunde Haut zu berühren.

Wundschutz für zu Hause und auf Reisen

Nur jeder zweite Deutsche hat optimale Mittel zur Wundversorgung zur Hand. Das brauchen Sie:

  • Verbandmaterial Sterile Wundkompressen, Mullbinden, Pflaster (z.B. von Hansaplast), elastische Binden, Klebeband, Schere, Splitterpinzette. Tücher, die mit Aluminium bedampft sind, verkleben bei Verbrennungen nicht mit der Wunde.
  • Desinfektionsmittel auf Jodbasis.
  • Salben mit Panthenol fördern die Wundheilung. Der Wirkstoff Tyrothricin (z.B. „Tyrosur“, Apotheke) tötet zusätzlich auch noch Keime.
  • Wundgele kühlen, beruhigen und schaffen ein heilungsförderndes Wundklima (z.B. „Linola Wundgel“).
  • Wundpuder Ideal für Schürf- und frische Schnittwunden.

Kein Wasser? Ätzsubstanzen mit Mulltupfern entfernen. Danach zum Arzt gehen.

Wunden durch Fremdkörper

Nicht selbst herumdoktern – sie sind ein Fall für den Arzt

Größere Holzsplitter, Steinchen oder Strandmuscheln bohren sich allzu gern in die Haut. Sie verursachen Schmerzen und Entzündungen.
Nicht so: Wer versucht, den Fremdkörper selbst herauszuziehen, verschlimmert das Problem, der Eindringling kann mitsamt Krankheitserregern noch weiter ins Gewebe gedrückt werden oder abbrechen.
Sondern so: Der Fremdkörper bleibt da, wo er ist. Die Wunde ringsum keimfrei abdecken. Ragt er heraus, mit Mullbinden drum herum abpolstern. Immer vom Arzt entfernen lassen.

Stärker blutende Wunden

Die müssen kräftig unter Druck gesetzt werden

Wenn die Wunde stark blutet, großflächig oder tief ist, kann es zu einem bedrohlichen Blutverlust kommen.
Nicht so: Einfach ein Pflaster oder eine Mullbinde drauf und abwarten.
Sondern so: Die Wunde nicht reinigen, hoch lagern, mit einem sterilen Druckverband bedecken und sich sofort zum Arzt fahren lassen.

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